Plattform für kleine UnternehmenStadt Schleiden bietet digitale Ausbildungsbörse an

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Mit einer Ausbildungsbörse für Schleiden und die umliegenden Kommunen wollen Bianka Renn und Ingo Pfennings (r.) den Fachkräftemangel in der Region lindern. Sam Saurbier ist einer von elf Azubis, der zurzeit bei der Stadt Schleiden beschäftigt ist.

Mit einer Ausbildungsbörse für Schleiden und die umliegenden Kommunen wollen Bianka Renn und Ingo Pfennings (r.) den Fachkräftemangel in der Region lindern. Sam Saurbier ist einer von elf Azubis, der zurzeit bei der Stadt Schleiden beschäftigt ist.

Schleiden – Manchmal muss man eben aus der Not eine Tugend machen: Bianka Renn, Wirtschaftsförderin der Stadt Schleiden, wollte ursprünglich im vergangenen Jahr im Kurhaus in Gemünd die erste Ausbildungsbörse veranstalten. Als die dann wegen der Corona-Pandemie ins Wasser fiel, kam sie auf die Idee, das bislang kleine Angebot in dem Bereich auf der Internetseite der Stadt auszubauen. „Begonnen haben wir einmal mit acht Betrieben. Jetzt sind auf der Seite bereits rund 50 Praktika- und Ausbildungsplätze eingestellt“, erklärt Renn. Die Plattform sei ein voller Erfolg.

„Der Fachkräftemangel ist ein großes Thema. Nur wenige junge Menschen interessieren sich noch für eine praktische Ausbildung“, betont Renn. Viele hielten ein Abitur mit Studium für die bessere Wahl. Um diesem Trend zu begegnen, hatte die Wirtschaftsförderin, unterstützt vom Bürgermeister, 2019 unter anderem die ersten Lehrstellenangebote von Betrieben auf die städtische Internetseite gestellt. „Im vergangenen Jahr sollte dann im Gemünder Kurhaus die erste Präsenzmesse stattfinden“, berichtet die Teamleiterin. Die Veranstaltung sollte gleich eine Woche lang dauern. „In den Tagen vor der Messe sollten Azubis aus verschiedenen Betrieben den Schülern ihre Berufe vorstellen. Zum Abschluss war dann die Messe geplant“, so Renn.

„Last-Minute-Azubibörse“ als Online-Angebot

Pfennings ergänzt: „Im Kurhaus sollte es neben den Ständen der Firmen auch Gesprächsecken geben, in denen interessierte junge Leute und Mitarbeiter der Betriebe sich ungestört unterhalten konnten.“ Vorträge über Werdegänge und Verdienstmöglichkeiten in unterschiedlichen Branchen sollten das Angebot abrunden und auch für Eltern interessant machen. Doch die Planungen mussten schließlich wegen Corona begraben werden. Im Herbst vergangenen Jahres fand dann online zum ersten Mal eine „Last-Minute-Azubibörse“ statt. „Die ist gut angekommen“, berichtet Renn.

Schaufenster

In Kürze will die Stadt Schleiden ein digitales Unternehmensschaufenster einrichten. Dann soll auf der Facebook-Seite der Stadt jede Woche ein anderes Unternehmen vorgestellt werden. (wki)

Nachdem die Messe im Kurhaus abgesagt werden musste, entschied sich die Teamleiterin, die digitale Plattform auf der Internetseite der Stadt auszubauen. So können jetzt nicht nur Firmen aus dem Schleidener Stadtgebiet ihre Lehrstellen anbieten, sondern auch Betriebe aus den angrenzenden Kommunen Kall, Hellenthal und Simmerath. Die Angebote sind unterteilt in technische, kaufmännische, handwerkliche und soziale Berufe. Außerdem gibt es Praktikumsplätze und auch duale Studiengänge. Auszubildende und Mitarbeiter von Betrieben geben in kurzen Interviews Einblicke in verschiedene Berufe. Bürgermeister Pfennings hatte eigens ein Video gedreht und so für das Format geworben.

Plattform für kleine Unternehmen

Renn betont, dass es nicht darum gehe, großen Ausbildungsbörsen Konkurrenz zu machen: „Wir spielen in einer anderen Liga. Wir wollen den vielen kleinen Handwerksbetrieben, die oft keine Zeit und kein Personal haben, um an diesen Messen teilzunehmen, eine Plattform geben.“ Die sind für die Wirtschaftsförderin von großer Bedeutung: „Es geht um kleine Handwerksbetriebe vom Bäcker über den Dachdecker und Heizungsbauer bis zum Metzger. Diese Unternehmen sind die, die die Stadt am Leben halten.“ Natürlich freue sie sich aber auch, wenn größere Firmen das Angebot nutzen.

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Anfang März ist eine digitale Ausbildungswoche geplant, in der Azubis Schülern von ihren Erfahrungen berichten. Für die Betriebe ist die Teilnahme an der Börse kostenfrei. „Wir kümmern uns um die Werbung und erstellen die Flyer“, sagt Renn. Gerade in der aktuellen Lage mit den Einschränkungen durch die Corona-Pandemie sei es wichtig, den jungen Menschen Informationen an die Hand zu geben. „In der Phase ist es besonders schwer, die berufliche Zukunft zu gestalten. Viele Betriebe wissen nicht, wie es nach der Pandemie weitergeht. Hinzu kommt, dass sich auch die Digitalisierung auf die Handwerksbetriebe auswirkt“, betont die Teamleiterin. Pfennings fügt hinzu: „Es ist zurzeit auch nicht vorhersehbar, wie und in welchem Umfang sich die betroffenen Branchen erholen. Da können sich Berufsbilder durchaus auch noch verändern.“

Im Rahmen der Initiative „Meine Heimat. Meine Zukunft“ gehe es auch darum, junge Menschen für die Region zu begeistern, betonte der Bürgermeister: „Wenn die Jugend abwandert, verliert die Region ihre Zukunft.“ Die Stadt gehe mit gutem Beispiel voran und habe zurzeit elf Azubis in ihren Reihen. „Sieben sind bei der Verwaltung und weitere vier beim Bauhof angestellt“, sagt der Bürgermeister. Einer davon ist Sam Saurbier, der Fachinformatiker werden will und in der IT-Abteilung arbeitet. Weitere Informationen zur Ausbildungsbörse und der geplanten Veranstaltungswoche in der ersten Märzwoche gibt es auf der Internetseite der Stadt.

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