Kunstschnee und Drive-in-MarktWie NRW trotz Corona nach dem Weihnachtsgefühl sucht

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Kalkar Wunderland

Das Weihnachtswunderland in Kalkar kann man mit dem Auto erkunden.

Düsseldorf/Köln – Nur noch zwei Wochen bis Weihnachten - ohne Weihnachtsmärkte in den Innenstädten. Die Pandemie erlaubt kein dicht gedrängtes Glühweintrinken an Holzbuden oder Stöbern nach Geschenken an engen Ständen. Dennoch versuchen viele Städte und Veranstalter, mit coronagerechten Alternativen wie Einzelbuden oder Drive-In-Angeboten das Beste aus der Situation zu machen.

In Essen wurden beispielsweise über die ganze Innenstadt verteilt rund 25 Buden genehmigt - auf dem zentralen Kennedyplatz, dessen Weihnachtsmarkt sonst in der Vorweihnachtszeit Zehntausende anzieht, stehen ganze sechs Buden weit weg voneinander. „Das sind reine Händler, die teilweise Essen und Trinken to go verkaufen“, betont ein Sprecher von Essen Marketing. Sonntags haben die Buden zu und Glühwein gibt es nur an drei Ständen in der Innenstadt.

Tannenbäume und Glitzer in den Metropolen

Ähnlich sieht es in Düsseldorf und Köln aus: mit Tannenbäumen und Glitzer dekorierte „Insellösungen“ in der Landeshauptstadt, Weihnachtsbuden mit Bratwurst und Süßigkeiten am Kölner Rudolfplatz - aber alles nur „to go“.

Wanderung GLühwein  Köln dpa

In Köln wurde die sogenannte Glühwein-Wanderung etabliert. Diese stand zuletzt vielfach in der Kritik, am Montag passte die Stadt die Regeln an. 

Die äußerlich größte Ähnlichkeit mit einem traditionellen Weihnachtsmarkt haben vielleicht noch die Drive-In-Angebote - allerdings dürfen die Besucher dabei den Budenzauber nur aus ihrem Auto erleben und müssen sich vorher anmelden und Eintritt zahlen. So öffnet am Donnerstag (10.12.) im Veranstaltungszentrum „Wunderland“ in Kalkar am Niederrhein ein großes Weihnachts-Drive-In. In einer insgesamt 6000 Quadratmeter großen Halle gibt es dort eine Winterlandschaft mit über 300 Weihnachtsbäumen, Kunstschnee, Krippe, und einem fliegenden Engel an Stahlseilen - zum Vorbeifahren im Schritttempo.

Weihnachten Düsseldorf

Weihnachtliche Dekoration in Düsseldorf

Wegen der Pandemie seien die über 100 Mitarbeiter des „Wunderlands“ in Kurzarbeit, die Stimmung sei eher deprimiert gewesen, erzählt der niederländische Geschäftsführer Han Groot Obbink (60). Da sei ihm durch einen Bericht im Radio die Idee des Drive-In-Angebots gekommen. „24 Buden, eine Weihnachtslandschaft, überall Licht und Musik - daran wird man sich noch in 20 Jahre erinnern“, schwärmt der Geschäftsführer.

2,5 Kilometer Weihnachtsrundfahrt

Rund 2,5 Kilometer geht die Rundfahrt durch mehrere Hallen, über das weitläufige, stimmungsvoll beleuchtete Gelände am Rhein und vorbei an einem Zirkus, der auf dem Gelände den Winter verbringt. Rund 45 Minuten kalkuliert der Veranstalter pro Weihnachtsfahrt, für die Besucher 12,50 Euro pro Auto zahlen müssen.

Am Ende des Rundweges können die Gäste auf einem Parkplatz aus dem Auto heraus an den Ständen Mandeln, Krapfen, Glühwein oder Pommes kaufen und im Wagen verzehren oder mit nach Hause nehmen. Der Andrang sei groß, mit bis zu 10 000 Besucher-Autos rechnet der Geschäftsführer bis Anfang Januar.

Etwas überschaubarer fällt ein Drive-In-Weihnachtsmarkt auf einem Bauernhof in Bochum-Wattenscheid aus, der am vergangenen Wochenende öffnete. Veranstalter ist hier eine Grill-Akademie - im „Weihnachtsmarkt-Paket“ für 55 Euro pro Auto gibt es deshalb auch Spanferkelbraten und Pulled Pork. Außerdem sind Mandeln, Glühwein und Gebäck im Preis inbegriffen und - an den Wochenendterminen - ein kurzes Treffen mit einem Weihnachtsmann als letzte Station der Rundfahrt. Das komme bei Kinder sehr gut an, der Weihnachtsmarkt sei mit rund 400 verkauften Tickets fast ausverkauft, sagt eine Sprecherin.

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Freizeitforscher Walter Tokarski von der Kölner Sporthochschule sieht solche Angebote im Trend der Zeit: Drive-In-Weihnachtsmärkte seien Ausdruck einer Neuausrichtung - modernistisch, verglichen mit traditionellen Angeboten auch manchmal künstlich und grell - aber sie träfen den Geist der Zeit und seien daher beliebt. „Weil es neu und anders ist, wollen die Leute das sehen“, sagt der Professor. Das gelte natürlich besonders in Pandemiezeiten, in denen jedes noch mögliche Angebot begierig aufgegriffen werde. (dpa)

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