ProzessAngeklagter bereut Attacke mit Baseballschläger – Polizist schildert Angriff

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Am Abend der Attacke

Euskirchen/Bonn – Der rechte Arm, durch die Kugel aus einer Polizeipistole zertrümmert, liegt bewegungsunfähig auf dem Tisch der Anklagebank im Saal S 0.15 des Bonner Landgerichts, die verletzten Finger werden von einem Handschuh geschützt. Mit der linken Hand stützt der 41-Jährige immer wieder seinen Kopf. Er zittert am ganzen Körper.

Welch unbändigen Zorn dieser schmächtige Mann offenbar entwickeln kann, ist bei diesem Anblick im Gerichtssaal kaum vorstellbar. Aber die Anklage wirft ihm vor, am 10. November 2017 auf der Kessenicher Straße in Euskirchen mit einem Baseballschläger auf Streifenbeamte losgegangen zu sein, die ihn und seine Begleiter zuvor in einem schwarzen Mercedes gestoppt hatten. Es kam zu einem dramatischen Ausgang der Geschehnisse, die durchaus hätten tödlich enden können. Denn der psychisch gestörte Angeklagte hatte auf die Warnungen der Polizei nicht reagiert.

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Der 41-Jährige aus Blankenheim war an diesem Freitagabend mit einem Baseballschläger aus Metall bewaffnet sofort auf den Streifenwagen losgegangen und hatte in unbändiger Wut derart kräftig auf die Scheibe eingeschlagen, dass sie barst. Der Fahrer des Polizeiautos stieg schließlich aus und gab einen Warnschuss in die Luft ab. Doch davon blieb der Angreifer unbeeindruckt. Die Beamten mussten um ihre Gesundheit oder gar um ihr Leben fürchten. „Er stand kaum zwei Meter von mir entfernt und kam immer näher, mit dem Schläger drohend überm Kopf“, schilderte ein 46-jähriger Polizist am Freitag die dramatische Situation: „In diesem Moment habe ich an einen Schuss auf den Torso oder sogar an einen finalen, tödlichen Schuss gedacht.“

Drei Schüsse abgegeben

Tatsächlich jedoch hatte der Beamte die Courage, den Angreifer noch einmal mit einem Schuss auf den Boden zwischen den Beinen zu warnen. Doch auch das fruchtete nicht. Am Ende konnte der 41-Jährige nur mit drei Schüssen auf Bein und Arm, abgefeuert aus drei Polizeiwaffen, gestoppt werden. Der rechte Arm, mit dem er den Schläger gehalten hatte, wurde durch eine Kugel verletzt und ist bis heute nicht ausgeheilt. „Ich bin sehr traurig, dass ich so was gemacht habe“, bekannte der 41-Jährige vor Gericht.

Baseballschlaegerattacke

Im Gerichtssaal in Bonn

Sein Zorn habe an diesem Abend in Wirklichkeit seiner Lebensgefährtin gegolten, die ihn „wie eine Weihnachtsgans“ ausgenommen habe. Da er der Polizei zuvor telefonisch seinen Rachefeldzug angekündigt hatte, hatte die sofort zwei Streifenwagen in den Einsatz geschickt. Den einen, um den Mann auf der Anfahrt zur Lebensgefährtin zu stoppen, den anderen, um sie zu warnen.

Es war nicht die erste gefährliche Tat, die der Angeklagte in ungebremstem Zorn begangen hat. Im April 2017 hatte sogar ein SEK-Kommando eingreifen müssen, weil er versucht hatte, mit einer Gasflasche das Haus in Blankenheimerdorf, in dem er betreut wohnt, in die Luft zu sprengen. Auch sein Vermieter, der gleichzeitig sein Betreuer ist, hat Angst vor den Zornesausbrüchen des 41-Jährigen.

Wegen der Gefahr, dass er sich selbst oder anderen Schaden zufügen könnte, ist er vorläufig in einer psychiatrischen Klinik untergebracht. Die Bonner Richter müssen jetzt prüfen, ob der Mann, der seit seiner Kindheit an einer schweren Persönlichkeitsstörung leidet, endgültig weggesperrt wird.

Auch für die Polizisten hatte das Aufeinandertreffen mit diesem Mann Folgen. Zwar wurde gegen sie kein Ermittlungsverfahren eingeleitet, da sie eindeutig in Notwehr geschossen haben. Aber die drei Beamten, die Schüsse abgegeben haben, sind seit dem Vorfall traumatisiert. Sie leiden an Albträumen und Schlafstörungen und werden psychologisch betreut. Der 46-jährige Beamte, der so bedacht gehandelt hatte, ist bis heute dienstunfähig.

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