AOK-Gesundheitsreport 2024Sportstadt Leverkusen ist nur unteres Mittelfeld

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Ein Stethoskop liegt in der Praxis eines Hausarztes auf einem Tisch.

Der Gesundheitsreport der AOK Rheinland/Hamburg wirft auch einen Blick auf die ambulante Versorgung in Städten und Regionen, darunter Leverkusen.

Die AOK Rheinland/Hamburg hat ihren Gesundheitsreport vorgelegt. Wir haben uns die Daten für die Stadt näher angeschaut.

Lebenserwartung, Gesundheitsvorsorge und ärztliche Behandlungen – diese und weitere gesundheitliche Faktoren hat die AOK in ihrem Gesundheitsreport für Gemeinden und Stadtbezirke im Rheinland und Hamburg untersucht. Ein Blick auf die Ergebnisse für die Stadt Leverkusen:

Lebenserwartung und Sterbefälle in Leverkusen

Laut AOK ist die durchschnittliche Lebenserwartung ein Indikator zur Beschreibung des Gesundheitszustandes der Bevölkerung – und der liegt bei Leverkusenerinnen laut Gesundheitsbericht höher als in anderen Städten. Die Einwohnerinnen werden hier im Schnitt 83,8 Jahre alt. Die AOK hat dafür Zahlen des Landesgesundheitszentrums und des Statistischen Bundesamt in den Jahren 2020 bis 2022 eingerechnet. Gemeinsam mit Bürgerinnen aus Bonn und des Rheinisch-Bergischen Kreises liegt Leverkusen demnach im Städte- und Kreisevergleich an der Spitze. Es folgt der Rhein-Sieg-Kreis mit 83,4 Jahren.

Deutlich geringer ist die Lebenserwartung von Männern. In Leverkusen liegt die Zahl bei 78,7 Jahren und ordnet sich im Vergleich zu anderen Städten im oberen Mittelfeld ein.

Während die Lebenserwartung beschreibt, „wie lange Neugeborene eines bestimmten Jahrgangs durchschnittlich leben würden, wenn die aktuell beobachteten altersspezifischen Sterblichkeitsraten während ihres ganzen Lebens konstant blieben“, greift die Kennzahl der Mortalität die Todesfälle in den einzelnen Regionen auf.

Unabhängig vom Geschlecht und des Versichertenverhältnisses mit der AOK haben sich die Forschenden alle Todesfälle des Jahres 2022 angeschaut. Mit 12,2 Sterbefällen je 1000 Einwohnerinnen und Einwohnern liegt Leverkusen an siebtletzter Stelle. Zur Orientierung: Oberhausen steht hier mit einer Mortalität von 15,2 auf dem obersten Platz.

Mitgliedschaften in Sportvereinen

Eng im Zusammenhang mit der Gesundheit steht bekanntlich auch die körperliche Aktivität. Erfasst wird diese im Gesundheitsreport durch die Anzahl an Mitgliedschaften in Sportvereinen im vergangenen Jahr, Datenquelle ist der Landessportbund Nordrhein-Westfalen. Die selbsternannte Sportstadt Leverkusen landet im Städtevergleich mit 218 Aktiven pro 1000 Einwohnerinnen und Einwohner allerdings im unteren Mittelfeld. Die hohen, aber meist passiven Mitgliedschaften in Städten mit Fußballbundesligisten wie Bayer 04 Leverkusen wurden in dieser Übersicht mit Pauschalwerten berücksichtigt – exakt kann die tatsächliche Anzahl aktiver Sportlerinnen und Sportler daher nicht bestimmt werden.

Gesundheitsvorsorge in Leverkusen

Um Krankheiten möglichst früh zu erkennen oder zu vermeiden, empfiehlt die AOK Vorsorgeuntersuchungen und Impfungen. Regelmäßige „Check Ups“ beim Arzt etwa nehmen 51,1 Prozent der Frauen und 46,9 Prozent der Männer in Anspruch. Beide Werte liegen im Städtevergleich im Mittelfeld. Das Mammografie-Screening-Angebot wird hingegen nur in drei anderen Städten öfter angenommen als in Leverkusen: 52,6 Prozent der weiblichen Versicherten zwischen 50 und 69 Jahren folgten 2021 und 2022 der Einladung zur Früherkennungsuntersuchung von Brustkrebs.

An der Spitze landet Leverkusen derweil bei Darmspiegelungen. Von 2016 bis 2022 nahmen 16,9 Prozent der AOK-Versicherten das Koloskopie-Angebot zur Früherkennung von Darmkrebs in Anspruch. Bei Grippeschutzimpfungen halten sich die Leverkusenerinnen und Leverkusener hingegen eher zurück und landen auf dem drittletzten Platz. Hier nutzte ein Anteil von 24,7 Prozent der Risikogruppe, also Personen mit Vorerkrankungen, Schwangere und ältere Menschen, die Präventionsmaßnahme, die laut AOK schwere Krankheitsverläufe vorbeugen soll.

Chronische Erkrankungen

Als Schwerpunkt behandelt der Gesundheitsreport in diesem Jahr die Versorgungssituation bei chronischen Erkrankungen, darunter Typ-2-Diabetes, die koronare Herzkrankheit und Asthma. Keine dieser Krankheiten weist in Leverkusen besondere Auffälligkeiten im Vergleich zu anderen Städten auf. Zwei Beispiele: Mit einem Anteil von 10,1 Prozent an der Bevölkerung ab 20 Jahren liegt die Prävalenz von Diabetes Typ 2 genau im Schnitt des gesamten Rheinlands und Hamburgs. Gleiches gilt für die koronare Herzkrankheit mit einem Anteil von 8,6 Prozent an der gesamten Bevölkerung ab 30 Jahren.

Ambulante Versorgung

Hinsichtlich der hausärztlichen Versorgung sieht die AOK in Leverkusen keinen Handlungsbedarf. Den Daten der Bedarfsplanung der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein zufolge liegt der Versorgungsgrad in der Stadt derzeit bei rund 110 Prozent. Ein angemessenes Verhältnis sieht die Studie bei einem Hausarzt beziehungsweise einer Hausärztin je 1671 Einwohnenden – diese Sollzahl wird in Leverkusen demnach überschritten.

Allerdings kommt es laut Gesundheitsreport in 18,7 Prozent der Behandlungsfällen zu Fahrtzeiten von über 15 Minuten. Damit liegt Leverkusen an siebter Stelle und über dem Durchschnitt. Ein Vergleich zur Stadt Aachen, die sich mit den geringsten Fahrtzeiten auf dem letzten Platz einreiht: Hier benötigen nur 5,4 Prozent der Patientinnen und Patienten mehr als eine Viertelstunde zu ihrem Hausarzt.

Im Bereich der ambulanten kinderärztlichen Versorgung liegt Leverkusen hingegen unter dem Durchschnitt vom Rheinland und Hamburg. In sieben Prozent der Fälle dauert die Fahrtzeit länger als 20 Minuten, während es in Aachen zwei Prozent sind.

Stationäre Behandlung in Leverkusener Krankenhäusern

Von 1000 Versicherten werden in Leverkusen 197 Fälle ins Krankenhaus eingewiesen. Im Rheinland-Vergleich landet die Stadt damit auf dem letzten Platz, einzuordnen ist diese Zahl vor dem Hintergrund, dass NRW das Land mit der höchsten Zahl an Krankenhausfällen in Deutschland ist, hier werden demnach deutlich mehr Menschen stationär aufgenommen, als anderswo.

Ein Schild weist den Weg zu einem Krankenhaus.

Im Vergleich zu anderen rheinländischen Städten werden in Leverkusen weniger Menschen stationär in Krankenhäusern aufgenommen.

Auch bei den potenziellen Fehlbelegungen in Krankenhäusern – also Fälle, bei denen Zweifel besteht, ob eine stationäre Aufnahme medizinisch erforderlich war – und den vermeidbaren Krankenhausfällen landet Leverkusen am unteren Ende des Rankings. Letzteres könne unter anderem auf die qualitativ hochwertige ambulante Versorgung in der Region schließen, so die AOK.

Krankenstand und Arbeitsunfähigkeit

Sowohl beim Krankenstand als auch hinsichtlich der Arbeitsunfähigkeit reiht sich Leverkusen im unteren Drittel der Tabelle ein. Erwerbstätige Mitglieder der AOK wurden dem Gesundheitsreport zufolge 2023 an 6,5 Prozent der Arbeitstage von einem Arzt oder einer Ärztin krankgeschrieben. Das waren im vergangenen Jahr in NRW 16,25 Arbeitstage. Nur in Hamburg, Düsseldorf und Bonn ist der Anteil geringer.

Weitere Ergebnisse des AOK-Gesundheitsreports gibt es online.