Nach Angaben von Queer Euskirchen nehmen Vorfälle seit einiger Zeit extreme Formen an. Der Verein hat den Staatsschutz eingeschaltet.
Anzeige erstattetQueer Euskirchen beklagt Beleidigungen und Attacken – Staatsschutz ermittelt

Eines der Plakate von der Veranstaltung „Jeck gegen Rechts“, die überklebt oder beschmiert wurden.
Copyright: Winfried Kubitza-Simons
Der Verein Queer Euskirchen sieht sich gezielten Attacken ausgesetzt. Er berichtet von einer Serie von Sachbeschädigungen, Anfeindungen und Beleidigungen. Anne Selmer, Beisitzerin im Vorstand, spricht von politisch und queerfeindlich motivierten Angriffen. Der Verein hat nach eigenen Angaben Anzeige erstattet.
Nach Darstellung von Vereinsmitgliedern waren zum einen Plakate betroffen, mit denen Queer Euskirchen auf die Veranstaltung „Jeck gegen Rechts“ zum Sessionsauftakt am 11. November sowie auf Aktionen zum Welt-Aids-Tag am 1. Dezember hingewiesen hatte. Sie seien beschädigt, abgerissen, überklebt oder beschmiert worden, unter anderem „mit Aufklebern und Parolen der AfD“, so Anne Selmer.
Vereinsvorsitzender sieht sich persönlichen Attacken ausgesetzt
Zum anderen sei der Vereinsvorsitzende Winfried Kubitza-Simons mehrfach persönlich zur Zielscheibe geworden. So seien durch Unbekannte auf einem Plakat an seinem Wohnhaus der Schriftzug „Volksverräter“ angebracht und zweimal sei sein Auto beschädigt worden.
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Wie der Bonner Polizeisprecher Michael Beyer am Montag auf Anfrage bestätigte, hat der Staatsschutz Ermittlungen aufgenommen, weil im Fall der Plakate der Verdacht auf einen politischen Hintergrund besteht.
Diese Vorfälle stellen nicht nur einen Angriff auf eine demokratische und vielfältige Zivilgesellschaft dar
„Diese Vorfälle stellen nicht nur einen Angriff auf eine demokratische und vielfältige Zivilgesellschaft dar, sondern sind ein erschreckendes Signal dafür, wie offen extremistisches Gedankengut inzwischen in unserer Region in Erscheinung tritt“, heißt es in einer Mitteilung des eingetragenen Vereins.
Er entstand aus einer Initiative, die sich 2020 gebildet hatte, um sich für die Rechte queerer Menschen einzusetzen und ihnen eine sichere Anlaufstelle zu bieten. Der Verein veranstaltet regelmäßig den Queeren Stammtisch und richtet die Pride-Parade zum Christopher Street Day aus.
Jugendgruppe nach Treffen homophob beschimpft
Kubitza-Simons betreibt in der Kapellenstraße in Euskirchen das Begegnungszentrum Simons Glück. Es beherbergt einmal im Monat den Jugendtreff „yoU25“. Er ist gedacht für 13- bis 25-Jährige, die lesbisch, schwul, bi, trans, inter, queer oder nicht-binär sind. Nach einem Treffen am 18. November hätten die Teilnehmenden gerade den Raum verlassen wollen, als sie von einer etwa achtköpfigen Gruppe von jungen Leuten homophob beschimpft worden seien, berichtet Kubitza-Simons. Ehrenamtliche Kräfte, die Treffen im Begegnungsraum organisieren, erleben nach Darstellung des Vereins „Bedrohungen, Blicke voller Hass und Sprüche voller Gift“.

Simons Glück im Viehplätzchenviertel in Euskirchen. Dort betreibt Winfried Kubitza-Simons eine 19 Quadratmeter große Begegnungsstätte.
Copyright: Tom Steinicke

Das Auto von Winfried Kubitza-Simons ist an der Beifahrerseite zerkratzt worden.
Copyright: Winfried Kubitza-Simons
„Unsere Plakate sind in der Vergangenheit immer wieder mal beschädigt worden“, sagt der Vorsitzende: „Seit etwa sechs Wochen nehmen die Angriffe aber extreme Formen an.“ Nach Einschätzung des Vorstands sollen die Attacken die Botschaft des Vereins ersticken, dass Euskirchen für Vielfalt stehe. Es handele sich nicht einfach nur um Vandalismus oder Kavaliersdelikte, sondern um Einschüchterungsversuche, um „Angriffe auf Demokratie, Freiheit und queeres Leben in Euskirchen“. Der Verein lasse sich davon jedoch nicht mundtot machen.
Er will bald einen Selbstverteidigungskursus für queere Personen veranstalten. Sie sollen lernen, wie man im Fall eines Angriffs reagiert. Ebenfalls in Planung, so Kubitza-Simons weiter, sei ein Workshop mit Beteiligung der Polizei und mit Vertretern eines queeren Kölner Jugendzentrums. „Auch hier geht es um Tipps zu der Frage, wie man sich bei Übergriffen verhält.“

