Unterbringung von GeflüchtetenGemeinde Weilerswist gerät an Grenzen

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Beigeordneter Marcus Derichs und Integrationsfachkraft Idriss Laaroussi (r.) vor dem Obdachlosenheim auf der Kölner Straße, in dem auch Flüchtlinge untergebracht werden.

Weilerswist – Die Überforderung war den Weilerswister Politikern in der Ratssitzung anzumerken: „Vielleicht könnten wir die Kegelbahn in dem Heim auf der Kölner Straße umbauen, um ein paar zusätzliche Plätze für Flüchtlinge zu schaffen“, schlug Iris Lafazanis, Fraktionsvorsitzende der Partei „Weilerswist kann mehr“ vor.

Aufgrund bestimmter Statik-Vorgaben sei dies aber nicht möglich, antwortete Bürgermeisterin Anna-Katharina Horst. Doch dieser Umbau wäre ohnehin nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Die Gemeinden lösten im Hinblick auf die Flüchtlingsproblematik aktuell Probleme des Landes mit, so die Bürgermeisterin.

Problematik Weilerswist

Die Problematik in Weilerswist: Öffentliche Unterkünfte hätten momentan eine Aufnahmekapazität von 234 Plätzen. Davon seien derzeit 214 Plätze belegt, berichtet Marcus Derichs, der Beigeordnete der Gemeinde. Horst: „Wir haben also gerade nur 20 freie Plätze und es werden noch viele weitere Geflüchtete kommen. Und nicht nur aus der Ukraine. Gerade warten noch Menschen aus Somalia, Russland und dem Irak auf ihre Zuweisung.“

Kommunale Unterbringungsmöglichkeiten

Kommunale Unterbringungsmöglichkeiten gibt es in Weilerswist derzeit in der Martin-Luther-Straße und in Derkum. „Bis April 2022 haben wir noch gedacht, die Unterkunft in der Martin-Luther-Straße würde ausreichen“, so Horst. Doch mit dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs wurde noch die weitere Einrichtung in Derkum nötig. Nun seien diese Unterkünfte aber dadurch, dass auch die Zuwanderung aus anderen Ländern wieder zugenommen habe, bereits so stark überlastet, dass man dazu übergegangen sei, alleinreisende Männer in die Obdachlosenunterkunft auf der Kölner Straße einzuquartieren.

Lösungsansätze

„Gerade spielen wir alle möglichen Lösungen durch − zentral wie dezentral“, berichtet die Bürgermeisterin. Zentrale Lösungen seien zum Beispiel die Einquartierung von Ankommenden in Turnhallen. Horst: „Während Corona ist das aber nicht ratsam“.

Auch die dezentrale Lösung hat Nachteile: Nach einer langen erzwungenen Pause habe gerade das Vereins- und Dorfleben wieder angefangen. „Das Aufkeimen wollen wir nicht stören“, sagt Horst: „Aktuell lasse ich aber prüfen, ob vielleicht Container-Lösungen realisierbar sind.“

Auch die Unterbringung in Wohnungen sei im Ballungsgebiet schwierig. Viele ansässige Bürger suchten bereits nach Wohnungen. Im Hinblick auf diese bestehende Problematik wolle man auch keinen Unmut oder soziale Unruhe schüren.

Überlastungsanzeige

Weil die Situation angespannt ist, hat die Bürgermeisterin eine Überlastungsanzeige ans zuständige Ministerium geschickt: „Wir haben ein wunderbares Team, aber das ist am Limit.“ Was die Weilerswister nun brauchen: Handlungsfähigkeit, Planungssicherheit, Vorlaufzeiten und „Prognosen aus den oberen Ebenen“. Und am dringendsten: „Berechenbarkeit“, so Horst.

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„Wir wollen das Problem auf kommunaler Ebene lösen, aber wir brauchen Hilfe.“ Deswegen hat sich Horst gemeinsam mit den zehn anderen Bürgermeistern des Kreises in einer gemeinsamen Video-Konferenz mit den Forderungen nach Planbarkeit und Unterstützung an NRW-Ministerin Josefine Paul gewandt. Horst: „Wir brauchen mehr Plätze. Leider können wir auf kommunaler Ebene an den Rahmenbedingungen nur wenig tun.“

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