„Hilfszentrum Schleidener Tal“Stadt und Malteser schaffen Anlaufstelle für Flutopfer

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In diesem Bürogebäude an der Kölner Straße soll das Hilfszentrum demnächst die Beratungsangebote für die Stadt Schleiden bündeln.

In diesem Bürogebäude an der Kölner Straße soll das Hilfszentrum demnächst die Beratungsangebote für die Stadt Schleiden bündeln.

Schleiden-Gemünd – In eine neue Phase tritt die psychosoziale Betreuung in Schleiden nach der Flutkatastrophe im Juli ein: Die verschiedenen Hilfsangebote für die Betroffenen sollen demnächst zentral im „Hilfszentrum Schleidener Tal“ anzutreffen sein. Mit der Anmietung des rund 240 Quadratmeter großen Hauses stellt die Stadt die Kooperation mit dem Malteser Hilfsdienst auf eine stabile Grundlage und bietet den bisher über das Stadtgebiet verstreuten Angeboten eine zentrale Anlaufstelle an. Auch für Vereine soll in dem Gebäude an der Kölner Straße Platz sein.

Seit dem 1. November hat die Stadt das Gebäude gemietet, in dem vorher eine Steuerberaterkanzlei tätig war. In den kommenden zwei Jahre soll das Gebäude nun für die verschiedenen Angebote der Blaulicht- und Hilfsorganisationen genutzt werden können – mit einer Option für ein drittes Jahr. Neben einer Beratung für die Anträge zum Wiederaufbaufonds geht es vor allem um die Betreuung der traumatisierten Flutopfer.

„Uns ist es wichtig, ein niederschwelliges Angebot zu machen“

Das sagte Frank Waldschmidt, Leiter der BEKO, der Beratungs- und Koordinierungsstelle Schleidener Tal. Das Interesse an psychologisch-sozialer Beratung wachse ständig. „Die Praxen der Psychologen in der Region laufen über, es geht gar nicht anders, als dass wir ein derartiges Angebot machen“, sagte er. Das Konzept, direkt an die Haustüren zu gehen, um mit den Menschen in Kontakt zu treten, werde fortgesetzt. „Wir haben eine Ahnung, dass es viele Leute gibt, die sich nicht trauen“, erklärte Waldschmidt.

Es gebe einen steigenden Bedarf, immer mehr Menschen würden sich melden, auch aus anderen Regionen. „Wir gehen davon aus, dass etwa 8000 bis 9000 Menschen im Kreis einen Bedarf für eine Traumabetreuung haben“, so Waldschmidt. „Nach dem Hochwasser 2003 sind wir zu früh weggegangen“, berichtete Waldschmidt. Daraus sei das Konzept der Koordinierungsstelle entwickelt worden. „Die Angebote sind auch für die Einsatzkräfte und ihre Familien gedacht“, informierte der Leiter.

Hoben das Konzept des Hilfszentrums Schleidener Tal aus der Taufe: Ingo Pfennings (v.l.), Frank Waldschmidt, Emanuel Freiherr von Boeselager und Axel Rottländer.

Hoben das Konzept des Hilfszentrums Schleidener Tal aus der Taufe: Ingo Pfennings (v.l.), Frank Waldschmidt, Emanuel Freiherr von Boeselager und Axel Rottländer.

Zurzeit erlebten die Helfer durch die Probleme mit der Antragstellung eine sekundäre Traumatisierung, die Leute würden wieder zu Opfern gemacht. „Hier sind Menschen, die noch immer auf ihrem verschimmelten Sofa sitzen“, mahnte er.

Die Zusammenarbeit mit dem Maltesern klappe hervorragend, erklärte Schleidens Bürgermeister Ingo Pfennings. Im Erdgeschoss des angemieteten Gebäudes sollten Büros für die verschiedenen Hilfsorganisationen sein, während die Beratungsräume samt einem kleinen Café im ersten Stock untergebracht seien. Hinter dem Haus befinde sich ein Garten, in dem ebenfalls Angebote gemacht werden könnten. Angesprochen worden seien bereits die Diakonie, die Caritas, der Paritätische Wohlfahrtsverband, DRK, Awo und die Johanniter. „Wir wollen alle Blaulicht-Organisationen im Kreis mitnehmen, ebenso wie die Wirtschaftsförderung und die Vereine“, erläuterte er. Die Strukturen, die sich bisher entwickelt hätten, würden nun zusammengeführt.

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„Das soll keine One-Man-Show werden“, sagte Emanuel Freiherr von Boeselager, Geschäftsführer der Malteser in der Städteregion Aachen. Man habe bereits erste positive Rückmeldungen von anderen Organisationen. In Zusammenarbeit mit der Stadt gebe es dann ein Angebot, wie Flutopfern geholfen werde. „Es wäre widersinnig, nicht zusammenzuarbeiten“, betonte er.

Die Strukturen, die sich in den vergangenen Monaten gebildet haben, sollen zusammengeführt werden; alles soll unter einem Dach angeboten werden. Eröffnet werden kann das Haus, wenn die Schäden, die die Flut im Erdgeschoss des Gebäudes hinterlassen hat, beseitigt sind. „Wir gehen von einem Minimum von drei Jahren aus, in denen die Hilfe nötig sein wird“, sagte Axel Rottländer, Projektleiter der Malteser-Fluthilfe NRW.

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