„Fair-Teiler“ in LeverkusenLebensmittel aus der Telefonzelle

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Judith Backhaus, Mirjana Moreth und Andre Töllner engagieren sich ehrenamtlich als „Lebensmittelretter“.

Judith Backhaus, Mirjana Moreth und Andre Töllner engagieren sich ehrenamtlich als „Lebensmittelretter“.

Leverkusen – Reife Bananen, Bohnen in Konserven, Kartoffelpüree aus der Tüte – die Regale in der grünen Telefonzelle waren rasch gefüllt. Die ausrangierte Kabine vor dem Kulturausbesserungswerk in der Bahnstadt dient seit Mittwochabend als „Fair-Teiler“: So heißen die öffentlich zugänglichen Stellen zum Verteilen überschüssiger Lebensmittel. Mirjana Moreth hat mit weiteren ehrenamtlichen Mitstreitern dafür gesorgt, dass die Idee des Vereins Foodsharing auch in Leverkusen umgesetzt wird.

„Teile Lebensmittel, anstatt sie wegzuwerfen“, lautet das Motto. Jeder, der möchte, kann gut erhaltene Lebensmittel, die er nicht mehr benötigt, in der Telefonzelle ablegen. Und jeder, der vorbeikommt, kann sich kostenlos bedienen. Sechsmal in der Woche holt Judith Backhaus beim Edeka-Supermarkt in Bergisch Neukirchen Lebensmittel ab, die noch genießbar sind, den Kunden aber nicht mehr angeboten werden. Schrumpelige Paprika, braune Bananen oder zerbeulte Konserven – all das würde ohne die „Lebensmittelretter“ im Müll landen.

Keine Molkereiprodukte

In den vergangenen Monaten dienten Keller und Kühlschrank von Backhaus als Lagerstätte. Die gerettete Nahrung verteilte sie an Nachbarn und Freunde. Molkereiprodukte und Wurst können in der Telefonzelle nicht gelagert werden. „Deshalb wäre es prima, wenn wir noch eine Verteilstation mit Kühlschrank finden könnten, zum Beispiel in einem Gemeindehaus“, sagt Backhaus. Lachend erzählt sie, dass ihre Tiefkühltruhe teilweise randvoll mit Brot gefüllt sei und sie in zwei kinderreichen Familien dankbare Abnehmer finden.

Und wenn mal wieder Dutzende reife Bananen bei ihr lagern, wird sie kreativ und tauscht mit Freunden Rezepte für Bananenkuchen aus. Lebensmittel teilen sei also auch eine kommunikative Angelegenheit, fügt sie hinzu.

Erwünscht ist zudem weitere Unterstützung durch ehrenamtliche Helfer: Lebensmittel einsammeln, zum KAW bringen, regelmäßig die Regale auswischen – es gibt viel zu tun. Der alten Telefonzelle fehlen zudem noch Plexiglasscheiben, damit Verpackungen aus Pappe, Obst und Gemüse vor Wind und Wetter geschützt sind,, ergänzt Moreth: „Spenden sind willkommen.“

Die Vereinsmitglieder weisen darauf hin, dass einige Lebensmittel das aufgedruckte Ablaufdatum bereits überschritten haben. Der Verzehr erfolge auf eigene Gefahr, ein Geruchs- oder Geschmackstest bietet aber durchaus Gewissheit, ob eine Speise noch genießbar sei. Abgelaufen ist auch das Malzbier, dass das KAW zur Einweihung der Telefonzelle spendiert hat. In der Einrichtung darf es deshalb nicht mehr verkauft werden, aber lecker sei das Getränk trotzdem noch, war sich Richie Ranz vom KAW sicher.

Aktuelle Informationen über den Bestand in der Telefonzelle wollen die Ehrenamtlichen in der Facebook-Gruppe „Foodsharing Leverkusen“ mitteilen.

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