Kinder sollen besser schreibenGebauer fordert Pflicht-Wortschatz für Grundschüler

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Schreiben Symbolbild

Rechtschreibung soll eine größere Rolle spielen

Düsseldorf – NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) will die Rechtschreibung von Grundschülern verbessern. Deshalb hat sie nun einen verbindlichen Grundwortschatz für Schüler zusammengestellt, zudem eine Handreichung für Lehrer. Außerdem soll in Zukunft wieder mehr korrigiert werden.

Grund für die Kurskorrektur: Die unbefriedigenden Ergebnisse des IQB-Bildungstrends. Die Schüler in Nordrhein-Westfalen sind in Orthografie schlechter als der Bundesdurchschnitt. Während 22,1 Prozent aller Schüler in Deutschland den Mindeststandard nicht erfüllen, sind es in NRW 23,9 Prozent. Die Schule müsse dem Richtigschreiben deshalb „mehr Aufmerksamkeit schenken“, sagte Gebauer zum Auftakt einer Fachtagung zur Rechtschreibung in Düsseldorf. Mit der Maßnahme setzt sie einen Bestandteil des Koalitionsvertrages um.

Tipps für Integration und Inklusion in Handreichung

Darüber, wie Grundschüler Schreiben und Lesen lernen sollen, wird seit Jahren gestritten. In Gebauers Handreichungen für die Lehrerinnen und Lehrer kommen auch Tipps zur Inklusion und zur Integration von Kindern mit Migrationsgeschichte vor. Grundlage der Maßnahmen ist laut Gebauer der Masterplan Grundschule und einer Fachoffensive Deutsch.

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„Die Regeln der deutschen Rechtschreibung können und müssen von der ersten Klasse an gelernt werden“, sagte Gebauer. Was die Ministerin allerdings nicht will: In die seit Jahren geführte Debatte eingreifen, auf welche Art und Weise Kinder am besten das Lesen und Schreiben lernen. Die Methoden würden nicht vorgegeben, sagte die Ministerin.

„Lesen durch Schreiben“ schneller beenden

Gebauer hat aber immerhin Wünsche: Das bisherige „Lesen durch Schreiben“ soll auf die Anfangsprozesse des Schreibenlernens begrenzt werden. Bei diesem Schreiben nach Gehör werden die Kinder ermutigt, sich selbst auszuprobieren, indem sie so schreiben wie sie die Wörter hören. Es soll die Freude am Schreiben stärken. Die Rechtschreibregeln lernen die Kinder dann erst später. Kritiker monieren, dass dabei zu wenig Wert auf die Rechtschreibung gelegt werde. Befürworter sagen, dass dadurch der Wert von freien und kreativen Texten gestärkt werde.

Studien hatten gezeigt, dass von einem offen gestalteten Unterricht andere Kinder profitieren als von einem geschlossenen, bei dem die Lehrkraft die Kinder Schritt für Schritt anleitet und steuert. Schwächere Schüler lernen besser, wenn sie beim Schreiben systematisch üben, während leistungsstarke Schüler in der Regel mit jeder Methode gut zurechtkommen.

533 Wörter als Grundlage

Ein Novum in NRW ist der vom Schuljahr 2019/20 an verpflichtende Grundwortschatz. Er umfasst 533 sogenannte Nachdenk- und Merkwörter. Diese sollen alle wichtigen Rechtschreibphänomene widerspiegeln, die im Laufe der Grundschule gelehrt werden. Die Kinder sollen etwa Wörter mit den Konsonanten „ng“ lernen wie „bringen“ oder „Schmetterling“. Auch zwölf Wörter mit Doppelvokal wie „Boot“ oder „Zoo“ sollen sie zum Abschluss der Grundschulzeit beherrschen, wie auch 89 Wörter mit Kurzvokal vor den Doppelkonsonanten „ll“ oder „mm“ wie „Ball“, „Pullover“, „brummen“.

Darüber hinaus sollen die Grundschüler über einen individuellen Wortschatz von 200 Wörtern verfügen, sagte Gebauer. Die Auswahl dieser werde den Schulen überlassen.

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