Streuobstwiesen-Netzwerk NordeifelMobiles Team hilft beim Saft aus eigener Ernte

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Die Saftpresse des Sonne-Netzwerks bedient Franz-Josef Henkenmeier. 

Weilerswist – Vier bis fünf Tonnen Äpfel von Streuobstwiesen sind auf dem Parkplatz am Sportzentrum zu Saft gepresst worden. Den pasteurisierten oder rohen Saft haben die Wieseninhaber direkt nach dem Pressen in speziellen Kunststoffbeuteln mit Zapfhahn mitgenommen, die in bedruckten Pappboxen verschwinden.

Die Termine für die Anlieferung sind bei „Sonne“ – Streuobstwiesen-Netzwerk Nordeifel – vereinbart worden. „Die Leute bekommen eine Lieferzeit genannt, damit niemand lange warten muss,“ so der Genossenschaftsvorsitzende Martin Holzportz, der die Fruchtpresse bedient. Ohne die ehrenamtlichen Helfer gäbe es die Möglichkeit nicht, günstig sein eigenes, ungespritztes Obst zu Saft verarbeiten zu lassen.

Pressaktionen finden bis in den November an zahlreichen Standorten statt. Termine sind online abrufbar. 

Zu Maische zerkleinert

Zunächst werden die schadstellenlosen Äpfel in einen Trichter geworfen, gewaschen und zu Maische zerkleinert. Die fängt an zu triefen, sobald sie auf den Tüchern ist, die Franz-Josef Henkenmeier auf Holzbrettern ausgebreitet hat. Mit festen Gummihandschuhen verteilt er die Apfelstücke und schlägt die Tücher um, damit der Apfelbrei gehalten wird, während der Saft austritt. Anschließend gehen die kleinen Türme aus Holz, Tuch und Apfelteilen, die wie ein Schichtkuchen aussehen, in die Presse. Der Trester bleibt im Tuch zurück und wird bis zur Abholung durch einen Landwirt in Wannen verfüllt. Eine Verkostung zeigt, wie lecker auch der Trester schmeckt, der jetzt an Tiere verfüttert wird.

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„Wir haben in den vergangenen Jahren viel erreicht“, sagt Holzportz. Er meint damit die zunehmend verbesserte Pflege von Streuobstwiesen. In zahlreichen Kursen werden Streuobstwiesenbesitzer instruiert. Sie lernen Baumschnitt und -pflege ebenso kennen wie Wiesenpflege, die Bedeutung dieser Biotope für Insekten und Bestimmungen des Landschaftsschutzes, die auf Streuobstwiesen eingehalten werden müssen.

Initiative der Biologischen Station Nettersheim

„Unser Angebot zum Saftpressen ist ein wichtiger Baustein für die Besitzer“, fährt Holzportz fort: „Wer Obstgehölze pflegt, muss den Ertrag ja auch irgendwie verwerten können.“ Begonnen hatte die jährliche Aktion auf Initiative der Biologischen Station Nettersheim und des Landschaftsverbands.

Bärbel Vosgröne-Broich hatte mit ihrem Mann den Kofferraum eines Kombis voll mit Äpfeln geladen. „Die Äpfel wären einfach zu viele, um sie zu lagern. Das Lagern im Keller ist auch nicht so einfach. Jeder Apfel muss einzeln gelegt werden, keiner darf den anderen berühren. Wir lassen die Äpfel lieber zu Saft verarbeiten und trinken jeden Morgen ein Glas davon. Der Saft lässt sich ohne Probleme ein halbes Jahr aufbewahren.“

Astrid Heistert-Klink, die sich um den Verkauf vor dem Presswagen kümmert, korrigiert nach oben: „Wir dürfen auf den Packungen angeben, dass der Saft sich ein Jahr hält. Hersteller von Industriesäften dürfen zwei Jahre angeben.“ Das unterschiedliche Recht kann sie in diesem Moment nicht erklären.

Streuobstwiesen

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Zum Team, das die Streuobstanlage betreut, gehören auch Sven Schwarz und Andrea Halfkann.

Eine Symbiose gibt es zwischen der Gemeinde Weilerswist, dem Förderverein Essbare Gemeinde, der Gesamtschule und einem Landwirt. In der Nähe des Sportzentrums liegt eine Streuobstwiese.

Emil Matzke, Lehrer an der Gesamtschule, bietet wöchentlich für die 5. und 6. Klassen eine AG Streuobstwiese an und beteiligt sich mit den Schülern an der Pflege. Der Förderverein beaufsichtigt und organisiert den Umgang mit der Streuobstwiese, und Christoph Zimmermann vom Grünflächenamt der Gemeinde begleitet das Projekt auf dem städtischen Gelände. Der Landwirt ist schließlich für den Grünschnitt zuständig.

Zum Obstpresstermin haben sich Ehrenamtliche eingefunden, um die Apfelbäume abzuernten und die Äpfel direkt zur Presse zu bringen.

Das Gelände ist nun mit einem Zaun umgeben. „Wir würden uns wünschen, dass Hundebesitzer Streuobstwiesen nicht für die Verdauung der Hunde benutzen“, so Zimmermann: „Landwirte können das Gras und Heu dann nicht mehr als Futter verwenden, wenn es voll Hundekot liegt, zudem ist es für die Besitzer und ehrenamtlichen Mitarbeiter ärgerlich, ständig in Hinterlassenschaften zu treten. Darum wurde das Gelände eingezäunt.“

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