Mutmaßlicher Kindesmissbrauch in LeichlingenPolizistin legt verstörende Details offen

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Gericht Leichlingen Missbrauch

Dirk S. (Name geändert) aus Leichlingen vor Gericht

Leichlingen/Köln – In versammelter Runde standen Staatsanwaltschaft, Verteidigung, der Angeklagte und Jana M. (Name geändert), Kriminalbeamtin und Zeugin, vor dem Richterpult und begutachteten Fotos. Fotos, auf denen zu sehen war, in welchen Umständen Dirk S. (Name geändert), der sich vor dem Kölner Landgericht wegen mutmaßlichen Kindesmissbrauchs verantworten muss, hauste.

Jana M. war im Februar dieses Jahres maßgeblich an der Verhaftung des Angeklagten beteiligt. Sie sei rund eine Woche vorher mit dem Fall vertraut gemacht worden, schilderte sie am Freitag. Zusammen mit einer Kollegin war sie für Verhöre sowie Durchsuchungen zuständig. Diese Durchsuchungen schilderte sie in detaillierter Weise.

Wohnung extrem verwahrlost

Sie habe in ihrer Zeit als Kriminalbeamtin schon viele Wohnungen gesehen. Doch die des Angeklagten Dirk S. sei „besonders extrem verwahrlost“ gewesen. Woran das gelegen hatte, machte M. wenig später deutlich. Nicht nur habe überall Müll herumgelegen. Auch Fäkalien habe sie in der Wohnung gefunden – an dafür eher unüblichen Plätzen. Der Angeklagte wohnte zu dieser Zeit in einem Zimmer in der Wohnung seines Onkels. Dieser sollte am Freitag ebenfalls aussagen, machte allerdings von seinem Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch. 

Wie sich herausstellte, gab es im Haus zudem eine weitere Wohnung – ebenfalls verwahrlost. Auch hier fanden die Beamten Dreck und Fäkalien, zudem einige pornografische Datenträger. Die Verhaftung des Angeklagten hatte allerdings nicht in einer dieser Wohnungen stattgefunden. Zwar seien die Beamten dort auf der Suche nach S. gewesen, sagte die Kriminalbeamtin. Angetroffen hätten sie ihn allerdings wenig später in einer psychiatrischen Klinik in Langenfeld. „Ich habe mir schon gedacht, dass Sie kommen“, soll der erste Satz gewesen sein, den Jana M. und ihre Kollegen von S. zu hören bekamen. Der Angeklagte soll sich zu diesem Zeitpunkt in einem ähnlichen Zustand befunden haben wie die Wohnungen.

Regungslos auf der Anklagebank

Nach den Beschreibungen der Durchsuchungen sowie der Festnahme erläuterte Jana M. die erste Aussage des Angeklagten. Dieser hatte nach seiner Verhaftung in einem ersten Verhör detailliert beschrieben, wie es zu den Geschehnissen zwischen 2014 und 2019 gekommen war und was genau die kleine Sophie (Name geändert) über sich hat ergehen lassen müssen. Jana M. und der Richter gingen das Gesprächsprotokoll durch, S. saß währenddessen beinahe regungslos auf seinem Stuhl. Bei der Polizei hatte der Angeklagte noch versucht, die Taten zu relativieren. „Hätte sie gesagt, sie will das nicht, hätte ich es nicht gemacht“, hatte er im Bezug auf Fotos gesagt.

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Auch als im Anschluss die Befragung von Sophie geschildert und analysiert wurde, zeigte S. kaum eine Regung. Das Mädchen hatte S. schwer belastet, unter anderem hatte sie ausgesagt, dass er sie bat, ihn anzufassen. Der Angeklagte selbst hatte das in seiner Aussage noch verneint. Am Montag wird der Prozess am Kölner Landgericht fortgeführt. Den Vorwürfen stimmte S. bis auf wenige Kleinigkeiten bereits zu.

Betroffene von sexueller Gewalt, deren Angehörige, Fachkräfte und alle Personen, die Fragen zum Thema sexueller Missbrauch haben, können sich bundesweit kostenfrei und anonym an das Hilfetelefon Sexueller Missbrauch wenden (0800 22 55 530) oder per Mail an beratung@hilfetelefon-missbrauch.de

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