Koch-EventGut, einfach und lecker

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Markus Dreimann kochte am Samstag mit Frieda und Clara auf der Aktionsbühne in der Rathaus-Galerie.

Markus Dreimann kochte am Samstag mit Frieda und Clara auf der Aktionsbühne in der Rathaus-Galerie.

Es soll ein Appell an Politik und Bürger sein, so die Initiatoren des Netzwerks gegen Kinderarmut, die am Samstag in der Rathausgalerie zum zweiten Mal ein Koch-Event veranstalteten. „Wir haben eben zusammengesessen und überlegt, welche Überschrift wir zur Veranstaltung am liebsten lesen möchten“, beginnt Reiner Hilken, Gründer des Netzwerk gegen Kinderarmut und Leiter des Manforter Jugendbunkers, das Gespräch. „Unser Wunsch ist eine Strukturveränderung, die was bewegt und den Kindern und Jugendlichen wirklich hilft. Es reicht nicht, dass wir nur die Zahlen kennen, aber nichts passiert“, so Hilken mit Blick auf den Zettel an der Stellwand auf dem steht, dass 5383 Kinder in Leverkusen von Hartz IV leben. Tendenz steigend. Dafür müssen auf der einen Seite Prioritäten, auch finanzielle, in der Politik gesetzt werden. Auf der anderen Seite gilt es, die betroffenen Menschen zu erreichen.

Kein leichtes Unterfangen, wie Hilken aus Erfahrung weiß. Den Kitas und Schulen kommt dabei eine entscheidende Aufgabe zu. Ihnen fehlt aber häufig dazu die personelle Ausstattung sowie das Konzept. „Wir dürfen alle nicht wegschauen. Jeder kann den Kindern helfen, indem man diese wahr und ihre Nöte ernst nimmt sowie gemeinsam nach Lösung sucht“, ergänzt Dana Fischer von „Der kleine Goldfisch“, einer Agentur, die sich um die Begleitung und Förderung von Kindern kümmert.

Scham überwinden

Lea brachte das Essen den Besuchern zum Probieren.

Lea brachte das Essen den Besuchern zum Probieren.

Mit dem Koch-Event will das Netzwerk gegen Kinderarmut aufrütteln und zum Handeln aufrufen. Denn auch wenn Kinder in Leverkusen nicht verhungern, so ist ihre Armut subtil und ein Leben lang prägend. Sie schließt die Kinder, fast unbemerkt von der Gesellschaft, aus dem gemeinschaftlichen Leben aus. „Arme Menschen schämen sich“, erklärt Reiner Hilken. Beengte Wohnverhältnisse, kein Urlaub, kein Besuch von Sportveranstaltungen, 1,76 Euro im Monat für Schulsachen und keine ausreichende Versorgung mit Kleidung und gesundem Essen sind prägende Erfahrungen, steht daher auf einem weiteren Zettel an der Stellwand. Wird diese Spirale durchbrochen, haben die Kinder eine größere Chance auf ein besseres Leben.

Die entsprechenden Adressaten waren jedenfalls vor Ort in der shoppingsamstagvollen Rathausgalerie. Zahlreiche Besucher des Einkaufszentrums ließen sich die kostenlosen, leckeren Rohkostsalate aus der Schauküche der BCC-Betriebsgastro Concept-Catering GmbH schmecken, während Oberbürgermeister Uwe Richrath, der Landtagsabgeordnete Rüdiger Scholz und Marc Adomat, Dezernent für Kinder und Jugend, tüchtig Gemüse schnippelten. Regional, saisonal, vegetarisch und vor allem einfach zuzubereiten waren die Rezepte des Profiteams.

„Wir arbeiten häufig mit Kindern und Schulen zusammen“, erzählt BCC-Geschäftsführer Christian Gritsch. „Dabei erfahren wir immer wieder, dass manche Kinder nicht wissen, was sie mit einer Möhre oder einem Blumenkohl anfangen können.“ Dabei kann gute und gesunde Küche so einfach sein und so viel Spaß machen. Auf der Aktionsfläche vor den Rolltreppen hatten die Profis und ihre temporären Hilfsköche jedenfalls beim eifrigen Verteilen der Salate die Gelegenheit mit den Menschen ins Gespräch zu kommen.

Sogar einige Kinder und Jugendliche fanden Lust und Zeit hinter den Küchentresen mitzumachen. Wie der 17-jährige Michael, der das gemeinsame Kochen auch aus dem Jugendbunker kennt, den er regelmäßig besucht. „Ich habe von der Veranstaltung im Jugendbunker gehört und hatte einfach Lust dabei zu sein“, erzählt er und hackt nach Anweisung durch Alongkon Suphaprom, einem der Azubis von BCC, die am Samstag ehrenamtlich ihre Freizeit für das Koch-Event geopfert hatten, Gemüse für den Couscoussalat.

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