ProzessauftaktMann mit abgebrochenem Flaschenhals vor Disco in Paffenlöh verletzt

Lesezeit 3 Minuten
DPA_Land_und_Amtsgericht_Koeln

Der Eingang zum Gebäude des Land- und Amtsgerichtes.

Burscheid – In der Nacht zum 5. Januar 2020 kam es vor der Discothek Paffenlöher Steffi zu einem blutigen Angriff. Zunächst schien die Auseinandersetzung zwischen Feiernden einen harmloseren Anschein zu haben, ein derartiger Zwischenfall wäre keine Seltenheit. Doch die Situation vom 5. Januar hat so schwerwiegende Folgen, dass nun Anklage gegen einen Odenthaler vor dem Landgericht Köln wegen versuchten Totschlags erhoben worden ist.

Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, einen Leichlinger mit einem abgebrochenen Flaschenhals am Kopf und im Gesicht mit Vorsatz schwer verletzt zu haben.

Wut angestaut

Zum Tatvorwurf selbst äußerte sich der Angeklagte am ersten Verhandlungstag noch nicht, doch die Umstände erklärte er bereits: Als Bundeswehrsoldat, jedoch für die Materialversorgung und IT zuständig, sei er in Auslandseinsätzen gewesen. Während er mehrere Monate in Afghanistan war, habe seine damalige Verlobte ihn aus seiner Sicht betrogen. Nach seiner Rückkehr erfuhr er von dem vermeintlichen Betrug und habe sich von ihr getrennt. Von Wut auf den anderen jungen Mann zeugen Chatverläufe, die dem Gericht vorliegen.

Der Geschädigte und nun auch Nebenkläger, sagte direkt nach den als Zeugen geladenen Polizeibeamten, die an dem Abend Dienst hatten und wenig Erinnerung an die Nacht zeigten, umfangreich aus. Zunächst detailliert und später fast unter Tränen und mit stockender Stimme erzählte er von der gewaltvollen Auseinandersetzung in und vor der Discothek. Mit seiner jetzigen Freundin, der Exfreundin des Angeklagten, sei er erst nach der Trennung der beiden zusammengekommen. Der Angeklagte habe ihn jedoch verbal mehrfach bedroht und einige Tage vor der Tat seinen Autoreifen aufgestochen.

Streit auf Geburtstagsfeier

Wie der 24-jährige Geschädigte berichtete, sei in der Nacht zum 5. Januar der Geburtstag seiner Freundin in der Paffenlöher Steffi gefeiert worden. Ihr Exfreund erschien ebenfalls. Der Leichlinger Student sei vom Beschuldigten zunächst in der Discothek angegriffen worden. Nach der kurzen Prügelei warfen die Türsteher beide raus. Der Nebenkläger gab an, die Türsteher der Disco hätten ihn dabei mit einem Schimpfwort für Ausländer abgewertet. Als er noch seine Jacke von der Garderobe holen wollte, um danach nach Hause zu fahren, habe er mitgehört, wie sie sich zudem absprachen, nicht weiter in die Auseinandersetzung einzugreifen, weil „es jetzt richtig interessant“ werde.

Im Schwitzkasten fixiert

Laut Aussage des Leichlingers habe währenddessen der Angeklagte vor der Tür gewartet und ihn mit dem zuvor abgebrochenen Hals einer Bierflasche angegriffen, sobald er hinausgetreten sei. Zahlreiche Stiche und Schnitte auf den Kopf habe er abbekommen, währen der 25-jährige ihn „im Schwitzkasten“ fixiert hatte. Stark blutend und mit schwerwiegenden Verletzungen besonders im Gesicht, transportierte ein Rettungswagen ihn ab.

Tatwerkzeug ging verloren

Der beschriebene Flaschenhals, auf den laut des Geschädigten seine Freunde die Polizei aufmerksam gemacht hatten, wurde jedoch nicht sichergestellt. Das vermeintliche Ausmaß der Verletzungen schien für Außenstehende nicht in vollem Maß erkennbar. Der nun Angeklagte stellte sich etwa zwei Stunden später selbst auf der Burscheider Wache.

Der Prozess wird am Donnerstag fortgesetzt.

KStA abonnieren