Betroffene schweigenKomplette Führungsspitze der Feuerwehr Euskirchen zurückgetreten

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Euskirchen – Die Führungsspitze der Euskirchener Feuerwehr ist zurückgetreten. Der Leiter der Feuerwehr, Stadtbrandinspektor Alexander Rheindorf, sowie seine Stellvertreter, der Leiter der Hauptamtlichen Wache, Stadtbrandinspektor Rolf-Peter Stupp und Stadtbrandinspektor Johannes Gebertz sind von ihren Ämtern zurückgetreten. Sie lassen die Feuerwehr aber nicht im Stich, denn sie üben bis zur Ernennung von Nachfolgern ihre Ämter weiterhin kommissarisch aus.

Weil es sich bei diesem Vorgang um Personalangelegenheiten handelt, unterliegen alle drei der Verschwiegenheitspflicht und wollten ihren ungewöhnlichen Schritt gegenüber dieser Zeitung deshalb auch nicht erläutern. Das sei Sache des Euskirchener Bürgermeisters, sagte Alexander Rheindorf auf Anfrage. Die Zugführer der fünf Euskirchener Löschzüge seien von ihrem gemeinsamen Rücktritt unterrichtet worden, ansonsten gebe es „keine Stellungnahme und kein Kommentar“, so Rheindorf, Stupp und Gebertz gleichlautend. Würde solch ein Schritt manchen Bürgermeister und seine Verwaltung in helle Aufregung versetzen, so ist dies bei Euskirchens Bürgermeister Dr. Uwe Friedl nach eigenem Bekunden „überhaupt nicht der Fall. Ich bin da ganz entspannt“.

Das Euskirchener Stadtoberhaupt wollte gestern bei einer Besprechung mit dem Ersten Beigeordneten, Johannes Winckler, die ungewöhnliche Angelegenheit nicht als etwas Besonderes sehen. „Es geht ganz einfach darum, dass im Zuge des anstehenden Brand-, Hilfeleistungs- und Katastrophenschutzgesetzes (BHKG) des Landes Nordrhein-Westfalen auch Umstrukturierungen bei der Feuerwehr anstehen“, so Friedl. Um dies vernünftig in die Wege leiten zu können, hätten sich die drei Führungskräfte zu dem Schritt entschlossen, ihre Ämter zur Verfügung zu stellen.

Gemeinsam mit den Kameradinnen und Kameraden der Feuerwehr werde man die anstehenden Umstrukturierungen beraten und versuchen, geeignete Lösungen zu finden. Denn momentan wird die Euskirchener Feuerwehr von einem ehrenamtlich tätigen Leiter geführt, dem ein hauptamtlicher und ein ehrenamtlicher Stellvertreter zugeordnet sind. Doch genau darin liegt das Problem, das mit Bekanntwerden eines ersten Entwurfs des neuen BHKG zu Proteststürmen in den Reihen der Freiwilligen Feuerwehren landauf, landab geführt habe, so Friedl.

Denn nach dem neuen Gesetz sollte automatisch der Leiter einer hauptamtlichen Wache in kreisangehörigen Mittelstädten auch Chef der Freiwilligen Feuerwehr sein. Zwischenzeitlich sei das zurückgerudert.

Ein Haupt-, zwei Ehrenamtler?

Doch die Diskussion in den Reihen der Feuerwehr ließ sich wohl nicht zurückdrehen. Daher herrsche nun wohl dringender Beratungsbedarf innerhalb der Euskirchener Feuerwehr, hört man von Aktiven aus den einzelnen Löschgruppen. Friedl schließt nicht aus, dass nach einer Anhörung der Wehrleute aus allen Löschgruppen und -zügen der Stadt das gleiche Trio wieder mit gleichen Positionen antreten werde. „Berufen werden die Leiter der Feuerwehr vom Kreisbrandmeister nach einer Anhörung der Feuerwehr“, so Friedl. Dass sols Ende Mai oder Anfang Juni geschehen. Schon am Mittwoch wird es ein Treffen der Spitze der städtischen Feuerwehr und aller Führungskräfte geben, die die Befähigung zum Zugführer haben. Dabei steht auch die Frage im Raum, ob ein ehrenamtlicher Wehrleiter die Feuerwehr der Stadt auch vor dem Hintergrund eines Berges von Verwaltungsaufgaben führen kann.

Friedl macht kein Hehl draus, dass er ein Modell befürwortet, in dem „auf jeden Fall ein Hauptamtler und zwei Ehrenamtler die Leitung der Wehr innehaben sollen“. Wie die Verantwortlichkeiten in diesem Trio aufgeteilt werden, müsse noch beraten werden.

Klar ist aber auch, dass allein durch die gestiegenen Anforderungen an die Feuerwehr der Platz für den Löschzug Zentrum und die hauptamtlichen Kräfte in der jetzigen Feuerwache zu klein geworden ist und deshalb zurzeit auf dem Gelände des ehemaligen Bauhofs eine neue Feuerwache für die Hauptamtler errichtet wird, die mit 3,8 Millionen Euro veranschlagt ist.

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