Ziel ist es, Kindern und Jugendlichen in Euskirchen wohnortnahe, sichere und anregende Räume zum Spielen, Bewegen und Begegnen zu bieten.
SpielraumentwicklungsplanStadt Euskirchen hat ihre Spielplätze unter die Lupe genommen

Die Drehstangen auf dem Spielplatz am Schillerpark sind zurückgebaut worden.
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Spaß, Bewegung, Fantasie – Kindheit lässt sich nicht bürokratisch herunterbrechen. Die Stadt Euskirchen versucht es dennoch – auf 215 Seiten. So dick ist der Spielraumentwicklungsplan, den die Verwaltung nun fortgeschrieben hat. Das Dokument liefert einen umfassenden Überblick über die aktuellen Spielplatzflächen, deren Zustand und Ausstattung – und wagt zugleich einen Ausblick auf die kommenden Jahre. Ziel ist es, Kindern und Jugendlichen wohnortnahe, sichere und anregende Räume zum Spielen, Bewegen und Begegnen zu bieten.
„Das Recht auf Spiel ist kein Luxus, sondern ein Grundrecht“, heißt es gleich zu Beginn des Plans. Damit knüpft Euskirchen an die UN-Kinderrechtskonvention an, die jedem Kind die Möglichkeit auf Spiel, Freizeit und Erholung zusichert.
In Euskirchen gibt es zu wenig Spielplatzfläche
Zum Stichtag 31. Juli 2024 lebten laut Verwaltung 61.092 Menschen in Euskirchen. Nach der geltenden Berechnungsgrundlage – 1,5 Quadratmeter Spielplatzfläche pro Einwohner – ergibt sich ein Gesamtbedarf von rund 91.600 Quadratmetern. Tatsächlich stehen derzeit jedoch nur 83.500 Quadratmeter zur Verfügung. Das entspricht einer Unterdeckung von rund 8 Prozent. Diese Lücke hat sich im Vergleich zu 2020 leicht vergrößert.
Zwar wurden in den vergangenen Jahren mehrere neue Spielplätze geschaffen, etwa an der Weißen Erde und an der Jahnstraße in der Kernstadt sowie im Ortsteil Kuchenheim, doch das Bevölkerungswachstum – vor allem in Neubaugebieten – hat den Zugewinn wieder aufgezehrt. Besonders deutlich zeigt sich der Bedarf dem Bericht zufolge in den stark wachsenden Ortsteilen Kuchenheim, Stotzheim, Palmersheim und in der Kernstadt selbst. Dort soll bei künftigen Bauplanungen gezielt nachgesteuert werden. Trotz knapper Kassen will die Stadt nach eigenen Angaben weiter in ihre Spiellandschaften investieren.
In der Innenstadt soll es weitere Spielpunkte für Kinder geben
Für die kommenden Jahre sind mehrere Projekte geplant. Kirchheim, Talsperrenstraße: Mehrgenerationenplatz, Baubeginn noch 2025. Kuchenheim, Rheinbacher Weg: Neuer Spielplatz über den Erschließungsträger, Baubeginn Ende 2024. Kernstadt, Westdeutsche Steinzeugwerke: Geplante Spielfläche im Zuge des neuen Wohngebiets. Zudem „Bespielbare Innenstadt“: Das Konzept, Spielpunkte in die Fußgängerzone zu integrieren, werde fortgeführt, heißt es in dem Spielraumentwicklungsplan.
Mit solchen Maßnahmen verfolge die Stadt ihr Ziel, eine „bespielbare Stadt“ zu schaffen – also ein Stadtbild, in dem Kinder nicht nur auf ausgewiesenen Flächen, sondern auch im öffentlichen Raum spielerisch aktiv sein können. Ein zentrales Anliegen der Stadt ist die Partizipation: Kinder und Jugendliche werden bei Neu- oder Umgestaltungen beteiligt. Das geschehe in Zusammenarbeit mit Schulen und Kitas. „Spielplätze, die mit Kindern geplant wurden, werden nachweislich besser angenommen“, heißt es im Bericht.
Alle drei Jahren gibt es eine Hauptuntersuchung
Ebenso wichtig sei die Sicherheit. Alle Anlagen würden regelmäßig durch geschulte Fachkräfte kontrolliert; alle drei Jahre erfolge eine Hauptuntersuchung durch eine externe Firma. Auch der Baumbestand auf Spielplätzen werde regelmäßig überprüft. An einigen Spielplatz-Standorten im Stadtgebiet sind jüngst einige Spielgeräte zurückgebaut worden.
Nach Angaben von Tim Nolden, Pressesprecher der Stadt Euskirchen, werden zeitnah neue Geräte aufgebaut. In einer Stadt von der Größe Euskirchens mit einer solchen Anzahl an Spielplätzen sei es ganz normal, dass Spielgeräte in die Jahre kommen und ausgetauscht werden müssten, so Nolden: „Wir möchten den Kindern neue und abwechslungsreiche Geräte bieten und rechtzeitig aktiv sein. Dies war in den letzten Jahren so, und so ist es auch dieses Jahr.“

Der große Kletterturm am Spielplatz in Flamersheim ist abgebaut worden.
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Ja, wo ist es denn? Auch auf dem Kessenicher Spielplatz wird ein großes Spielgerät erneuert.
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In diesem Prozess komme es naturgemäß auch zu kurzen Phasen, in denen vereinzelt Geräte fehlen. Einen anderen Grund, Geräte zu entfernen als den alters- oder zustandsbedingten Austausch, gebe es in der Regel nicht. Konkret seien für mehrere städtische Kinderspielplätze diverse Ersatzbeschaffungen geplant, auf denen „in die Jahre gekommene“ oder defekte Spielgeräte abgebaut werden mussten.
Das „Kletternetz mit Ausguck“ wurde in Kessenich abgebaut
Als Beispiel wird unter anderem der Kinderspielplatz an der Speckelsteinstraße in Flamersheim aufgeführt. Der wird nach Angaben der Stadt in diesem Jahr grundsaniert. Entsprechend sei dort die Turmanlage abgebaut worden, um sie zu erneuern. Auf dem Kinderspielplatz in Kessenich wurde das Spielgerät „Kletternetz mit Ausguck“ abgebaut. Es wird laut Nolden in diesem Jahr noch ersetzt.
Die Spieleinheiten (Reck und Kletterbogen) auf dem Kinderspielplatz im Schillerpark werden der Stadt zufolge ebenfalls noch in diesem Jahr erneuert. Die Seilbahn auf der Trierer Straße werde ebenfalls erneuert. Zudem werde im dortigen Freiluftklassenzimmerbereich ein weiteres Gerät mit einer Balanciereinheit ersetzt.
Das Recht auf Spiel ist kein Luxus, sondern ein Grundrecht.
Der Bericht geht über technische Zahlen hinaus. Er versteht Spielplätze als pädagogisch wertvolle Lebensräume. Spielen fördere der Verwaltung zufolge nicht nur motorische Fähigkeiten, sondern auch Kreativität, soziale Kompetenzen und Risikobewusstsein. Die Stadt verweist dabei auf Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation, die Kindern und Jugendlichen täglich mindestens eine Stunde körperliche Aktivität empfiehlt. „Kinder brauchen Orte, an denen sie ihre Grenzen austesten und eigene Erfahrungen machen können“, betont der Plan.
Spielplätze seien damit auch informelle Lernräume, die einen wichtigen Beitrag zur gesunden Entwicklung leisten. Neben den städtischen Investitionen lebt die Qualität der Euskirchener Spielplätze auch vom Engagement der Bürgerschaft. Zahlreiche Anlagen verfügen über Spielplatz-Patenschaften – sie werden von Anwohnerinnen, Elterninitiativen oder Vereinen betreut. Auch neue Spielgeräte, Bänke oder Begrünungen gehen häufig auf bürgerschaftliche Anregungen zurück.
Verantwortliche sind sich sicher: „Euskirchen hat viel erreicht“
Die Verantwortlichen des Spielraumentwicklungsplans kommen zu dem Schluss, „dass Euskirchen in den vergangenen Jahren viel erreicht hat – insbesondere bei der Modernisierung und thematischen Gestaltung einzelner Plätze“. Dennoch bleibe die Herausforderung, den steigenden Bedarf mit den finanziellen Möglichkeiten in Einklang zu bringen.
Vor allem in wachsenden Quartieren sollten künftig neue Spielflächen integriert, bestehende Anlagen saniert und jugendgerechte Bewegungsräume geschaffen werden. Parallel dazu will die Stadt ihr Konzept der „bespielbaren Innenstadt“ weiterentwickeln und den Fokus stärker auf Inklusion, Nachhaltigkeit und Klimaanpassung legen.
Der älteste Spielplatz in Euskirchen muss bald weichen
Der älteste Spielplatz in Euskirchen befindet sich laut Spielraumentwicklungsplan an der Saarstraße – hinter der Musikschule. Wie lang es ihn aber noch geben wird, ist offen. Im Ausschuss für Schulen, Jugend und Soziales am 18. Mai 2006 wurde die Aufgabe des Spielplatzes bei Vermarktung des Areals beschlossen. Die 2018 beschafften Spielgeräte sind unter Verwendung von Fertigfundamenten montiert worden, um bei einer eventuellen Vermarktung die Spielgeräte schnell auf einem anderen Spielplatz montieren zu können.
In der Kernstadt und in den Ortsteilen gibt es mehrere frei zugängliche Schulspielhöfe, die Kinder außerschulisch an den Nachmittagen nutzen können. Alle Kindertageseinrichtungen verfügen über ein mit Spielgeräten ausgestattetes Außengelände. Spezifische Trainingsgeräte oder Geräte für Rollstuhlfahrer stehen für Senioren und Menschen mit Einschränkungen im Ruhrpark und am Jülicher Ring zur Verfügung.
Für Rollstuhlfahrer gibt es im Ruhrpark ein Karussell
Im Ruhrpark befindet sich der Mehrgenerationenplatz, der durch seine Ausstattung insbesondere älteren Menschen Möglichkeiten zu sportlicher Betätigung bietet. Zudem gibt es mit dem Rollstuhlfahrerkarussell ein Spezialgerät. Jugendliche finden mit der Skateanlage und dem Pumptrack in der Auelsburg Flächen zur sportlichen Freizeitbeschäftigung. An der Marienschule, in den Erftauen, am Rüdesheimer Ring und im Stadtwald gibt es weitere Möglichkeiten für unterschiedliche Fitnesstrainings. Auch an besondere Sportarten wie Disc Golf oder Prickle Ball ist gedacht.
In der Innenstadt gibt es zudem in der Fußgängerzone eine Rutsche in Form eines Elefanten. Zudem ist im Rahmen des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes (ISEK) eine Doppelschaukel aufgestellt worden.

