Volksinitiative für ArtenvielfaltNaturschützer entwickelten Agenda zu Projekt

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Den Flächenverbrauch, etwa durch Neubaugebiete, wollen die Naturschützer auch im Kreis deutlich eindämmen.

Den Flächenverbrauch, etwa durch Neubaugebiete, wollen die Naturschützer auch im Kreis deutlich eindämmen.

  • Mit einem eigenen Forderungskatalog unterstützt der Nabu die Volksinitiave „Insekten retten – Artenschwund stoppen“.
  • Ein Ende des Flächenfraßes, ein Verbot von Pestiziden und Dünger in Schutzgebieten und eine naturnahe Waldwirtschaft sind nur einige der Forderungen aus dem acht Themenbereiche umfassenden Katalog.
  • Die Hürden für eine erfolgreiche Volksinitiative liegen niedriger als bei einem Volksbegehren.

Kreis Euskirchen – „Wir wollen in die Vollen gehen“, macht Uwe Wedegärtner, Vorstandsmitglied des Nabu-Kreisverbands Euskirchen, deutlich. Mit einem eigenen, auf die Verhältnisse im Kreis zugeschnittenen Forderungskatalog unterstützt der Nabu die Volksinitiave „Insekten retten – Artenschwund stoppen“, die in Düsseldorf in die Wege geleitet wurde. Der Öffentlichkeit vorgestellt werden soll die Initiative am kommenden Donnerstag, 30. Juli, am Mechernicher Rathaus, wenn dort um 17 Uhr der Wahlausschuss tagt.

Eigentlich, so Wedegärtner, habe die Volksinitiative bereits im März gestartet werden sollen – doch auch das wurde durch die Corona-Pandemie gestoppt. „Der Gedanke ist entstanden nach dem erfolgreichen Volksbegehren in Bayern“, sagt er. Im März 2019 konnten dafür unter dem Motto „Artenvielfalt – Rettet die Bienen“ in 14 Tagen mehr als 1,7 Millionen Unterschriften gesammelt werden.

66 000 Unterschriften sind nötig

Einen Erfolg erhoffen sich die Initiatoren, die Landesverbände von Nabu, BUND und die Landesgemeinschaft Naturschutz und Umwelt (LNU), nun auch von ihrer Volksinitiative. Ein Ende des Flächenfraßes, ein Verbot von Pestiziden und Dünger in Schutzgebieten und eine naturnahe Waldwirtschaft sind nur einige der Forderungen aus dem acht Themenbereiche umfassenden Katalog.

Von Grundwasserschutz bis Kantinenangebot

Mit der Kalkeifel sei ein Teil des Kreises Euskirchen einer von drei Hotspots der Artenvielfalt in NRW. Diese zu bewahren und zu schützen, ist ein zentrales Anliegen der Initiative.

24 Seiten lang ist der Forderungskatalog des Kreis-Nabu. In acht Kapiteln listen die Naturschützer Themen auf, die ihrer Meinung nach umgesetzt werden müssen. Dazu gehören auch der Umbau des Waldes und verbesserte Bildungsangebote. Beabsichtigt ist, noch vor der Veröffentlichung am Donnerstag auch die Unterstützung der anderen im Kreis aktiven Naturschutzverbände zu bekommen.

Der Schutz des Grundwassers nimmt neben dem Topthema des Flächenverbrauchs eine zentrale Position ein. „Global gesehen ist die Reduzierung der Nitratbelastung des Trinkwassers das wichtigste Thema“, so Ulrich Pohl, Vorstandsmitglied des Nabu. Auch im Kreis sei das ein drängendes Thema. Bei einer Beprobung von privaten Grundwasserförderstellen im Kreisgebiet sei bei einem Drittel eine Überschreitung der Nitrat-Grenzwerte der Trinkwasserverordnung von 50 Milligramm pro Liter festgestellt worden, zitiert Pohl den Zwischenbericht zum „Klimawandelanpassungskonzept für den Kreis Euskirchen und seine Kommunen“ aus dem Mai 2020. Deshalb solle durch den Kreis ein Stickstoffreduktionsprogramm bis zum 31. Dezember 2021 erarbeitet werden, fordern die Naturschützer.

Uferrandstreifen von zehn Metern Breite sollten gemäß dem Katalog an allen fließenden und stehenden Gewässern in den Satzungen verankert werden.

In allen Kantinen der öffentlichen Einrichtungen des Kreises sollten ab dem nächsten Jahr mindestens 50 Prozent des Angebotes mit regional und ökologisch produzierten Produkten gedeckt werden. (sev)

Die Hürden für eine erfolgreiche Volksinitiative liegen niedriger als bei einem Volksbegehren: 66 000 Unterschriften sind nötig, damit das Thema im Landtag besprochen wird. „Wir wollen 400 000 Unterschriften und damit die größte Volksinitiative in NRW werden“, so Wedegärtner. Ein Vorteil gegenüber dem Volksbegehren sei, dass es mehr Spielräume für die Umsetzung lasse.

Forderungskatalog

Mit Blick auf die anstehende Kommunalwahl hat der Kreis-Nabu seinen eigenen, auf hiesige Verhältnisse zugeschnittenen und 24 Seiten umfassenden Forderungskatalog erarbeitet. Maßgeblich beteiligt war der Arbeitskreis „Natürlich Mechernich“. Der Katalog soll den Fraktionen in Kreispolitik und Kommunen zugesandt werden mit der Frage, wie diese gedenken, die Forderungen umzusetzen.

„Die Antworten wollen wir etwa drei Wochen vor der Wahl auf der Homepage des Kreisverbands veröffentlichen“, so Wedegärtner. So solle die Bevölkerung informiert werden, wie die Fraktionen zum Naturschutz stehen.

Flächenfraß auf fünf Hektar pro Tag beschränken

Topthema im Kreis – wie auch im Land – sei der Flächenverbrauch. „Wir erleben tagtäglich, was im Kreis Euskirchen an Flächen verbraucht wird“, mahnt Wedegärtner. Es entstehe der Eindruck, es sei zwischen den Kommunen zu einem Wettbewerb gekommen, wer noch mehr Baugebiete ausweisen könne.

Die lokale Agenda, die die Nabu-Mitglieder entwickelt haben, stellten Ulrich Pohl (v.l.), Uwe Wedegärtner und Peter Berthold am Naturschutzhaus in Kommern vor.

Die lokale Agenda, die die Nabu-Mitglieder entwickelt haben, stellten Ulrich Pohl (v.l.), Uwe Wedegärtner und Peter Berthold am Naturschutzhaus in Kommern vor.

Landesweit sei das Ziel der Initiative, den Flächenfraß auf fünf Hektar pro Tag zu beschränken. Derzeit würden in NRW zehn bis zwölf Hektar pro Tag für Neubauten, Gewerbe oder Straßen verbraucht und versiegelt. Bis 2035 solle der Wert netto auf null sinken.

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Auf Märkten und in Fußgängerzonen will der Nabu in den kommenden Wochchen für die Initiative und den kreiseigenen Forderungskatalog werben.

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