90 Jahre FidelioBürriger feiern Kirmes bei Kaiserwetter

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Maikönigin Leia Artz feiert mit

Leverkusen-Bürrig – Die Mädels von den „Giant Dancers“ hatten zu den hochsommerlichen Temperaturen das richtige Outfit: In kurzen, paillettenbesetzten Röcken zogen sie  durch die Straßen von Bürrig und hielten die silbernen Pompons in die Höhe und zur Seite. Bei schönstem Sommerwetter säumten am Sonntag beim traditionellen Kirmesumzug zahlreiche Besucher die Straßen. Und es war ein besonderer Umzug: 90 Jahre feiert die Kirmes. Peter Odenthal, Vorstandsmitglied bei der „J.G.K. Fidelio“, freute sich riesig: „Es ist atemberaubend schön, ein bunter Strauß an rheinischer Lebensfreude.“ Und passenderweise hatte er als scheidender „Hahnekaiser“ noch dazu „Kaiserwetter“.

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Sichtlich genoss Odenthal, der seit 53 Jahren im Verein aktiv ist, die Fahrt durch die Straßen, bevor der neue Hahnenkaiser Michael Annison das Zepter übernimmt. Neun Junggesellen ist es zu verdanken, dass die Bürriger Jahr für Jahr feiern können. Am 19. Mai 1929 hatten sie sich in der Gaststätte „Deutsches Haus“ bei Josef Steinacker in Bürrig versammelt: Die Männer hatten es sich zur Aufgabe gemacht, Tradition und Brauchtum aufrecht zu erhalten. So wurde die „J.G.K. Fidelio“ aus der Taufe gehoben.

Und auch 90 Jahre später haben die Leute Spaß an dem Brauchtum: Die Menschen steckten so viel Herzblut hinein, bewundert Peter Odenthals Frau Hildegard den Einsatz. Die Kirmes sei „bunt wie Karneval“, sei aber kein Karneval, das ist dem Fidelio-Vorstand Peter Odenthal dann aber doch noch wichtig zu betonen.

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Peter Odenthal (im Auto hinten) genießt seine Fahrt bei "Kaiserwetter"

Der eine oder andere Besucher nimmt es allerdings nicht so genau. „Es ist hier ein bisschen wie Karneval bei gutem Wetter“, freuen sich Marco und Annika Lützenkirchen. Das Paar ist mit seinen beiden Kindern extra aus Flittard angereist. Zufällig seien sie einmal vor drei Jahren zum Umzug gekommen. „Es hat uns gefallen“, meint Marco Lützenkirchen, seitdem kommen sie immer wieder. Es sei auch nicht so voll wie an Karneval, freuen sich die Kölner und lassen die 34 Gruppen und Wagen an sich vorbeiziehen.

Hexen und Matrosen

Die Bürriger Hexen fliegen vorbei, sie stecken in Heißluftballonkörben, ganz nach dem Motto „Jecke Bürrige Ballone“. Ein Schiff rauscht über den Rüttersweg: Die Wiesdorfer Rheinkadetten machen Party. „17 Jahr’, blondes Haar“, ertönt es aus den Lautsprechern, bevor die Jecken zu „Aber bitte mit Sahne“ abtanzen.

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Ganz entspannt hingegen schaut sich Rosemarie Stettin das bunte Treiben vor ihrem Fenster an. Die Bürrigerin hat sich ein Kissen aufs Fensterbrett gelegt und genießt den Trubel. „Es ist jedes Jahr eine Freude“, sagt sie. Das Wetter sei wunderbar, so schön sei es ja nicht immer, gibt sie zu bedenken. Strüßjer bekommt Stettin auch noch: Ein Teilnehmer der Parade kommt zu ihrem Fenster, die Bürrigerin nimmt dankend ein rotes Röschen entgegen.

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Auch die Feuerwehr Leverkusen war dabei.

Die Parade in Bürrig ist nicht die einzige, die am Sonntag Geburtstag feierte: Auch Mitric Vitomir hatte seinen Ehrentag. Der Umzug macht an seinem Bürriger Wirtshaus extra Halt, ein Geburtstagsständchen wird eigens gesungen. Vitomir freute sich, und bedankte sich mit Freibier. „Es war heute schon ein wenig stressig“, lacht der 70-Jährige und kommt mit dem Zapfen kaum nach. Er freut sich über die vielen Leute, die jedes Jahr kommen – und natürlich über das besonders schöne Wetter in diesem Jahr.

Dass man bei den Temperaturen viel trinken muss, wissen Thomas Mierzwa und sein Vater Peter. Sie halten die Stellung bei ihrem Fässchen und freuen sich auf die Party danach: Es gibt Reibekuchen und Kuchen, mit knapp 30, 40 Leuten werden sie den Tag ausklingen lassen. Gebürtiger Bürriger ist Thomas Mierzwa nicht. Seine Schwiegereltern wohnen hier, quasi in die Tradition eingeheiratet hat er. Seit zwölf Jahren schaut sich der 38-Jährige den Umzug an. „Sehr schön“, findet er ihn. „Und eine vernünftige Jahreszeit“, zieht er schmunzelnd den Vergleich zum Karneval.

Am Freitag hatte das Jubiläumsfest mit dem Gottesdienst um 18 Uhr in St. Stephanus begonnen; eine Stunde später wurde der Zachäus geweckt. Am Samstag vergnügten sich die Besucher bei Hahneköppen und Party, bevor die Kirmes mit dem Umzug am Sonntagmorgen ihren Höhepunkt erreichte. Knapp 800 Teilnehmer waren insgesamt dabei, schätzt Fidelio-Vorstandsmitglied Peter Odenthal.

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