Landesmusikfest in LeverkusenDrei Stockwerke voller Akkordeons

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Das Goldie-Orchester Köln bei seinem Konzert beim Landesmusikfest in der Leverkusener Musikschule.

Das Goldie-Orchester Köln bei seinem Konzert beim Landesmusikfest in der Leverkusener Musikschule.

Leverkusen – Karola, Patricia, Gerrit, Yannik und Barbara gehören zusammen. Daran lassen die fünf Freunde aus dem Münsterland keinen Zweifel. Das kann und soll jeder lesen, der ihnen über den Weg läuft und einen Blick auf ihre Polohemden wirft: Auf denen, genauer gesagt auf Brusthöhe und somit dort, wo Fußballer ihre Vereinslogos auf den Trikots tragen, die sie so gerne nach Toren küssen und streicheln, sind nämlich ihre Namen gestickt.

Und das wiederum hilft dabei, in diesem Gewusel, das rund um die Musikschule herrscht, ein wenig den Überblick zu behalten. Jenem Gewusel, das so ein Landesmusikfest für Akkordeon-Orchester eben so mit sich bringt.

Alle zwei Jahre findet es statt. Und diesmal haben die Verantwortlichen des Ausrichters, des Deutschen Harmonika-Verbandes NRW, sich für das traditionsreiche und weitläufige Haus an der Friedrich-Ebert-Straße in Wiesdorf entschieden. Da kommen an einem Sonntag wie diesem für ein paar Stunden locker 400 Teilnehmer von 20 Orchestern aus allen Landesteilen zusammen. In verschiedenen Klassen für Schüler und Erwachsene treten sie gegeneinander an, kämpfen spielend um Punkte und am Ende entscheidet jeweils eine Fachjury darüber, welches Orchester gewinnt.

Große stilistische Vielfalt

Manch einer, der nicht im Thema ist und das Akkordeon vor allem mit Hans Albers verbindet, würde sich ganz schön wundern, was dabei so alles auf die Bühne gezaubert wird. „Natürlich gibt es auch Orchester, die vor allem bekannte Stücke spielen, Coversongs“, sagt Matthias Hennecke vom Harmonika-Verband. Bekannte und populäre Musikliteratur eben. „Aber es gibt auch Auftritte mit Eigenkompositionen.“ Mit klassischer Musik. Mit Neuer Musik.

Karola Ortmann, Patricia „Patti“ Hohnrath, ihr Sohn Gerrit, Yannik Schrey und Barbara Nolte – so ihre vollständigen Namen – haben beispielsweise das von ihrem Orchesterleiter Tobias Dalhof komponierte „Clouds“ gespielt. Am frühen Morgen um 9 Uhr. Denn ihre 30 Mann starke Truppe von Datastico aus dem Städtchen Olfen musste, konnte, durfte als erstes Orchester von allen ran.

„Das war, naja, schon ziemlich früh“, sagt Karola Ortmann. Quasi ein bisschen so wie in der Nacht geweckt zu werden und sofort alles parat haben zu müssen. „Wir sind deshalb auch schon gestern angereist und haben in einem Hotel in Köln-Mülheim übernachtet.“ Aber das habe ja auch Gutes: „Wir können jetzt allen Anderen ganz entspannt zusehen, weil wir es schon hinter uns haben.“ Spricht’s – und lächelt.

Lob für die Organisation

Apropos „lächelt“: Das tut hier jeder. Schließlich geht es um Musik, eine der schönsten Neben- bis Hauptsachen der Welt. Zudem betont Matthias Hennecke, dass „hier alles super organisiert ist“. Was vor allem ein Lob an Leute wie Michael Thielen vom Akkordeonorchester Bayer Leverkusen oder Dirk Hilger vom Akkordeonorchester Monheim-Baumberg ist. Die beiden haben nämlich gemeinsam mit ihren jeweiligen Orchesterkollegen die Musikschule vorbereitet und hergerichtet für diesen Tag. Mit Cafeteria, Infostand, Ruheraum, Instrumentendepot und allem Drum und Dran bis hin zum Parkdienst.

„Das Haus ist für solch eine Veranstaltung prädestiniert“, sagt Thielen. „Besser geht es nicht“, pflichtet ihm Dirk Hilger bei. Die Parkplätze seien begrenzt. Aber: Privatautos dürfen ausnahmsweise auch auf dem nahen Supermarktparkplatz an der Peschstraße abgestellt werden. Busse werden zur Titanstraße geschickt.

Somit sei das einzige Problem der fehlende Aufzug, denn: Es wird nicht nur im großen Saal im Erdgeschoss gespielt, sondern auch im Saal in der dritten Etage. Und so ein schweres Akkordeon die Treppen hinaufzuwuchten, das sei nicht ohne. Indes: „Hier packen alle mit an.“ Denn es geht nicht nur um Punkte und den Sieg. Sondern auch und vor allem ums Miteinander und die verbindende Kraft der Musik.

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