ÖPNVGrößeres Angebot, kleinere Preise und „Bussis“ – Das plant die SVE in Euskirchen

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Drei SVE-Busse stehen an der Haltestelle am Euskirchener Bahnhof.

Die SVE will ihr Angebot innerhalb der kommenden Monate ausbauen.

Um mehr Fahrgäste zu gewinnen, stellt die Euskirchener Politik der SVE viel Geld zur Verfügung. Das soll auch dem Klimaschutz dienen.

Der Stadtverkehr Euskirchen will weiter Fahrt in Richtung Klimaneutralität aufnehmen, indem das Fahren mit den SVE-Bussen für die Kundinnen und Kunden noch attraktiver wird. Das gaben die Geschäftsführung und der Aufsichtsratsvorsitzende, Euskirchens Bürgermeister Sacha Reichelt, nun bekannt.

Die Linien werden mit dem Fahrplanwechsel am 10. Dezember ausgeweitet, sodass etwa Schichtarbeiter im Industriepark am Silberberg (Linie 866) nun besser die Busse nutzen können und mit Kessenich auch der letzte Ortsteil im Stadtgebiet eine stündliche Verbindung in die Innenstadt erhält (872). Auch auf den Schulstrecken wird das Angebot erweitert. „Das sind schließlich die Kunden von morgen“, so Bürgermeister Reichelt.

Die Darstellung zeigt, wie die E-Bussis aussehen sollen.

Mit dem E-Bussi durch die Nacht: Kleinere Elektrobusse sollen für mehr Klimaschutz und Wirtschaftlichkeit sorgen.

Im Laufe des ersten Quartals 2024 sollen zudem sieben neue E-Fahrzeuge angeschafft werden, die mit 14 Plätzen zwar kleiner sind als die großen, dafür aber umwelt- und klimafreundlicher sowie wirtschaftlicher. Denn auf den weniger genutzten Fahrten, etwa in den Abendstunden, werde dann „nicht so viel Luft durch die Stadt gefahren“, so Reichelt. Außerdem haben die künftigen Mitglieder der SVE-Flotte einen viel schöneren Namen als ihre „großen Brüder“: „E-Bussis“ sollen sie heißen. Alte Verbrenner-Busse werden dafür ausrangiert.

Fahrgäste der SVE sollen bald für Einzelfahrten weniger bezahlen

Doch damit nicht genug der Verbesserungen, die es zu verkünden gab. Mitte 2024 sollen die Einzeltickets günstiger werden: für Erwachsene von 2,70 auf 2 Euro, für Kinder und Jugendliche von 1,40 auf 1 Euro. Dass SVE-Aufsichtsrat und Stadtrat dem zustimmen werden, gilt als wahrscheinlich.

Während andere ÖPNV-Unternehmen in vergleichbaren Kommunen ihr Angebot zurückfahren müssten, baue die SVE ihres aus, freut sich Anno Schichler-Koep. Der SVE-Geschäftsführer weiß, wem das zu verdanken ist: „Die Politik hat einen namhaften Betrag bereitgestellt.“ Wie namhaft – darüber schweigen er und Reichelt sich aus.

Das Bild zeigt Betriebsleiter Uwe Brinkmann, Geschäftsführer Anno Schichler-Koep und Bürgermeister sowie Aufsichtsratsvorsitzenden Sacha Reichelt beim Pressegespräch.

Die SVE will ihr Angebot innerhalb der kommenden Monate ausbauen. Darüber informierten Betriebsleiter Uwe Brinkmann (v.l.), Geschäftsführer Anno Schichler-Koep und Bürgermeister sowie Aufsichtsratsvorsitzender Sacha Reichelt.

Der Grund: Zwar gehört die SVE zu 100 Prozent den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt Euskirchen, aber die SVE ist aus steuerlichen Gründen Anteilseigner der e-regio. Und weil an der wiederum andere Firmen Anteile haben, wird die Transparenz durch die Wahrung derer Geschäftsgeheimnisse ausgebremst.

Doch die Ausgaben sieht Reichelt gut angelegt in eine klimafreundliche Zukunft der Kreisstadt, in der mal der Umstieg zwischen klimafreundlichen Verkehrsmitteln wie Bahn, Bus, Rad und Auto elegant möglich sein soll. Bereits in den vergangenen drei Jahren habe die SVE große Schritte in diese Richtung getan, auch wenn niemand wissen könne, wie sie sich auf die Fahrgastzahlen ausgewirkt hätten, hätte es kein Corona gegeben.

„Wir wollen den Klimaschutz nicht durch Verbote verwirklichen, sondern durch ein attraktives Angebot“, erläuterte Reichelt die Marschrichtung von Politik, Verwaltung und SVE. Er lobte auch das Engagement des Kinder- und Jugendparlaments und des SVE-Fahrgastbeirates, deren Impulse in den Angebotsausbau eingeflossen seien.

Dass Fachkräftemangel den Fortschritt ausbremsen könnte, befürchtet SVE-Betriebsleiter Uwe Brinkmann aktuell nicht: Die Firmen, die für die SVE fahren, hätten sich vorbereitet, etwa in dem nun auch mehr Frauen am Steuer säßen.


So fahren die Linien der SVE ab dem 10. Dezember

Die Linie 871 wird über den bisherigen Linienendpunkt Marienhospital hinaus verlängert bis zur Haltestelle Rudolf-Diesel-Straße. Somit wird das Gewerbegebiet Otto-Lilienthal-Straße montags bis freitags im 20-Minuten-Takt und samstags stündlich bedient.

Die Linie 872 wird über ihren bisherigen Linienendpunkt an der Josef-Franke-Straße hinaus bis nach Kessenich im 20-Minuten-Takt verlängert. Durch die notwendige Anpassung des Linienweges werden in der Nordstadt nach der Haltestelle Kreishaus/Deutsches Rotes Kreuz die Haltestellen Lotharstraße, Peter-Simons-Straße, Josef-Franke-Straße und Theodor-Nießen-Straße bedient. Die Haltestelle Kessenich ist End- und Anfangspunkt der Linie. Die Haltestelle Reinaldstraße entfällt ab dem Fahrplanwechsel.

Bei den Linien 873, 874 und 875 wird in der morgendlichen Verkehrsspitze jeweils eine Fahrt in Richtung Innenstadt zusätzlich in den Fahrplan aufgenommen. Somit verkehren zwischen etwa 6.40 Uhr und etwa 7.20 Uhr fünf Abfahrten im Zehn-Minuten-Abstand zwischen den Ortsteilen Kirchheim, Flamersheim, Palmersheim, Kuchenheim, Niederkastenholz, Stotzheim, Roitzheim, Wüschheim, Großbüllesheim sowie Kleinbüllesheim und der Innenstadt.

Dieses Angebot richtet sich besonders an die Schüler. Es werden aber hierdurch auch weitere neue Kapazitäten für Berufspendler geschaffen. Die Fahrten wurden probeweise kurz nach den Schulferien eingerichtet, teilt die SVE mit. Nachdem der Versuch erfolgreich gestartet sei, würden diese Fahrten nun dauerhaft in den neuen Fahrplan aufgenommen.

Die Linie 877 wird zum Fahrplanwechsel massiv ausgeweitet. Zusammen mit der Linie 801 ergibt sich dann montags bis freitags ein Halbstundentakt zwischen Kreuzweingarten, Rheder, Billig und dem Euskirchener Bahnhof. Samstags verkehren die Busse im Stundentakt, sonntags bleibt es bei dem Zwei-Stunden-Takt.

In Kreuzweingarten wird zudem der Linienweg erweitert, statt der etwas abseits gelegenen Haltestelle Kreuzweingarten Wende wird die zentral im Wohngebiet gelegene Haltestelle Kreuzweingarten Münsterberg angefahren.

Auf der Linie 866 Euskirchen Bahnhof-Industriepark am Silberberg (IPAS) wird das Fahrtenangebot mittags und in den Abendstunden um jeweils eine Fahrt in beide Fahrtrichtungen ergänzt.


Papierfahrpläne gibt es im Kundencenter oder auf Bestellung

Der neue SVE-Fahrplan, der ab Sonntag, 10. Dezember gilt, wird nicht in Papierform an die Haushalte verteilt. Grund seien die hohen Druckkosten und ein verändertes Nutzerverhalten der Fahrgäste, teilte das Unternehmen mit.

Wer einen Papierfahrplan haben möchte, erhalte ihn im Kundencenter (Oststraße 1-5, Telefon 02251/1414140) oder könne ihn sich zuschicken lassen.

Informationen zu den Fahrzeiten gebe es natürlich auf der SVE-Homepage und ganz aktuell auf der SVE-App. „Hier kann man sein Ziel eingeben und erhält sofort die Liniennummer und die Fahrzeiten“, so Bürgermeister Sacha Reichelt. Zudem könne man verfolgen, wo sich der Bus, mit dem man fahren möchte, gerade befindet.

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