Leverkusen – Die Erwartungen sind hoch, ebenso kochen die Emotionen: Es ist der Tag des ersten Bundesliga-Heimspiels der Werkself der Saison 2022/23. Doch die Vorfreude zeigt sich bei verschiedenen Fans extrem unterschiedlich.
Bengalos im Boulevard
Polizeifeindliche Sprüche gröhlend brechen nach offiziellen Angaben etwa 1000 Ultra-Fans schon am Vormittag vom Wiesdorfer Marktplatz zu einem Fanmarsch Richtung Stadion Eck an der Bayarena auf. Die Rialto-Brücke bebt förmlich beim Skandieren von diversen Fan-Sprechchören dieses rot-schwarzen Blockes. Anwohner kommen aus ihren Häusern und Passanten bleiben stehen um das Treiben zu beobachten.
Bengalische Feuer beim Fanmarsch am Rialto Boulevard
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Immer wieder werden in der Menge Rauchbomben und Bengalos gezündet. „Es ist aber niemand groß zu Schaden gekommen“, sagt ein Polizeisprecher vor Anpfiff der Partie gegen den FC Augsburg. „Die Beamten vor Ort haben aber Ermittlungsmaßnahmen eingeleitet.“ Schließlich sei das Abbrennen von Pyrotechnik in der Öffentlichkeit verboten. In Gewahrsam genommen wurde aber laut Polizeiangaben niemand. „Der Marsch verlief weitgehend friedlich“, so der Polizeisprecher. So bleibt es auch bis zum Abend, insgesamt drei Strafanzeigen wegen unerlaubten Abbrennens von Pyrotechnik werden gestellt. „Alles in allem ein friedliches Fußballfest, wie es sein muss“, resümiert der Sprecher.
Am Busbahnhof muss die Polizei einmal einschreiten und einen Feuerwerkskörper löschen. Hier sagt ein Beamter, das sie stark unterbesetzt seien. Die fast ausschließlich männliche Gruppe ist mit Trommeln, Klatschen und Gröhlen schon von Weitem zu hören. Die grenzenlose Vereinsliebe kippt hier in Verbindung mit einem schon früh hohen Alkoholpegel und der aufsteigenden Hitze in ein bedrohlich aggressives Kollektiv-Gefühl.
„Das sind keine Fans, das hat nichts mehr mit dem Sport zu tun“, findet Jörg Sauerland. Er genießt das erste Heimspiel mit seinen Söhnen Jona und Luca. Der zehnjährige Jona berichtet, in den Sommerferien eine Woche im Bayer-04-Fußballcamp auf dem Trainingsgelände verbracht zu haben: „Da haben wir jeden Tag Fußball gespielt wie die Profis.“
Jörg Sauerland mit Jona (10, links) und Luca (6).
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Auch für Familie Pahl steht dieser Samstag im Zeichen von gemeinsamer schöner Zeit mit der Familie. Stefan Pahl ist Dauerkarteninhaber. Dann ist es endlich soweit und ein Ordner öffnet die großen Gatter am Eingang und Startet die Drehkreuze. Stolz trägt Pahl seine vierjährige Tochter Lina mit ins Stadion – auch Mutter Sylvia und Oma Waltraud Günther – die früher im Stadion gearbeitet hat – sind dabei: „Natürlich hoffen wir, dass es besser läuft, aber uns geht es hier um eine gute Zeit mit der Familie.
Waltraud Günther, Sylvia und Stefan Pahl mit Lina auf dem Arm.
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Aus Irland angereist sind Mark Healy und Imairéad Bowlard, sie machen Urlaub in Deutschland und verfolgen deutschen Fußball tatsächlich auch in der Heimat. Es sei die ganze Atmosphäre bei einem solchen Spiel, die sie aufsaugen wollten. Der erste Weg führt die beiden also zum Fan-Schal-Verkauf, wo sie sich einen Schal mit einem Hund drauf aussuchen. Damit geht es dann weiter zum Bratwurst-Snack. Für beide sei die Erfahrung schon perfekt, bevor überhaupt der Anstoß erfolgt ist. Sie seien beeindruckt von der Bayarena.
Rund 1000 Teilnehmer am Fanmarsch schätzte die Polizei.
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Bereits mit Fan-Schals ausgestattet sind Stefan Hintz und seine Söhne Jonas und Felix, die drei Herren können es schon vor der Arena kaum erwarten, endlich wieder ihre Plätze einzunehmen: „Wir freuen uns unfassbar jetzt zusammen Fußball im Stadion zu gucken.“
Enttäuschte Erwartungen
„Das Spiel vom DFB-Pokal müssen die Jungs wieder gut machen“, wünschen sich Till und Paul von ihrer Werkself. Die beiden Jugendlichen aus Wuppertal sind Fußballfans aus Leidenschaft, spielen selber und haben genaue Vorstellungen: „Der zweite oder dritte Platz müsste es mindestens werden – das erwarten wir.“ Sie werden enttäuscht. Leverkusen verliert 1:2 und steht am zweiten Spieltag mit null Punkten am Ende der Tabelle. Das Gute: Von hier kann es nur aufwärts gehen.