KlassikClub feierte 40-Jähriges mit besonderem Konzert auf Burg Langendorf

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Das Bild zeigt die beiden Musiker während ihres Auftritts.

Zur Krönung der Jubiläumsfeier auf Burg Langendorf spielten Darius Preuß und Kira Ratner ein aufsehenerregendes Konzert.

1983 wurde der Inner-Wheel-Club Dürem-Aachen Land gegründet. Ausschließlich Frauen werden aufgenommen–und das aus gutem Grund. 

Auch zwei Wochen nach Ende der Saison der „Konzerte in der Remise“ konnten Musikfreunde auf Burg Langendorf am Sonntagmittag noch einmal wunderbare Musik genießen. Veranstalter war diesmal nicht die Manfred-Vetter-Stiftung für Kunst und Kultur, sondern der Inner Wheel Club (IWC) Düren-Aachen Land, der anlässlich seines 40-jährigen Bestehens zum Musikhören und Feiern auf die Burg eingeladen hatte.

Inner Wheel wurde 1924 von Margarette Goiding in Manchester gegründet. Die Ehefrauen von Männern des Rotary-Clubs hatten die sozialen Aktivitäten ihrer Männer fortgeführt, während diese im Ersten Weltkrieg kämpften. 1967 wuchs der Club über die Grenzen Englands hinaus, und es entstand der International Inner Wheel.

Bei Inner Wheel trafen sich die Frauen der Rotary-Club-Mitglieder

Mittlerweile gibt es weltweit 3896 Clubs mit über 103 000 Mitgliedern in 103 Ländern. Freundschaft, Soziales und internationale Verständigung sind die zentralen Aufgaben. Seit 1968 gibt es Inner Wheel-Clubs auch in Deutschland.

Am 5. Oktober 1983 wurde der Club Düren-Aachen Land gegründet, der aktuell 37 Mitglieder im Alter von 31 bis 90 Jahren hat und längst nicht mehr nur Ehefrauen von Rotariern aufnimmt. Zu diesem runden Geburtstag kam Katharina Jahnke, die Präsidentin des 81. Distrikts, zu dem Düren-Aachen Land gehört, aus Solingen angereist.

Begeistert berichtete sie von der Aufbruchstimmung bei der Gründung, bedauerte zugleich einen Rückgang der Mitgliederzahlen und somit des sozialen Engagements für Frauen und Kinder. Man müsse moderner und technisch fortschrittlicher werden. „Von Frauen für Frauen“ sei der Club, betonte sie im Gespräch.

Juliane B. Vetter steht am Rednerpult.

Burgherrin Juliane B. Vetter ließ die Geschichte des Clubs Revue passieren.

„Wir werden oft gefragt, warum wir keine Männer aufnehmen, wo doch im Rotary-Club inzwischen auch Frauen dabei sind. Aber es gibt Länder und Kulturen, in denen Frauen nicht die gleichen Rechte haben wie wir. Kommen dort Männer hinzu, ist der Club nicht mehr derselbe.“ Auch die Gastgeberin und aktuelle Präsidentin des Inner Wheel Clubs Düren-Aachen Land, Juliane B. Vetter, freute sich über das Jubiläum und ließ in ihrer Ansprache kurz die Geschichte des Clubs Revue passieren.

Das Festkonzert folgte keineswegs nur einem Selbstzweck. Die Einnahmen und Spenden der Veranstaltung kommen dem Heilpädagogischen Zentrum (HPZ) in Bürvenich zugute. Dort muss der Fußballplatz saniert werden. „Hier gewinnen die Kinder, die durch ihre Behinderung sonst im Abseits stehen, Selbstvertrauen“, so die Burgherrin, die seit 2019 Mitglied ist.

Junger Geiger faszinierte Publikum in der Remise der Burg Langendorf 

Zur Krönung der Jubiläumsfeier auf Burg Langendorf spielten Darius Preuß (Violine) und Kira Ratner (Klavier) ein aufsehenerregendes Konzert. Bereits im vergangenen Jahr gastierten die beiden in der Remise. Der 2004 geborene Geiger faszinierte schon damals sein Publikum mit seiner Virtuosität.

„Ist ja fantastisch! Diese Präzision“, raunte ein Zuhörer schon nach dem ersten Stück. Das Programm war abwechslungsreich und reichte von barocken Klängen bis ins 20. Jahrhundert. Mit der Violinsonate D-Dur op. 9 Nr. 3 „Tombeau“ von Jean-Marie Leclair l'ainé stimmte das Duo die Besucher der Jubiläumsfeier festlich ein. Dezenter Pathos, Empfindsamkeit und dabei ein sehr direkter Ton bildeten den passenden Rahmen zum Inner Wheel.

Die Sätze steckten voller Überraschungen und gipfelten im sagenhaft schnellen Finale mit der Überschrift „Tambourin“, das volkstümlich kernig anmutete. Wie bei einem Perpetuum mobile griffen alle musikalischen Rädchen perfekt ineinander, schienen sich zu verselbstständigen und waren dabei von ungeheurer Lebendigkeit.

Duo arbeitete die Kontraste in Beethovens Sonate exzellent heraus

Ludwig van Beethoven mochte es in seiner Sonate für Violine und Klavier c-Moll op. 30 Nr. 2 gerne etwas ruppiger. Der Hauptsatz zeigte sich launisch, mal gesanglich, mal fröhlich, dann wieder brachial.Darius Preuß und Kira Ratner arbeiteten die Kontraste exzellent heraus, bewegten sich dynamisch in enormer Bandbreite und griffen absolut überzeugend die dichten Stimmungswechsel auf, und das alles in atemberaubendem Tempo. Zart und melodisch betörend einfach schloss sich das Adagio cantabile an.

Der junge Geiger spielte auch hier stringent, einfühlsam, aber nicht rührselig. In den folgenden Sätzen schlug die Musik Capriolen. Preuß und Ratner gelang eine durchweg packende Interpretation. Nach der Pause wurde es modern. Darius Preuß, der in seinem jungen Alter schon zahlreiche Preise gewonnen hat, spielte die Solosonate op. 27 Nr. 3 „Ballade“ von Eugene Ysaye. Das Stück begann hauchfein, doch vom ersten Ton an fesselte er sein Publikum.

Völlig versunken war er in die Musik, ebenso bei der Violinsonate Nr. 2 f-Moll op. 6 von Georges Enescu, ein überaus spannendes Werk mit interessanter Rhythmik und Melodik, das Darius Preuß und Kira Ratner sehr intensiv und berauschend vortrugen. Schöner, bewegender und belebender hätte der Inner Wheel Club sein Jubiläum nicht begehen können.

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