In Vogelsang findet das 13. „International Peace Camp“ statt. Die Teilnehmer beschäftigen sich auch mit dem Thema Flucht.
Peace CampJunge Leute aus elf Ländern arbeiten in Schleiden-Vogelsang für den Frieden

Das Fluchthaus wird im „Peace Camp“ zum Escape-Room umfunktioniert, in dem die Gruppen Aufgaben lösen müssen.
Copyright: Wolfgang Kirfel
In einem Raum wird gehämmert und gesägt, in einem anderen laufen Malerarbeiten: Die Arbeiten im Rahmen des 13. „International Peace Camp“ in Vogelsang laufen auf Hochtouren. 34 junge Menschen aus elf Ländern errichten in 16 Tagen Angebote für die Bildungsarbeit des Roten Kreuzes auf dem Gelände der ehemaligen NS-Ordensburg.
„Damit transformieren sie diesen Ort dunkler Geschichte weiter zu einem Campus der Humanität“, erklärte Simon Jägersküpper von der Rotkreuz-Akademie. Die 17- bis 26-jährigen Teilnehmer kommen aus Nepal, Libanon, Türkei, USA, Norwegen, Irland, Italien, Großbritannien, Elfenbeinküste, Kroatien und Deutschland.

Der Tunnel der Visionen soll positive Sichten auf die Zukunft der Welt geben und nutzt dafür Lebensweisheiten aus aller Herren Länder.
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Sie sind beim Roten Kreuz beschäftigt und arbeiten im Kleiderladen oder als Krankenwagenfahrer oder sind Leiter einer Jugendrotkreuz-Einrichtung. Sie bleiben insgesamt 16 Tage in Vogelsang und sind ungefähr die Hälfte der Zeit im Arbeitseinsatz. Das Rotkreuz-Fluchthaus erhält eine neue Geschichte, der Friedenspfad wird neu angelegt, das Museum erhält neue Ausstellungsobjekte und der Naturerlebnispfad wird auf Vordermann gebracht.
Ein Szenario, mit dem sich die jungen Menschen intensiv beschäftigen, ist das Thema Flucht. „Die Menschen flüchten nicht aus Spaß. Flucht ist keine Erlebnisreise“, betonte Jägersküpper. Das werde in der öffentlichen Wahrnehmung oft ausgeblendet oder falsch dargestellt.
Aufgaben können nur gemeinsam gelöst werden
Die Teilnehmer des Camps können zwischen zwei Escape-Rooms wählen, in denen einmal ein Krieg und einmal eine Naturkatastrophe zu Fluchtbewegungen führt. Um immer wieder auch aktuelle Themen einbauen zu können, werden die Escape-Rooms immer wieder umgestaltet. In diesem Jahr ist das Fluchthaus an der Reihe. Die Gruppen müssen innerhalb von 60 Minuten Rätsel lösen muss, um zu entkommen.
Dabei müssen sie auch zusammenarbeiten. „Gelingt das nicht, zeigt ihnen der Spielleiter, der bei jeder Gruppe dabei ist, den Weg“, so Jägersküpper. Zum Abschluss gehe es dann um eine Reflexion der Erlebnisse: „Da gibt es dann auch einen Vortrag zu einem bestimmten Thema oder eine Führung durch das Rotkreuz-Museum.“

Jona Kutsche (l.) und Simon Jägersküpper haben das Camp organisiert.
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Henry und Ela sind begeistert von dem Camp in Vogelsang.
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„In dem aktuell angenommenen Szenario geht um einen Schneesturm. Eine Gruppe startet in einem norwegischen Dorf, die andere in einer Stadt“, erzählte Jona Kutsche, der die Arbeiten an dem Fluchthaus koordiniert und die Spiele organisiert.
„Obwohl die Leute aus der ganzen Welt kommen und sie unterschiedliche Vorstellungen und Ideen haben, klappt die Zusammenarbeit hervorragend“, erklärte Kutsche. Jägersküpper ergänzt: „Wir bringen Menschen zusammen, die sich sonst nie begegnen würden. Sie treffen sich bei der Arbeit, am Lagerfeuer oder beim Wäsche waschen.“
Die Menschen sollen sich für eine bessere Welt einsetzen.
Das Ziel sei klar definiert: „Die Menschen sollen sich für eine bessere Welt einsetzen.“ Ein anderes Mittel in der Bildungsarbeit ist beispielsweise der Tunnel der Visionen. Er soll mit Lebensweisheiten aus aller Herren Länder positive Sichten auf die Zukunft der Welt geben.
Danny kommt von der Elfenbeinküste und hat den Raum, in dem er sitzt, selbst gestaltet. „Das sind hier die besten Menschen auf der Welt“, ist Henry aus Großbritannien ganz begeistert. Es sei toll, gemeinsam im Team zu arbeiten und interessante Gespräche zu führen.
Das sind hier die besten Menschen auf der Welt
„Ich habe hier Kontakte mit Menschen aus der ganzen Welt geknüpft und Freunde fürs Leben gefunden“, sagte der 25-Jährige, der Internationales Menschenrecht studiert. Das sei wichtig, um Ziele über Grenzen hinweg zu erreichen. Er bringe aber auch interessante Informationen mit nach Hause, die man von anderen Teilnehmern erhalte.
„Die Strukturen beim Roten Kreuz in Deutschland und in Großbritannien sind beispielsweise unterschiedlich. Da kann man voneinander lernen.“ Ela (19) aus Kroatien ist zum ersten Mal in Vogelsang. Ein guter Freund hat im vergangenen Jahr teilgenommen und ihr das Peace Camp in Vogelsang empfohlen.
Auch Ela ist ganz begeistert von der guten Zusammenarbeit der jungen Menschen: „Jeder bringt sich ein und versucht, Kompromisse zu finden. Es gibt viele Gespräche, bei denen Argumente ausgetauscht werden. Das macht großen Spaß.“Es gebe hier keine Unterschiede zwischen den Menschen.
An einem ehemals dunklen Platz würden nun Lieder gesungen und gelacht. Für die Teilnehmer gibt es auch ein umfangreiches Freizeitprogramm. „Es reicht von Führungen über die NS-Anlage über Wanderungen im Nationalpark bis hin zu Ausflügen nach Aachen, Köln oder Bonn“, so Jägersküpper.