Einsegnung in HausweilerGefallener Jesus kehrt zurück

Lesezeit 3 Minuten
So sah das originale Denkmal aus.

So sah das originale Denkmal aus.

Weilerswist-Hausweiler – Vor sechs Jahren erlitt Jakob Esser einen Schlaganfall, der das Ende seiner beruflichen Karriere als Chef einer Steinmetzfirma in Hausweiler bedeutete. Aber Esser ließ sich nicht unterkriegen und startete als Künstler, genauer gesagt als Bildhauer, noch einmal durch. Und das acht Tonnen schwere Denkmal im Hof seiner Werkstatt, das er in über 800 Stunden aus einem Sandsteinblock schuf, ist in der Tat weit mehr als ausgezeichnete Handwerkskunst.

Bei Bauarbeiten beschädigt

Am kommenden Freitag wird der 1863 eingeweihte Kreuzweg, der von der Weilerswister Pfarrkirche St. Mauritius hinauf zum Swister Turm führt, wieder vollständig sein. Die neunte Station „Jesus fällt zum dritten Mal unter dem Kreuze nieder“ war in den 1960er-Jahren bei Straßenbauarbeiten stark beschädigt worden.

„Danach wurde die Kreuzwegstation am Ende der Sebastianusgasse direkt links an der Grenzmauer auf dem Vorplatz der Kirche aufgestellt. Als die Station entsorgt werden sollte, hat das damalige und zwischenzeitlich verstorbene Kirchenvorstandsmitglied Bernhard Thywissen sie 1977 auf seinem Hof gelagert“, schreibt der „Verein der Freunde und Förderer Swister Turm“ dazu. Danach verliert sich die Spur der Steine.

Irgendwann kam Anita Sahm, eines der Vorstandsmitglieder des Swister-Turm-Vereins, auf die Idee, die Kreuzwegstation wieder herstellen zu lassen. Und weil Jakob Esser als Steinmetz- und Steinbildbauermeister einen guten Ruf hat, fragte man ihn, ob er den Auftrag übernehmen wolle.

„Am Anfang war ich mir nicht so sicher, ob ich das hinkriege. Aber nach und nach habe ich unglaublich viel Spaß an dieser Arbeit gehabt“, erzählte der 68-Jährige im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Dem Meister stand als Vorlage nur ein altes Bild zur Verfügung. Danach fertigte Esser zunächst ein 1:1-Modell aus Gips. Von den Details her hat er sich weitgehend ans Original gehalten, allerdings besticht das neue Werk durch eine klarere Linienführung.

Am schwierigsten seien Kopf, Gesicht und Dornenkrone gewesen, verriet der spätberufene Bildhauer. Mit dem runden Holzhammer und den in unterschiedlichen Größen eingesetzten Meißel musste Esser sehr vorsichtig umgehen. Ein zu heftiger Schlag hätte die steinerne Skulptur ruinieren können. „Ich habe die Kreuzwegstation ehrenamtlich geschaffen, weil ich dem Herrgott noch ein bisschen was zurückzugeben habe“, verriet er augenzwinkernd. Geholfen habe ihm gelegentlich Sohn Rüdiger, der als selbstständiger Steinmetz in Euskirchen arbeite.

Sandsteinblock aus den Vogesen

Darüber sind die Freunde und Förderer des Swister Turms natürlich hocherfreut, weshalb der Verein „nur“ die Material- und Transportkosten von rund 12000 Euro für den Sandsteinblock aus den Vogesen übernehmen musste. Als Schuljunge fuhr Jakob Esser früher mit der Klasse per Zug nach Weilerswist, um auf dem alten Sportplatz am Swister Turm an den Bundesjugendspielen teilzunehmen. „An dieser Kreuzwegstation kamen wir immer vorbei“, so Esser, weshalb er eine besondere Beziehung zum Denkmal an der früheren Bundesstraße 51 hatte.

Am Freitag wird Jakob Essers Meisterwerk von Hausweiler zum künftigen Standort in der Nähe des Swister Turms transportiert. Die unmittelbare Umgebung der Kreuzwegstation wurde bereits hergerichtet. Am Pfingstmontag wird Pfarrer Georg Bartylla die Einsegnung übernehmen.

KStA abonnieren