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Bodenständig und „bürgerlich“Bürgermeisterkandidat Ralph Liebig will hinterfragen

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Ralph Liebig

  1. Ralph Liebig (SPD) will die Burscheider Politik hinterfragen und pragmatische Lösungen finden.
  2. Er ist gegen den A1-Rastplatz, hat wenig Erfahrungen in der Verwaltungsarbeit. Ein Porträt.

Burscheid – Ralph Liebig erinnert sich an den Tag, als er nach Brokdorf aufbrach. Langhaarig, die Gitarre unterm Arm, hielt den jungen Mann damals nichts in Burscheid. Er wollte dabei sein beim Protest der Atomkraftgegner, gegen das Kernkraftwerk demonstrieren. Und dann stand sein Opa in der Tür und gab ihm folgende Worte mit auf den Weg: „Freund: Reden, Singen, bürgerlich bleiben, eine Meinung haben. Und die Hände bleiben in der Tasche.“

Für Ralph Liebig, der heute als Vertriebsleiter arbeitet, sind die Worte ein Wegweiser in seiner Kandidatur um das Amt des Bürgermeisters in Burscheid. Der Großvater war auch in der Politik, CDU-Ratsmitglied in Burscheid in den 60er Jahren.

Er sei ein Mann der Diskussion, der Auseinandersetzung gewesen. „Er hat zwei Weltkriege erlebt und auch mit seinen SPD-Kollegen in Burscheid gut zusammengearbeitet“, sagt Liebig, dessen Partei die SPD ist.

Das Extreme nicht zulassen, bürgerlich bleiben, das sei sein Mantra. Seinen Protest macht er am Beispiel des geplanten Parkplatzes für Lkw auf einer grünen Wiese an der Autobahn 1 in Dürscheid fest. „Wir müssen mit den Menschen über die Wahrheit reden. Es ist eine Unverschämtheit, wie über diese Rastanlage gesprochen wird. Tatsächlich ist das ein Parkplatz im Dunkeln mit einem Betonklo.“ Für einen Lkw-Fahrer sei das eine Zumutung, denn es sei gefährlich und zum Übernachten nicht geeignet.

Infrastruktur für Lkwfahrer in Köln besser

Liebig ärgert, dass die Idee eines Autohofs in Köln-Niehl nicht wirklich von den Behörden in Erwägung gezogen wird. Seiner Auffassung nach wäre das aber zukunftsweisend, weil dort eine Infrastruktur für Fernfahrer entwickelt werden könnte, die ihnen in ihrem Leben wirklich eine Hilfe wäre. „Ich fahre 70 000 Kilometer im Jahr, und bekomme viel auf den Rastplätzen von der Lage der Fernfahrer mit. Die Jungs können nirgendwo hin und würden auch auf einem kleinen, neuen Platz in Dürscheid nicht glücklich.“

„»Mein Burscheid lieb ich« ist nicht nur ein Wortspiel, sondern ein klares Bekenntnis“, sagt Ralph Liebig.

Als Bürgermeisterkandidat macht Liebig kein Geheimnis daraus, dass er in Sachen Verwaltung keine Vorerfahrung hat. Aber er will hinterfragen. „Wer was will, findet einen Weg. Wer etwas verhindern will, findet einen Grund. Das ist in Burscheid häufig der Fall.“

Doch Potenzial sehe er für seine Heimatstadt eine Menge. Liebig geht mit seinem Podcast „Mein Burscheid Liebig“ auf die Bürger zu und beschäftigt sich mit Themen wie „Regional Einkaufen“, „Mobilität“ oder „familiengerechtes Bauen.“ Das Thema Erbpacht beschäftigt ihn: „Da könnten alte und junge Menschen Tür an Tür wohnen, es gäbe einen Kiosk. Das geben wir alles auf, wenn wir die Flächen an die Investoren geben.“

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Im Wahlkampf während Corona erwiesen sich die neuen Medien für Ralph Liebig als eine gute Alternative zum Infostand auf dem Markt oder Festen, die ja nicht stattfanden. Aber zu den Menschen an die Türe zu gehen, das halte er doch für den besten Weg. „Man muss bei den Menschen sein.“ Das hat der passionierte Hobbymusiker, er ist Mitglied der Band Stiller Hans, zumal im Kirchenkurvenfestival von 2008 bis 2015 erlebt. Er hat zusammen mit seiner Frau Gaby einen Großteil der Organisation übernommen. Doch zuletzt blieben die ehrenamtlichen Helfer bei der Veranstaltung der evangelischen Gemeinde Burscheid aus.

Liebig will sich für eine Renaissance stark machen und auch das Thema einer Skateranlage für Burscheider Jugendliche geht er aktiv an. Und bei einer Idee für die Gastronomie in der Kirchenkurve schlägt sein Herz als Radfahrer mit. Dort, so seine Vorstellung, könnte ein „Rad-Café“ mit alten Rennrädern, einer Werkbank und belgischen Bier entstehen. „Das Rad ist eines der Verkehrsmittel der Zukunft.“

Gut sei es, dass die Burscheider Innenstadt mit der Balkantrasse durch eine Rampe verbunden werden soll. Denn das bringe Touristen in die Stadt, die bisher unter ihr hindurch und weg fahren. Und Fahrräder tragen seiner Meinung nach auch zur Entschleunigung einer immer autolastigeren Gesellschaft bei.