Dem TVW gelang der überraschende Sprung in die 2. Bundesliga, die Verantwortlichen denken aber langfristig.
Etat um 16.000 Euro angestiegenDas Witzheldener Badminton-Märchen und seine Herausforderungen

Die erste Badminton-Mannschaft des TV Witzhelden schlägt in der laufenden Saison in der 2. Bundesliga auf.
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Am Samstag, 18. Oktober, um 14 Uhr, kommt es zum ersten Ballwechsel in der Halle des TV Witzhelden. Der Badminton-Zweitligist empfängt in der ersten Partie des Doppel-Spieltags den 1. BC Recklinghausen, am Sonntag, 19. Oktober (11 Uhr) steht dann das Heimspiel gegen den VfB GW Mülheim an. Für die Spielerinnen und Spieler sowie den Vorstand des TVW geht es aber schon am Freitag, 17. Oktober, los: Vor dem großen Sport in der Halle stehen erst einmal Aufbauarbeiten an – seit dem Aufstieg im Sommer ist die Liste an Aufgaben deutlich länger geworden.
Vor den beiden Heimspielen muss etwa die Spielmatte verlegt werden, die in der 2. Bundesliga Pflicht ist – in der Regionalliga sah das noch ganz anders aus. Zudem gibt es unter anderem eine neue Netzanlage, weil die Matte die bis dato genutzten Löcher zur Befestigung verdeckt – und für Schiedsrichter und die Anzeige des Spielstandes musste auf digitale Lösungen umgerüstet werden.
TV Witzhelden hofft auf ersten Sieg am Wochenende
Mario Coché, Leiter der Badminton-Abteilung des TVW, macht keinen Hehl daraus, dass die Herausforderung nach dem überraschenden Aufstieg aus der Regionalliga in die 2. Bundesliga im Sommer in erster Linie organisatorischer Natur war. Die sportliche Vorbereitung auf die neue Situation fand parallel dazu statt. Das Team, das am Wochenende gegen Recklinghausen und Mülheim zu den Spielen fünf und sechs nach dem Aufstieg antritt, war auch an den Arbeiten neben dem Platz maßgeblich beteiligt.
Kapitän Pasquale Czeckay machte sich etwa auf den Weg nach Köln, um die für den Zweitliga-Spielbetrieb vorgeschriebenen Matten abzuholen und nach Witzhelden zu bringen. Dem TV gelang es, den Belag für ein Jahr von dem aus der 2. Bundesliga abgestiegenen 1.CfB Köln für die Saison zu mieten – der Klub aus der Domstadt benötigt die Matten in der Regionalliga nicht. Hätten die Höhendorfer die Anschaffung auch noch finanzieren müssen, wäre noch einmal eine fünfstellige Summe auf den Verein zugekommen.

NRW-Innenminister Herbert Reul (r.), in Leichlingen aufgewachsen und wohnhaft, besuchte die Badminton-Mannschaft des TV Witzhelden beim ersten Zweitliga-Heimspiel.
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Dabei stieg der Etat, der in der Regionalliga noch bei rund 26.000 Euro gelegen hatte, allein um 16.000 Euro an. Weitere Anschaffungen wurden von regionalen Unternehmen gesponsert, sonst wäre der Betrag noch einmal deutlich höher.
Der TV nimmt die Rolle als „regionaler Underdog“, wie es Routinier Czeckay bezeichnet, aber gerne an. Sportlich hadern die Protagonisten mit einigen knappen Satzverlusten in den ersten vier Spielen, der erste Sieg soll am zweiten Heimspiel-Wochenende folgen. Dabei wurde schon zum Saisonstart deutlich, dass ein Spagat bevorsteht. Einerseits betont der Kapitän: „Wir müssen in der 2. Bundesliga natürlich mehr auf Leistung gehen.“ Andererseits war es auch allen wichtig, den Spielern, die maßgeblich am Aufstieg beteiligt waren, die Chance zu geben, mal Zweitliga-Luft zu schnuppern – deswegen wurden am 2. Spieltag gegen Sterkrade-Nord bewusst einige Veränderungen im Team vorgenommen. „Wir kommen nun einmal aus einem guten Gefüge, bei uns sind alle wichtig“, erklärt Czeckay. Der 37-Jährige geht im Team mit zahlreichen Zweitliga-Neulingen voran, er spielte bereits vor seiner Witzhelden-Rückkehr für Mülheim in der ersten Liga oben mit. Vor mittlerweile vier Jahren fiel bei Czeckay die Entscheidung, wieder für den TVW anzuheuern. „Da fand ich schon den Gedanken, auch nur mit dem Team in der Regionalliga zu spielen, total cool“, erzählt Czeckay und ist jetzt, mit 37 Jahren, ziemlich unverhofft wieder Führungsspieler eines Zweitligisten.
Wenn wir die Klasse halten und noch ein Jahr in der 2. Bundesliga spielen, haben wir alles gewonnen.
Wenn es um das Ziel für die laufende Saison geht, sind sich Abteilungsleiter Coché, Kapitän Czeckay und Coach Christian Böhmer einig. „Wenn wir die Klasse halten und noch ein Jahr in der 2. Bundesliga spielen, haben wir alles gewonnen“, erklärt Czeckay.
Coché fügt hinzu: „Wir haben so viel Einsatz und Herzblut in diese Saison gesteckt, da wäre es natürlich toll, wenn sich das rentiert.“ Erfolgstrainer Böhmer, der den TVW zum Aufstieg führte, sieht die Witzheldener als Ass im Ärmel im Kampf um den Ligaverbleib. Er setzt voll auf die „Übermacht von Publikum“, wenn die anderen Teams in die an den Höhendorfer Sportplatz kommen.

Die erste Badminton-Mannschaft des TV Witzhelden in der Vorbereitung auf das zweite Heimspiel-Wochenende.
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Dafür hoffen die Verantwortlichen im Laufe der Saison auf die größtmögliche Unterstützung aus Witzhelden, wollen zu den noch ausstehenden neun Heimspielen so viele Fans wie möglich mobilisieren. „Es bewegt sich etwas bei uns“, betont Coché, „das wird auch gesehen.“ Der derzeitige Aufschwung soll für eine langfristige Entwicklung genutzt werden. Dabei geht es aber nicht darum, mit externen Spieler-Verpflichtungen zum schnellen Erfolg zu kommen. Das Team besteht zu großen Teilen aus Spielerinnen und Spielern aus der Region – in Witzhelden lockt nicht das Geld, nur die Ausgaben, etwa für Sprit, übernimmt der Verein. Stattdessen ist Cochés Hoffnung, den sportlichen Erfolg der ersten Mannschaft als Kraftstoff für die Nachwuchsförderung nutzen zu können.
Ein Bestandteil ist dabei die Ausweitung der Badminton-Förderung an Schulen. Derzeit könne an zwei von fünf Schulen eine Badminton-AG angeboten werden, der Verein hofft darauf, durch weitere Unterstützung, alle Schulen abdecken zu können. Auf „Witzheldener Urgesteine“ hofft der Abteilungsleiter, die den Weg im jungen Jahren zum TV finden – dort gute Trainings- und Entwicklungsmöglichkeiten vorfinden und sportlich durchstarten können. Das zeigt: Der Zweitliga-Aufstieg des TVW war in der Form nie geplant, einen Plan gibt es in Witzhelden trotzdem.