Endlich wieder vereintFamilie Schumacher kann gemeinsam Weihnachten feiern

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Sind froh, gemeinsam Weihnachten feiern zu können: Julyana (v. l.), Julien, Jessica, Joel, Amy und Kevin Schumacher.

Sind froh, gemeinsam Weihnachten feiern zu können: Julyana (v. l.), Julien, Jessica, Joel, Amy und Kevin Schumacher.

Schleiden-Oberhausen – Rechtzeitig vor den Weihnachtsfeiertagen ist die Familie Schumacher aus Oberhausen wieder vereint. Um ihren Sohn Joel vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus zu schützen, hatte Mutter Jessica mit dem Dreijährigen das Haus der Familie verlassen und war für fast drei Wochen zu Freunden nach Rheinland-Pfalz gezogen.

Joel ist seit seiner Geburt mehrfach schwer erkrankt und gehört nach Einschätzung mehrerer Ärzte zu den Menschen, die ein erhöhtes Risiko haben, schwer an Covid-19 zu erkranken. Trotzdem war der Antrag der Eltern, ihre älteste Tochter Julyana zu Hause zu unterrichten, vom Johannes-Sturmius-Gymnasium in Schleiden und vom Verwaltungsgericht Aachen abgelehnt worden. Bis zum Ferienende haben die Schumachers nun eine Galgenfrist. Wie es dann weitergeht, wissen sie noch nicht.

Heimunterricht der anderen Kinder

Die Schumachers hatten wegen des Gesundheitszustandes von Joel seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie neben der elfjährigen Julyana auch Tochter Amy (9) und Sohn Julien (7) zu Hause unterrichtet. Doch das Johannes-Sturmius-Gymnasium forderte schließlich die Teilnahme von Julyana am Präsenzunterricht und verwies auf die Vorgaben der Bezirksregierung Köln und ein Gutachten des Gesundheitsamtes des Kreises Euskirchen.

Es war zu dem Ergebnis gekommen, dass es bei Joel „keine Belege und sonstigen Hinweise auf eine Vorerkrankung“ gibt und er aus wissenschaftlicher Sicht kein Risikopatient sei. Dagegen schreibt der Hausarzt in seinem Attest vom Oktober, dass Joel „eine deutlich erhöhte Anzahl von Infektionen hat, die meist über mehrere Wochen gehen“. Auch von Herzrhythmusstörungen und Angstzuständen ist die Rede. Deshalb habe der Kleine schon vor dem ersten Geburtstag den Pflegegrad zwei zugesprochen bekommen.

Mutter verließ mit Sohn Joel die Familie

Das Verwaltungsgericht Aachen hatte sich aber der Argumentation des Kreis-Gesundheitsamtes angeschlossen. Daraufhin zog die Mutter mit Joel aus. „Mein Mann musste sich in der Zeit während seiner Arbeit um die anderen drei Kinder kümmern“, berichtet Schumacher.

Kurzfristig hatten die Eltern sogar überlegt, im Haus eine Mauer zu errichten, um die Mutter und Joel vom Rest der Familie zu separieren. „Doch das hätte nichts gebracht, denn wir haben ja nur eine Küche“, sagt Jessica Schumacher.

Schmerzhafte Trennung

„Die Zeit der Trennung war vor allem für die Kinder ein Höllentrip“, erzählt die Mutter. Joel habe jeden Abend geweint und geschrien und nach seinem Vater und den Geschwistern gefragt. „Da halfen auch keine Videotelefonate.“ Man merke es dem Kleinen immer noch an: „Er hat Verlustängste und klammert deshalb.“

Die Familie habe ja auch bis vor einigen Tagen nicht gewusst, ob sie sich an Weihnachten sehen könne. Seit vergangener Woche sind die Mutter und Joel nun wieder mit dem Rest der Familie zu Hause vereint. „Ärzte hatten uns geraten, nach dem letzten Schulbesuch fünf Tage zu warten und dann die drei anderen Kinder und meinen Mann testen zu lassen“, sagt Jessica Schumacher.

Diagnose: Asthma

Zwischenzeitlich war die Mutter mit dem Kleinen bei einem Kinderarzt in Aachen. „Der Arzt hat bei Joel Asthma bronchiale und ein Atopisches Ekzem festgestellt und Cortisonspray als Dauermedikation verschrieben. Das muss er nun täglich nehmen. Damit gehört er nach unseren Recherchen sehr wohl zu den Risikopatienten“, betont die Mutter. Doch als das Untersuchungsergebnis vorgelegen habe, sei die Widerspruchsfrist gegen die Entscheidung des Verwaltungsgerichts Aachen leider schon abgelaufen gewesen.

Sie werde nun mit ihrem Mann Kevin darüber nachdenken, ob sie einen neuen Antrag auf Befreiung von der Präsenzpflicht stellen. „Die Diagnose zeigt aber auf jeden Fall, dass wir nicht gesponnen haben“, unterstreicht Jessica Schumacher.

Forderung nach Mitspracherecht der Eltern

Die Entscheidungen der Politik kann sie nicht nachvollziehen: „Plötzlich ist dann doch die Aufhebung der Präsenzpflicht für alle Schüler möglich. Vorher hieß es uns gegenüber immer wieder, wir müssten mit dem Risiko einer Infektion leben.“ Sie sei nicht dafür, die Schulen zu schließen: „Es gibt aber nicht nur Schwarz und Weiß. Eltern müssen mitentscheiden können, ob sie ihre Kinder in so einer Ausnahmesituation zur Schule schicken.“

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Nun freut sich die Familie auf die gemeinsamen Weihnachtstage, in denen viel gespielt und gelacht werden soll. Auch Ausflüge mit dem Hund sind geplant. „Wie es nach dem Ferienende weitergeht, müssen wir sehen“, sagt Jessica Schumacher. Ein Bett für Joel und einige Möbel hat die Mutter vorsichtshalber bei ihren Freunden in Rheinland-Pfalz stehen gelassen.

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