Abo

Zwei Prozent der Fläche für WindenergieBad Münstereifel ist auf dem letzten Platz

Lesezeit 4 Minuten
Mehr Windräder müssen im Kreis Euskirchen gebaut werden, wenn der Umstieg auf erneuerbare Energien gelingen soll.

Mehr Windräder müssen im Kreis Euskirchen gebaut werden, wenn der Umstieg auf erneuerbare Energien gelingen soll.

Kreis Euskirchen – Die neue Bundesregierung hat sich vorgenommen, zwei Prozent der Fläche Deutschlands für die Windenergienutzung planerisch zu reservieren. „Von dem Ziel ist der Kreis Euskirchen mit einer bislang ausgewiesenen Fläche von knapp 1,2 Prozent noch ein gutes Stück entfernt“, erklärt Klaus Pütz vom Verein Windenergie Nordeifel (WNV). Nach seinen Berechnungen erfüllen bislang nur die Kommunen Schleiden, Dahlem und Zülpich die Vorgabe des Bundes (siehe Infokasten). Das Schlusslicht bilde Bad Münstereifel, wo bislang noch gar keine Vorrangflächen ausgewiesen seien.

„Die Zahlen stimmen zwar nicht ganz mit unseren überein, aber im Groben schon“, erläutert Wolfgang Andres von der Pressestelle der Kreisverwaltung. Andres räumt ein, dass es bei der Windkraft im Kreis durchaus noch Luft nach oben gebe. Ein einfaches Hochrechnen auf zwei Prozent der Gemeindeflächen sei aber realitätsfern und nicht zielführend, weil man stets die jeweilige Situation in den Kommunen berücksichtigen müsse.

Verein fordert mehr Flächen für Windenergien

„Im Kreis Euskirchen müssen mehr Flächen für Windenergie ausgewiesen werden“, fordert Pütz. Doch auch er weiß, dass es immer häufiger Widerstand und Klagen gibt. Egal, ob es dabei um den Neubau von Anlagen wie in Bad Münstereifel geht oder um den Austausch älterer Räder gegen moderne Anlagen (Repowering) wie in Dahlem oder in Reetz: Bürger haben Angst vor Lärm, Schattenwurf oder gesundheitliche Beeinträchtigungen, Naturschützer warnen vor Umweltschäden.

Um die Akzeptanz der Anlagen zu erhöhen, schlägt der WNV vor, die Vorhaben als Bürgerwindparks zu realisieren und die direkt Betroffenen in die Planung einzubeziehen und finanziell zu beteiligen. Planer und Betreiber neuer Windräder sollten mit den Bürgern, insbesondere den Anwohnern in einem Umkreis von rund zwei Kilometern um die Anlagen herum, zusammenarbeiten. Dabei müssten Probleme wie Schallemission, Schattenwurf und Artenschutz angesprochen und gelöst werden.

Keine Anlage bisher in Bad Münstereifel

Die Rote Laterne bei der Windkraft unter den Kommunen im Kreis hat bislang Bad Münstereifel, wo noch keine Anlage errichtet wurde. Bei einem Bürgerentscheid im vergangenen Jahr stimmten 52,6 Prozent der Bad Münstereifeler für eine mögliche Verpachtung städtischer Flächen im Nöthener Wald für Windkraftanlagen, 47,4 Prozent waren dagegen. Initiiert hatte den Entscheid die Bürgerinitiative „Gegenwind“, die den Bau der Windräder verhindern will. Ihr gegenüber steht die Initiative „Rückenwind“, die sich für die Verpachtung von Flächen für die Windkraft einsetzt. „Die Fläche im Nöthener Wald ist aber im Bebauungsplan noch nicht als Vorrangfläche ausgewiesen“, führt Pütz aus.

Zahlen und Fakten

Das Zwei-Prozent-Ziel der Bundesregierung erfüllen nach Angaben des Vereins Windenergie Nordeifel im Kreis Euskirchen bislang nur Schleiden (2,11 Prozent) , Dahlem (2,10) und Zülpich (2,07). Weilerswist ist mit 1,84 Prozent nah dran. Es folgen Blankenheim (1,51), Hellenthal (1,47), Kall (1,17), Mechernich (0,68), Euskirchen (0,41), Nettersheim (0,27) und Bad Münstereifel (0).

Die Landesregierung Nordrhein-Westfalen hat 2021 beschlossen, dass Windenergieanlagen einen Mindestabstand von 1000 Metern zu Wohngebäuden einhalten sollen. Das Landesamt für Umwelt, Natur und Verbraucherschutz zweifelt daran, dass NRW unter den derzeitigen Festlegungen die Stromproduktion aus Windkraft, wie geplant, bis 2030 verdoppeln kann. (wki)

„Man muss aber berücksichtigen, dass in Bad Münstereifel das Radioteleskop Effelsberg steht, um das ein großer Schutzstreifen eingehalten werden muss“, hält Andres dagegen.

Zusätzliche Räder auf dem Wackerberg gefordert

Fast gleichauf mit dem Kreis liegt die Gemeinde Kall mit einem Wert von 1,17 Prozent der Gemeindefläche. Pütz, der für die Kaller Grünen im Gemeinderat sitzt, schlägt vor, im Windpark Honderberg bei Straßbüsch und auf dem Wackerberg bei Kall zusätzliche Räder aufzustellen. Am Honderberg bei Straßbüsch sind bislang fünf Anlagen installiert. Ein Anwohner aus Golbach hatte sich in der Vergangenheit mehrfach über Lärmbelästigungen in seinem Haus und Eiswurf auf den Wegen in der Nähe der Anlagen geklagt.

Pütz schlägt trotzdem vor, dort bis zu drei weitere Räder zu errichten, deren Abstände zur Wohnbebauung allerdings größer seien als bei den bestehenden Anlagen. Da die Fläche an die Stadt Schleiden grenze, sei eine Kooperation der beiden Kommunen sinnvoll, weil sonst nur zwei Anlagen gebaut werden könnten.

Bis zu fünf Windräder können laut Pütz im Bereich Wackerberg/Kindshardt aufgestellt werden. „In der Nähe zum Eifelsteig wäre eine Anlage mit einer Aussichtsplattform möglich, weil man von dort aus eine gute Aussicht in den Dürener und Kölner Raum hat“, meint der Grüne.

Kall müsse sich laut Bürgermeister Gedanken machen

„Alle Potenzialanalysen zeigen, dass dort geeignete Flächen vorhanden sind“, erklärt Bürgermeister Hermann-Josef Esser. Die Gemeinde müsse sich Gedanken machen, wo neue Anlagen errichtet werden könnten. Die Flächen auf dem Wackerberg seien aber nicht im Besitz der Gemeinde, außerdem gebe es dort auch ein Wohnhaus. All das müsse berücksichtigt werden.

Das könnte Sie auch interessieren:

Nach Angaben von Andres gibt es im Kreis Euskirchen zurzeit 119 genehmigte Anlagen, weitere 22 seien beantragt. Die Windräder seien auf 13,4 Quadratkilometer verteilt. Einige Kommunen seien relativ dicht besiedelt, so dass wegen der einzuhaltenden Abstände zu Wohnbauflächen nicht mehr viele Anlagen gebaut werden könnten. In anderen gebe es viele Natur- und Landschaftsschutzgebiete, wo in der Regel der Artenschutz einen Ausbau verhindere. Darüber hinaus gebe es noch weitere Hindernisse.

KStA abonnieren