Bei Markus Kurth gedeihen Stiefmütterchen und Hornveilchen im Freiland. Das macht sie besonders robust.
BlütenprachtIn Zülpich-Enzen beginnt die Saison der Stiefmütterchen

Stiefmütterchen fast bis zum Horizont: Auf gut viereinhalb Hektar gedeihen am Brauweilerhof in Enzen die robusten Blumen.
Copyright: Ulla Jürgensonn
Im elften Jahr zieht Markus Kurth auf dem Brauweilerhof in Enzen Stiefmütterchen und Hornveilchen. Er weiß aus Erfahrung: Jedes Jahr ist unterschiedlich. Doch eines wie dieses hat er noch nicht erlebt. Als im August die erste von vier Lieferungen mit den winzig kleinen Pflanzen ankam, war der Boden viel zu nass, um irgendetwas zu pflanzen.
Angeliefert werden die Blumenkinder in Kisten. In jeder sind 150 Pressbällchen, Würfel aus Pflanzerde. Aus jedem ragen zwei Keimblätter. Da hieß es warten. Als die Stiefmütterchen und Hornveilchen dann endlich in exakten Reihen auf den Feldern standen, begannen Hitze und Trockenheit. Wochenlang musste Kurth künstlich beregnen, um seine Pflanzen am Leben zu erhalten. Dazu kamen kalte Nächte, in manchen stieg das Thermometer nicht über vier Grad Celsius.
Die Wetterkapriolen machten es den Pflanzen in Enzen nicht leicht
Und dann endete die Dürre mit einem Knall: Es goss wie aus Eimern, binnen elf Stunden seien 35 Liter heruntergekommen, erzählt der Landwirt. Die Spuren des Starkregens, der Anfang September niedergegangen ist, sind bis heute nicht zu übersehen: Fahrspuren zwischen den Pflanzreihen sind ausgeschwemmt, auf dem am tiefsten gelegenen Teil der Anbaufläche wächst so gut wie nichts mehr.
Markus Kurth ist Wetterkapriolen gewöhnt, aber er sagt: „Es wird immer extremer.“ Der Landwirt versucht, es positiv zu sehen: „Vielleicht sind unsere Blumen nach diesem schwierigen Start jetzt besonders robust.“ In jedem Fall seien sie besser abgehärtet als ihre Artgenossen, die in Gewächshäusern groß werden.
Vielleicht sind unsere Blumen nach diesem schwierigen Start jetzt besonders robust.
Der Brauweilerhof sei der einzige im Rheinland, auf dem die kleinen Blumen noch in großem Maßstab gezogen würden. Und das seit Jahrzehnten: Bevor der Landwirtssohn aus Zülpich-Lövenich den Hof in Enzen übernahm, hatte dort sein Vorgänger 40 Jahre lang die Aufzucht betrieben.
Von dem habe er auch den Kundenstamm übernommen und später ausgebaut. Doch mittlerweile sei das Geschäft rückläufig. Die Kommunen, bisher regelmäßige Abnehmer, sparten. Die Friedhofsgärtner brauchten weniger Blumen, weil sich die Bestattungskultur verändere. Bleiben Gartenzentren und Privatkunden.

Die großen Blüten der Stiefmütterchen gibt es immer wieder in ungewöhnlichen Farben.
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Um diese Jahreszeit dreht sich bei Marie Weiler, Markus Kurth und ihrer Tochter Romy alles um die Stiefmütterchen.
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4,6 Hektar bestellen Markus Kurth und seine Frau Marie Weiler derzeit mit Hornveilchen und Stiefmütterchen. Den Unterschied zwischen beiden kann er natürlich prompt erklären: Hornveilchen haben viele kleine Blüten, Stiefmütterchen wenige, aber dafür große. Gemeinsam ist beiden: Der Anbau ist arbeitsintensiv. „Zum Glück haben wir einen zuverlässigen Stamm polnischer Helfer“, sagt Marie Weiler.
Zwischen den Reihen könne man zwar mit Maschinen den Boden auflockern und unerwünschte Kräuter entfernen, doch zwischen den einzelnen Pflänzchen gehe das nur von Hand. Derzeit bietet sich ein fast makelloses Bild. Die schnurgeraden Reihen erstrecken sich fast bis zum Horizont. Manche sind farblich sortiert, andere bunt gemischt.
Der Anbau von Stiefmütterchen ist arbeitsintensiv
Die Farben reichen von Weiß bis zu einem tiefen Violett, das beinahe schwarz wirkt. Es gibt einfarbige und mehrfarbige Blüten, welche mit Auge – einem dunklen Fleck in der Mitte – und welche ohne. „Die gelben und orangefarbenen ohne Auge riechen am intensivsten“, weiß der Fachmann.
Auch Insekten wissen seine Felder zu schätzen, auf denen es jetzt noch Nektar zu holen gibt. Nicht nur dicke Hummeln brummen durch die Reihen, sogar ein Taubenschwänzchen ist zu sehen. Der Schmetterling, der mit seinem Schwirrflug an einen Kolibri erinnert, geht mit einem langen Rüffel auf Nahrungssuche in den Blüten.
600.000 Pflanzen hat Markus Kurth in diesem Jahr gesetzt, in den besseren Jahren waren es bis zu 700.000. Aus der Erde wandern sie in den nächsten Wochen in Kisten, jeweils 20 Stück sind darin, nur mit den Wurzelballen, ohne Plastiktöpfchen. Das spare nicht nur Plastik, die Pflanzen seien dadurch auch robuster, sagt Markus Kurth.
Am Donnerstag, 25. September, beginnt die Verkaufssaison im Stiefmütterchenparadies, Infos zu den Öffnungszeiten gibt's auf der Homepage des Hofes. Auf die Kunden warten nicht nur Stiefmütterchen und Hornveilchen, sondern auch anderes vom heimischen Feld. Die Kisten mit Kürbissen in allen Farben, Formen und Größen stehen bereit.