TaschengeldbörseJugendliche unterstützen Senioren in Euskirchen – Teilnehmer gesucht

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Nachhilfestunde am Tablet: Senior Egon Kiste lässt sich von Schülerin Julia Ziatkowska erklären, wie das Gerät zu bedienen ist.

Euskirchen – Es ist eine klassische Win-Win-Situation: Die einen brauchen Hilfe, die anderen ein paar Euro mehr im Geldbeutel. Und auch der häufige Wunsch, mehr Austausch mit der jeweils anderen Generation zu haben, wird auf ganzer Linie erfüllt.

Die Rede ist von der Taschengeldbörse des Vereins Forum Ehrenamt der Euskirchener Region (Feder), die bereits seit einigen Jahren ältere und jüngere Menschen erfolgreich zusammenbringt.

16-Jährige hilft beim richtigen Umgang mit dem Tablet

„Meine eigenen Großeltern leben in Polen, ich sehe sie meist nur einmal im Jahr“, erzählt Julia Ziatkowska, die seit kurzem regelmäßig bei den Senioren Egon und Maria Kist vorbeischaut. „Sie hilft vor allem beim Umgang mit dem Tablet“, erklärt der 82-jährige Senior.

Für die 16-jährige Julia seien die kleinen Nachhilfeeinheiten nicht nur eine gute Gelegenheit, ihr Taschengeld aufzupolstern. „Ich habe einfach gerne mit älteren Menschen zu tun, mag es, mich mit ihnen zu unterhalten“, erklärt sie.

Taschengeldbörse

Generationen zusammenführen

Die Taschengeldbörse wurde initiiert vom Verein Forum Ehrenamt der Euskirchener Region (Feder). Sie hat das Ziel, ältere und jüngere Menschen zusammenzuführen. 

Kleinere Hilfstätigkeiten

Im Rahmen der Börse erledigen Jugendliche von 14 bis 20 Jahren gegen ein Taschengeld kleinere Hilfstätigkeiten in Haus und Garten für ältere oder mobilitätseingeschränkte Menschen. Das können leichte Tätigkeiten im Haushalt und im Garten, Botengänge, Hilfe am PC oder Handy, Betreuung von Haustieren oder Einkaufstätigkeiten sein.

Verein Feder berät

Interessierte Seniorinnen und Senioren sowie Jugendliche, die gerne mitmachen wollen, wenden sich an den Verein Feder, Tel. 01 78/ 41 81 134. (hn)

Gerade steht beim Ehepaar Kist der Kauf eines neuen Tablets an, mit dem die beiden Euskirchener dann lernen müssen, umzugehen. „Unser Sohn und unser Enkel leben nämlich in Kalifornien, per Skype halten wir Kontakt zu ihnen“, erklärt die 79-Jährige, die sich über die Besuche von Julia sehr freut. „Und erklären kann sie richtig gut“, versichert Kists Mann.

Auch für den Garten haben die Kists über die Euskirchener Taschengeldbörse einen Jugendlichen gefunden, der aushilft. Vor allem beim Unkrautjäten sei das von Vorteil: „Das Bücken fällt mir mittlerweile schwer, umso schöner ist es, dass mir das jetzt abgenommen wird“, sagt Maria Kist.

Koordinator sucht zunächst das persönliches Gespräch

Koordiniert wird die Taschengeldbörse von Hans Schmatz. Melden sich Jugendliche oder Senioren bei ihm, die Interesse haben an dem Angebot, dann nimmt er sich stets die Zeit, ein persönliches Gespräch zu führen.

„Bei den Älteren frage ich nach, was sie gerne erledigt haben würden, wo sie Unterstützung benötigen. Natürlich dürfen auch die jungen Helferinnen und Helfer sagen, in welchem Bereich sie sich einsetzen lassen möchten“, erklärt der Koordinator das Vorgehen.

Es wird darauf geachtet, dass niemand ausgenutzt wird

Zur Auswahl stehen Gartenarbeit, Hilfe rund ums Haus, Betreuung von Haustieren, Einkaufen, Medien- und PC-Hilfe sowie Begleitung beispielsweise zum Arzt. „Natürlich müssen die Eltern von Minderjährigen einverstanden sein“, erklärt Hans Schmatz und betont, dass man immer ein gutes Auge darauf habe, dass niemand ausgenutzt werde.

Und was, wenn es mal nicht klappt, die Chemie nicht stimmt und die Beteiligten nicht miteinander warm werden? „Dann sind wir natürlich als Ansprechpartner da“, versichert Schmatz. Grundsätzlich gehe man aber davon aus, dass die Parteien bei kleineren Problemen eigenständig miteinander reden und passende Lösungen finden – mit gegenseitigem Respekt und Verständnis füreinander.

Mindestens fünf Euro die Stunde, gerne auch mehr

Die Beschäftigung der Jugendlichen sollte fünf Stunden pro Monat nicht überschreiten und selbstverständlich außerhalb der Unterrichtszeiten liegen. Wie viel man seinem jugendlichen Helfer zahlt, ist übrigens nicht festgelegt, jedoch nach unten hin gedeckelt: Mindestens fünf Euro sind angeraten, heißt es seitens der Taschengeldbörse. Es darf aber auch gerne etwas mehr sein, was dann allerdings individuell zwischen den Parteien vereinbart werden muss.

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Zurzeit sucht die Taschengeldbörse vor allem junge Menschen, die sich mit kleinen Unterstützungsleistungen einbringen wollen. Sie, aber auch Seniorinnen und Senioren, dürfen sich gerne mit der Taschengeldbörse in Verbindung setzen. Das Büro des Vereins Feder im Café Insel, Frauenberger Straße 2-4 in Euskirchen, ist jeden Dienstag von 15 bis 17 Uhr besetzt.   

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