Der parteilose Bürgermeister Dirk Runge wird von drei Fraktionen unterstützt. Was er bis 2030 vorhat.
KandidatenporträtDer Mann für das Machbare in Burscheid

Der parteilose Dirk Runge will Bürgermeister in Burscheid bleiben. Auch im Luchtenberg-Richartz-Park ist etwas zu tun.
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Was wäre wenn? Dirk Runge gehört keiner Partei an. Gerade das könnte seine größte Stärke sein. Burscheids Bürgermeister wurde vor gut drei Jahren praktisch widerstandslos gewählt nach dem plötzlichen Tod von Stefan Caplan. Der Bürgermeister mit CDU-Parteibuch hatte nicht nur politische Freunde im Stadtrat. Namentlich das Bündnis für Burscheid mit Michael Baggeler an der Fraktionsspitze gehörte zu denen, die Caplan kritisch gegenüber standen.
Dirk Runge hingegen wird vom BfB unterstützt. Und von der CDU. Das sind – nach Sitzen im derzeitigen Stadtrat – 25 von 40 Mandaten. Dazu hat auch die FDP Unterstützung signalisiert. Kann da was schiefgehen? Durchaus, sagt der 56-Jährige. Das klingt nicht nach Koketterie: Eine „normale“ Kommunalwahl hat er ja noch nicht absolviert als Akteur im politischen Raum. Insofern liegt es ihm fern, seinen einzigen Konkurrenten Ralph Liebig zu unterschätzen. Der Sozialdemokrat macht sein eigenes Ding. Auch wenn er bisher nur auf seine eigene Partei zählen kann. Burscheids Grüne – derzeit vor der SPD dritte Kraft im Rat – positionieren sich im Moment lediglich kritisch gegenüber Dirk Runge. Was den Bürgermeister durchaus beeindruckt, zeigt sich im Gespräch.
Am Wohnungsmangel in Burscheid muss gearbeitet werden
Trotzdem gibt er bereitwillig Auskunft darüber, wie Burscheid im Jahr 2030 aussehen sollte. Also zum Ende der nächsten Wahlperiode. „Auf dem Stadtwerke-Areal gibt es Wohnungen“, ist sich Runge sicher. Das Engagement bei der Immobiliengesellschaft des Landes, NRW.Urban, schaffe die notwendigen Rahmenbedingungen. Und sichere das Ziel ab, auf dem zentrumsnahen Gelände 30 Prozent öffentlich geförderte Wohnungen zu errichten. Runge hält das für sehr wichtig: Der Bedarf an Wohnraum in Burscheid sei immens – ein Effekt der überlaufenden Rheinschiene, unter anderem. Dem amtierenden Bürgermeister ist es wichtig, das Stichwort „Sozialwohnungen“ einzuordnen: Die seien nichts für besonders Bedürftige – „das sind Leute mit ganz normalem Einkommen“. Anders gesagt: Die Assoziation von sozialem Wohnungsbau und sozialem Brennpunkt sei grundfalsch.
Dafür, dass auf dem Gelände, das derzeit noch vom Autohaus Luchtenberg gebraucht wird, in fünf Jahren Wohnungen bezogen sind, will Runge seine Hand nicht ins Feuer legen. Das sei ein Großprojekt, dessen Realisierung Zeit brauche. Angesichts der Planungszeiten könnte das knapp werden: „Planungsrecht ist wahnsinnig langwierig. Wenn es optimal läuft, braucht man für einen Bebauungsplan eineinhalb Jahre“, weiß der Bürgermeister. Und ein B-Plan schafft lediglich die Voraussetzungen für den Bau. Bleibt die Baugenehmigung, die Finanzierung …
Viele Fragen nach dem Montanus-Center
Fragen, die auch beim Montanus-Center eine gewichtige Rolle spielen. Dort ist noch immer nichts in Bewegung gekommen. Wann sich zwischen Luchtenberg-Richartz-Park und Balkantrasse etwas tut, „ist die meistgestellte Frage“, sagt Runge. Angekündigt ist ein Baubeginn Mitte August. Der Bürgermeister hofft, dass es dabei bleibt. Mit dem Investor „bin ich im Kontakt“ – im Hintergrund seien diverse Fragen zu klären gewesen. Fakt sei: Die Stadt habe das Grundstück fristgerecht baureif gemacht. Der Investor „hat es gekauft und bezahlt“. Aber die Baugenehmigung sei kompliziert gewesen. Die kommt nicht aus dem Burscheider Rathaus, sondern aus dem Kreishaus in Bergisch Gladbach. Runge gibt sich aber sicher, dass das neue Geschäfts- und Bürozentrum an der Montanusstraße 2030 längst fertig und in Betrieb ist.
Andere Dinge hat man als Bürgermeister besser in der Hand. Er würde an einem dichteren Radwegenetz arbeiten, weiß aber, dass das im Detail nicht so einfach ist: Die Straßen sind an vielen Stellen nicht breit; „da muss man jeweils gucken, was geht“. Mehr Mobilstationen, an denen der Wechsel des Verkehrsmittels leicht ist, wünscht er sich. Und: Der Griesberg als größtes innerstädtisches Siedlungsgebiet „muss an die Balkantrasse angeschlossen werden“. Mit dem Kauf eines Grundstücks an der Wahner Delle sei die Stadt diesem Ziel einen großen Schritt näher gekommen. Die ursprünglich mal angedachte Brücke ist damit verzichtbar geworden. Dieses Projekt hätte die Stadt ohnehin kaum stemmen können, so der Bürgermeister.
Das Arbeitsprogramm ist groß
Dass Burscheid nach wie vor keine Stadt ist, die finanziell aus dem Vollen schöpfen kann, betont Runge immer wieder. Dennoch will er „nach und nach“ das aufholen, was in den vergangenen Jahren versäumt werden musste. „Wir haben schon einen gehörigen Stau“, sagt er mit Blick auf Schulen und andere städtische Gebäude. Riesige Schritte dürften die Bürger aber nicht erwarten: „Das können wir finanziell und personell nicht.“ Dass aus diesem Sinn für das Machbare der Vorwurf resultiert, Runge fehle eine Vision für Burscheid, fuchst ihn sichtlich. Ein Beispiel für das Gegenteil: die Skater-Anlage im Hagen. „Die war abgelehnt“; erst die Entscheidung, es in Bauabschnitten zu machen und ein neuer Anlauf beim Land habe den Bau ermöglicht, betont der Bürgermeister. Der weitere Ausbau werde kommen.
Auch die organisatorische Reform der Musikschule sei enorm wichtig. Erst recht in der „Musikstadt Burscheid“, die ihr Profil mit dem neuen Kulturforum weiter schärfen will. Runge hofft, dass es sich in den kommenden fünf Jahren etabliert und über die Stadt hinaus strahlt: „Nur mit Burscheiderinnen und Burscheidern werden wir das Haus nicht füllen können.“ Was dem Kandidaten noch am Herzen liegt: mehr Sicherheit. Im Gegensatz zu den Nachbarstädten hat Burscheid bisher keinen Kommunalen Ordnungsdienst. Für den Mann, der am 14. September in seinem Amt bestätigt werden will, ist klar: „Da sind wir in der Pflicht.“