Großbrand in PapierfabrikFeuerwehr löscht weiter in Zülpich – nächste „Mammutaufgabe“ steht an

Lesezeit 3 Minuten
Mehrere Feuerwehrleute stehen vor einer großen Menge abgebrannter Papierballen.

Der Abtransport der abgelöschten Masse hat begonnen. Bei Smurfit Kappa brennt es immer noch.

Nach dem Großbrand bei der Firma Smurfit Kappa in Zülpich hat inzwischen der Abtransport des verbrannten Papiers begonnen.

Auch nach 72 Stunden ist das Feuer auf dem Gelände der Zülpicher Papierfabrik Smurfit Kappa noch nicht gelöscht – aber es ist längst unter Kontrolle. Der Brand war am Freitag gegen 15.45 Uhr auf dem Altpapierplatz – im Bereich der Bahnlinie der Bördebahn – ausgebrochen. Aufgrund des recht starken Windes breiteten sich die Flammen rasch aus. Innerhalb von gut einer Stunde standen nach Angaben des Unternehmens mehr als 8000 Papierballen in Brand. Jeder einzelne hat laut Werkleiter Michael Kuhn ein Gewicht von etwa 900 Kilo.

„Weil das Papier so stark gepresst ist, dauert es unheimlich lange, bis das Löschwasser in den Kern des Ballens vordringt“, sagt Kreisbrandmeister Peter Jonas: „Das wird eine Mammutaufgabe.“ Er geht davon aus, dass der Abtransport des „abgelöschten Materials“ mehrere Tage in Anspruch nehmen wird.

Smurfit Kappa hat nach eigenen Angaben bereits am Sonntag mit dem Abtransport begonnen. Aufgrund der Situation am Wochenende sei es aber nur sporadisch gewesen. Am Montag lief der Abtransport dann richtig an. Wahrscheinlich werden viele Hundert Lkw-Transporte notwendig sein, bis das Papier entsorgt ist.

Aktuell sind noch 60 Feuerwehrleute im Einsatz

Kurzzeitig habe man beim Löschangriff mit einem Netzmittel gearbeitet, sagt Kreisbrandmeister Jonas. Aufgrund des recht geringen Effekts bei deutlich höherer Umweltbelastung habe man aber davon abgesehen. In den kommenden Tagen werde es vor allem darum gehen, die Ballen immer wieder auseinanderzuziehen und die dann hervortretenden Glutnester abzulöschen. Aktuell sind nach Angaben von Jakob Priebe, Pressesprecher der Feuerwehr Zülpich, etwa 60 Feuerwehrleute im Einsatz – die meisten auf dem Werksgelände, einige aber auch am Neffelsee.

Von dort werden mithilfe des Hytrans-Fördersystems pro Minute mehrere Tausend Liter Wasser zu Smurfit Kappa gepumpt. Die Löschwasserleitung ist am Sonntag umgelegt worden, so dass sie nicht mehr über die B 477 verläuft und diese nicht mehr für den Verkehr gesperrt werden muss.

Eine Löschwasserleitung verläuft über einen Wirtschaftsweg.

Vom Neffelsee bei Füssenich wird Wasser zu Smurfit Kappa gepumpt. Die Firma ist am Horizont zu erkennen.

Wie viele Kilometer Schlauchleitungen auf dem Gelände liegen, sei nur schwer zu schätzen, sagt Jakob Priebe. Die Schläuche müssen nach dem Einsatz allesamt gereinigt werden. Dafür werden sie entweder ins Kreisbrandschutzzentrum nach Schleiden oder zum Feuerwehr-Ausbildungszentrum in Stockheim (Kreis Düren) gefahren.

Kreisbrandmeister Peter Jonas: „Jede Löschgruppe hat eine Schlauchreserve“

Denkbar sei, so Jonas, dass auch in Euskirchen das Material gereinigt werde. Die Möglichkeit bestehe jedenfalls. Eine Gefahr für die Bevölkerung bestehe nicht, wenn die Schläuche in der Wäsche seien. „Jede Löschgruppe hat eine Schlauchreserve. Wir haben aber auch im Kreisbrandschutzzentrum eine Reserve“, sagt der Kreisbrandmeister.

Auch in Sachen Atemschutzgeräte bestehe kein Mangel durch den intensiven Gebrauch in den vergangenen Tagen. Wie der Kreisbrandmeister auf Anfrage mitteilte, sind im Brandschutzzentrum etwa 150 Atemschutzgeräte und 220 Masken vorrätig.

Während des Einsatzes mussten die Feuerwehrpumpen immer wieder gereinigt werden, weil sich Papierfasern gesammelt hatten, was die Pumpleistung negativ beeinflusste.

Zülpich: Feuerwehrleute konnten Kraftwerk erfolgreich schützen

Am Sonntagnachmittag bereitete den Feuerwehrleuten eine Wand aus einer Art überdimensionaler Beton-Lego-Steinen Sorge. Aufgrund des Gewichts der nassen Papiermassen, die gegen die Schutzwand auf dem Altpapierplatz drückten, drohte die Mauer umzukippen. Wäre die Mauer umgestürzt, hätte das werkseigene Kraftwerk beschädigt werden können. Mit mehreren Baggern zogen die Einsatzkräfte das Papier auseinander, um die Wand zu entlasten – mit Erfolg.

Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) hat nach 48 Stunden die ersten Versorgungskomponenten für die zeitweise mehr als 250 Einsatzkräfte zurückgebaut. Ab Montag werden die Einsatzkräfte durch die werkseigene Kantine verpflegt. Die Getränkeversorgung übernimmt weiter das DRK.

KStA abonnieren