Ausstellung am Museum MorsbroichWie Stefan Steiner Farben zum Schwingen bringt

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Der Kölner Künstler Stefan Steiner in seiner Ausstellung „nahherangehen“.

Leverkusen – Bei der Arbeit in seinem Kölner Atelier hört Stefan Steiner gerne Musik. Am liebsten Künstler wie Morton Feldman, der als Impulsgeber der Neuen Musik mit ruhigen, sich langsam entwickelnden Klangstrukturen und Rhythmen neue Wege abseits ausgetrampelter Melodiestrukturen suchte. In seiner Ausstellung „nahherangehen“ sieht man diese musikalische Inspiration. Die Besucher können in den Remisen des Schlosses Morsbroich beobachten, wie auf den Bildern des Künstlers Farben ins Schwingen geraten.

Stefan Steiner kommt aus der gestischen Farbmalerei. Meist in Acryl oder auf Aquarell trägt der Schweizer in einfachen, reduzierten Bewegungen abstrakte Farbschichten auf, die sich überlappen, ergänzen und abstoßen können. Nach seinem Studium an der Hochschule für Gestaltung in Luzern lebt er seit 1988 in Deutschland. Dort besuchte er die Kunstakademie Düsseldorf, arbeitete aber vor allem in seinem Atelier in Köln, von dessen avantgardistischen Künstlerkreisen seine Arbeit zusätzlich inspiriert wurde.

Abstrakt, aber einfach

Neben der gestischen Malerei auf Papier, Leinwand und Sperrholz arbeitete Steiner auch als Buchkünstler, indem er Formen, Farben und Inhalte der Bücher künstlerisch umgestaltete und mit neuer Bedeutung auflud. In der Ausstellung in Leverkusen stellt Steiner nun wieder seine Acryl- und Aquarellarbeiten in den Vordergrund.

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Mit einfachen Bewegungen entstehen bei Stefan Steiner komplexe Farbkompositionen.

So abstrakt die Werke auf den ersten Blick wirken, so einfach erscheint der repetitive Prozess, mit dem Steiner seine bunten Bilder fertigt. Mit einfachen Pinselstrichen fährt er über Leinwand und Sperrholz, immer in Kurven, fast runden Bewegungen, ohne dass sich geschlossene Kreise bilden würden.

„Was als nächstes passiert, weiß ich oft selbst nicht“

Viel schwieriger als die Formsuche, sagt Steiner, sei die Farbwahl. Folgt auf die zitrusgelbe Schicht eine weinrote oder eine azurblaue? Diese Frage kann den 62-Jährigen tagelang beschäftigen, erzählt er. „Sobald die erste Schicht aufgetragen ist, beginnt ein unvorhersehbarer Dialog mit dem Bild und seinen Farben. Was als nächstes passiert, weiß ich oft selbst nicht. Erst wenn das Werk fertig ist, merke ich das.“

In den Räumen des Kunstvereins Leverkusen können die Betrachter dann über die musikalische Wirkung staunen, die die schwungvollen Kompositionen der Farbwellen entfalten. Auf den Bildern entsteht eine Rhythmik, die seine Farben in Schwingung versetzt.

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Sie ist zu spüren, wenn die Betrachter dem Titel der Ausstellung „nahherangehen“ Folge leisten und dabei beobachten, wie die Farbschichten Tiefe und Detailreichtum entfalten. Es passiert aber auch im Zusammenspiel der einzelnen Werke, die die beiden Ausstellungsräume in farbliche Vibrationen versetzen.

„Nahherangehen“ eröffnet am Donnerstag, 24. März um 19.30 Uhr im Kunstverein Leverkusen und ist dort bis zum 24. April zu sehen. Öffnungszeiten: freitags 13 bis 17 Uhr, samstags und sonntags 11 bis 17 Uhr. 

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