Draußen alles grau in grau. Das Wetter wird schlechter. Die Laune vielleicht auch. Wer denkt da nicht gerne an so manchen lauen Sommerabend zurück, an dem Würstchen, Steaks und andere Leckereien auf dem heimischen Grill brutzelten?

Camillo Tomanek ist solchen Tagträumereien weit voraus. Denn auch im Herbst, im Winter und im Frühling wird bei ihm regelmäßig gegrillt. Anders will er es nicht und anders geht es auch nicht. Denn Tomanek ist Grill-Influencer.

Unter dem Namen „Don Caruso“ unterhält der 44-jährige Leverkusener mittlerweile mehr als 400.000 Followerinnen und Follower auf Instagram und 600.000 Followerinnen und Follower auf Tiktok mit Kurzvideos von seinen Grillabenteuern. Seine Fans kommen aus der ganzen Welt.

Leverkusen: Eine besondere Grill-Karriere

Dass er aus seinem Garten in Wiesdorf mal ein solches Publikum erreicht, war alles andere als vorhersehbar oder gar geplant: „Ich hab schon immer gerne gegrillt.“ Aber mehr als eine Möglichkeit, leckeres Essen zuzubereiten, war es am Anfang nicht. Das änderte sich erst im Jahr 2001: „Meine damalige Wohnung hatte einen Garten, da war ein Grill. Und das Wetter war echt super in diesem Sommer.“ Entsprechend lief der Grill rauf und runter. Tomanek fand immer mehr Gefallen daran und entwickelte ein richtiges Interesse dafür.

Bald schon reichte im sein billiger Supermarkt-Grill nicht mehr aus: „Im Netz bin ich auf grillende Amis gestoßen und hab mir dann auch einen ersten Kugelgrill bestellt. Das ist ja heute relativ normal, damals hatte aber fast niemand so einen.“ Bald kommen weitere Grills hinzu.

Das Grillen wird zum Hobby. Ein paar Jahre später gehört Tomanek zu den Mitgründern eines deutschsprachigen Online-Grill-Forums. Hier tauscht er sich mit anderen Barbecue-Enthusiastinnen und -Enthusiasten aus, teilt Rezepte und lernt neue. Auf der Website „Chefkoch“ entsteht in dieser Zeit auch sein „Künstlername“: „Caruso wurde ich schon in der Schule genannt. Ich brauchte dann noch einen Nutzernamen und der war schon vergeben. Also hab ich noch was davorgesetzt.“

Irgendwann wird es Tomanek zu mühselig, immer mehr Leuten zu antworten, die nach seinen Rezepten fragen. Er legt einen Blog an, wie es damals so üblich ist. Es ist der Anfang seiner Influencer-Karriere. Ein paar Jahre später kommt eine Facebook-Seite hinzu, dann Instagram und Tiktok.

Aufstieg zum Influencer

Dass er damit mal Geld verdienen kann, daran denkt Tomanek damals noch nicht. Ihm geht es darum, seine Steaks mit anderen zu teilen und darüber mit ihnen in Kontakt zu treten.  Eines Tages jedoch bekommt er das erste Mal eine Anfrage eines Unternehmens aus der Branche. Sie bieten Geld, wenn er für ihr Produkt wirbt. Für Tomanek, der davor jahrelang Unsummen in Grills und anderes Equipment gesteckt hat, eine tolle Sache.

Von da an trudeln immer mehr Angebote für kleinere und größere Werbedeals bei ihm ein. So wirbt er für importierte US-Steaks genauso wie für Grills und viele andere Produkte rund um das Thema Barbecue.

Auch eigene Produkte verkauft er jetzt. Eine von ihm mit kreierte und mit beworbene Wurst war in den ersten Chargen nach Minuten ausverkauft: „Ich habe die Nachricht bekommen, dass die Seite down ist. Als ich meinen Geschäftspartner angerufen habe, hat der mit erzählt, dass das daran liegt, dass wir schon alles los sind. Unglaublich.“

Mittlerweile gibt es auf seinen Kanälen täglich neue Inhalte. Die zu erstellen kostet neben Gas und Grillkohle vor allem Zeit: „So ein bis zwei Stunden Arbeit ist das jeden Tag. Ist wirklich nicht so, dass ich am Strand liege und es mir nur gut gehen lasse.“

Auf dem Boden geblieben

Hauptberuflich arbeitet Tomanek seit 25 Jahren beim Chemie-Konzern Covestro. Und das wird auch so bleiben: „Andere Influencer kündigen dann irgendwann ihren Job, aber ich werde das nicht tun.“ So viel Geld, dass er nur davon leben könnte, wirft seine Online-Präsenz auch gar nicht ab. Auch das sorgt dafür, dass er trotz seiner digitalen Bekanntheit stets auf dem Boden geblieben ist: „Ich werbe trotz allem nur für Sachen, die mir auch gefallen. Einen Elektrogrill wirst du auf meinem Kanal nicht sehen.“

Sein Umfeld nimmt den Erfolg gelassen. Nur für einen Menschen in seinem Leben, seine Freundin, bedeutet das Grillen was ganz besonderes: „Wir hatten damals unser erstes Date und es sah eher nicht danach aus, als ob es ein zweites geben würde. Ich habe dann gegen Ende des Treffens von einer argentinischen Steakzubereitung erzählt.“ Seine heutige Freundin hatte vorher in Argentinien gewohnt. Sie war sofort Feuer und Flamme: „Dann gab es doch noch ein zweites Date.“ Seitdem sind die beiden ein Paar.

Das Grillen hat Tomanek nicht nur in eine Beziehung, sondern auch in viele verschiedene Länder geführt. Zuletzt ging es in die USA auf einen Roadtrip von Küste zu Küste. Andere Länder stehen schon auf der Liste: „Wenn wir verreisen schaut meine Freundin nach dem Sightseeing und ich nach Orten, wo man gut essen kann.“

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Sein nächstes Großprojekt liegt aber in Leverkusen: „Das Geld lege ich gerade alles zur Seite für den Hauskauf. Also falls jemand, der das liest, ein Haus zu verkaufen hat – ich biete gutes vom Grill für die Nachbarschaft an.“