Schließung der Eifelhöhen-KlinikKritik vom Landrat – „Jetzt steht da eine Ruine“

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Eifelhöhen Klink 3

Die Eifelhöhen-Klinik wird schließen.

  • Die Schließung der Eifelhöhen-Klinik ist beschlossene Sache. Über 230 Mitarbeiter wurden gekündigt.
  • Kritik gibt es jetzt von Landrat Günter Rosenke - ihm tun vor allem die Mitarbeiter leid, die sich zuletzt so ins Zeug gelegt haben.

Nettersheim-Marmagen – Landrat Günter Rosenke erfuhr am Dienstagmittag während einer Tagung in Aachen von dem endgültigen Aus der Eifelhöhen-Klinik. Er sei von Insolvenzverwalter Dr. Mark Boddenberg informiert worden, sagte der Landrat: „Das ist ein Schock.“ 

Herr Landrat, die Stimmung unter den Mitarbeitern der Klinik ist schlecht. Wie kann den Menschen geholfen werden?

Ich verstehe die Sorgen der Beschäftigten sehr gut. Dass die Eifelhöhen-Klinik einen guten Ruf hat, ist alleine ihr Verdienst. Sie sind das Opfer einer falschen Unternehmenspolitik. Der Kreis Euskirchen wird alles tun, um ihnen bei der Suche nach einer neuen Beschäftigung zu helfen. Ich bin sehr froh, dass die Agentur für Arbeit bereits vor Ort ist, um den Mitarbeitern zu helfen. Auch die beiden Krankenhäuser in Euskirchen und Mechernich/Schleiden haben die Pflegekräfte bereits um Bewerbungen gebeten.

Die Pflegerinnen und Pfleger machen Ihnen also weniger Sorgen?

Es ist nie schön, wenn man seinen Arbeitsplatz unfreiwillig verlassen muss. Die Bitten um Bewerbungen zeigen aber, dass Pflegekräfte dringend gesucht werden. Mehr Sorgen bereiten mir die anderen Berufe, etwa Servicekräfte, Verwaltung oder Küchenmitarbeiter. Wer da um die 60 Jahre alt ist, wird sich womöglich mit dem Thema Vorruhestand beschäftigen müssen. Es mag da noch die eine oder andere Stelle geben, das wäre aber ein Glücksfall.

Aber wir tun, was wir können. Umschulungen könnten beispielsweise für einige Mitarbeiter eine Alternative sein. Als Aufsichtsratsvorsitzender der Regionalverkehr Köln GmbH kann ich nach Rücksprache mit meinem Geschäftsführer nur sagen: Wir suchen händeringend Busfahrer! Wer sich vorstellen kann, sich zum Busfahrer umschulen zu lassen, der ist bei uns herzlich willkommen.

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Sie sind in Ihrem ersten Statement hart mit der Eifelhöhen-Klinik ins Gericht gegangen...

..dazu stehe auch. Ich habe, seitdem wir die Klinik wegen hygienischer Mängel im November zeitweise haben schließen müssen, versucht, mit der Geschäftsführung Kontakt aufzunehmen. Doch von dort kam gar nichts.

Heißt das denn, dass die AG-Führung es nicht geschafft hat, ein Gespräch mit dem zuständigen Landrat des betroffenen Kreises zu führen?

Ja, genau das heißt es. Ich bin darüber sehr enttäuscht, ja auch wütend. Auch mit Herrn Hambücker (Geschäftsführer der Marmagener Eifelhöhen-Klinik, Anm. der Redaktion) hatte ich versucht, Kontakt aufzunehmen – ohne Erfolg. Er hatte sich nach seiner Einführung bei mir vorgestellt und zugesagt, dass wir sofort in Kontakt treten werden, wenn sich etwas Gravierendes ergibt.

Was aber gibt es Gravierenderes, als wenn rund 300 Menschen ihren Job verlieren? Es gab keinen Rückruf, nichts. Das ist doch kein Umgang. Ich kann es verstehen, dass man aus Krankheitsgründen ein Gespräch absagt, aber doch nicht über einen so langen Zeitraum. Da lobe ich mir im Gegensatz dazu die Zusammenarbeit mit der Verwaltungsleitung und dem Betriebsrat, namentlich mit Stephan Potthoff und Mike Milz. Die beiden haben gemeinsam mit ihrem Team alles in die Waagschale geworfen, was möglich war.

Ist das jetzt die Stunde der Politik, was den Fortbestand des Gebäudes und dessen weitere Nutzung angeht?

Sie können davon ausgehen, dass der Kreis Euskirchen alles tut, um eine weitere Nutzung zu gewährleisten. Dazu müssen wir aber erst einmal wissen, wem das Gebäude gehört. Wir gehen davon aus, dass die Eifelhöhen-Klinik AG der Besitzer ist, ihren Pflichten in den vergangenen Jahren aber kaum nachgekommen ist. Als Besitzer hat aber zunächst die Aktiengesellschaft das Sagen, nicht der Kreis und nicht die Politik.

Was wurde falsch gemacht in der Vergangenheit?

Die Eifelhöhen-Klinik wurde vor 45 Jahren errichtet, im Laufe der Jahre immer mal wieder erweitert. Allerdings hat man für die Substanzerhaltung und die Modernisierung viel zu wenig getan. Man erhält den Eindruck, dass die AG mit dem Geld aus Marmagen lediglich die anderen Kliniken der AG quersubventioniert hat.

Es scheint mir auch möglich, dass das Ding am Ende bewusst gegen die Wand gefahren wurde, weil der Investitionsstau zu groß geworden war.

Ist der Zustand des Gebäudes also der Hauptgrund dafür, dass kein Investor gefunden werden konnte?

Ich denke schon. Das Gebäude wird wohl grundentkernt werden müssen.

Könnte die Kreiskrankenhaus Mechernich GmbH Interesse an einer Übernahme haben?

Das halte ich für so gut wie ausgeschlossen. Das war vor ein paar Jahren schon mal thematisiert worden. Aber die Entscheidungsträger haben wegen der hohen Investitionskosten davon Abstand genommen. Inzwischen ist der Zustand ja nicht besser geworden.

Bleibt am Ende nur noch der Abriss?

Auch das ist nicht auszuschließen. Es wäre aber sehr schade. Die Klinik ist in den 70er-Jahren dort auch wegen des besonderen Standorts, wegen der guten Luft und der schönen Natur gebaut worden.

Böte sich da etwa ein Seniorenheim oder eine Altenwohnheim an?

Das wäre sicher eine gute Nutzung. Aber auch in diesem Fall müsste zunächst einmal ein Investor gefunden werden.in Blankenheim.

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