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Corona-Auto-DemoQuerdenker und Impfgegner rollen durch Leverkusen

Lesezeit 3 Minuten

Treffpunkt Stelze: Von hier aus fuhren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer durch fast alle Leverkusener Stadtteile.

Leverkusen – Skurril. Das ist vielleicht das beste Wort, um diese Szenerie zu beschreiben. In der Welt drumherum hält ein Virus alle in Atem und bringt das medizinische Personal in Kliniken nicht selten an die Belastungsgrenze. Und in Leverkusen, unter der Stelzen-Autobahn, treffen sich an diesem Samstag diejenigen, die gegen die ihrer Meinung nach unverhältnismäßigen Lockdown-Maßnahmen und die anstehenden Corona-Impfungen protestieren wollen.

Schlager aus Laustprechern

Sie haben Lautsprecher auf ihre Autos geschraubt. Und hören den Blödel-Schlager „Cordula Grün“ oder den Rapper Alex Olivari, der sprechsingend sowie untermalt mit musikalischem Pathos und Dramatik fordert: „Deutschland, zeig’ dein Gesicht“. Ein Beteiligter tut das schonmal nicht mit seinem selbigen: Er stülpt sich beim Anblick des Pressefotografen eine Henkersmaske über den Kopf.

Zweifelsohne Aufklärungsarbeit leisten wollen sie, die Mitfahrerinnen und Mitfahrer dieses Autokorsos, der nach Auskunft von Polizei-Einsatzleiter Detlef Gilke von einer Privatperson angemeldet und im Vorfeld unter anderem von der extrem rechten Partei „Aufbruch Leverkusen“ unterstützt wurde. Die Art dieser Aufklärungsarbeit ist ersichtlich ob der Plakate, die an den Autos kleben: „Impfungen gleich Menschenversuche“ oder „Recherchiert selber“ ist dort zu lesen. Auf dem Mund- und Nasenschutz einer Mitfahrerin steht „Diktatur“. Nebenan ist ein Schild mit den drei Wörtern „Liebe, Freiheit, Friede“ auf einer Autotüre angebracht worden.

30 Pkw angemeldet

Bis zu 30 Fahrzeuge wurden nach Auskunft Detlef Gilkes angemeldet. Und für die Halterinnen und Halter gelten Auflagen: Pro Fahrzeug sind maximal zwei Personen erlaubt. Während der Runde durch die Stadt darf keine Musik erklingen, nur Durchsagen sind gestattet. Lastkraftwagen dürfen nicht mitrollen.

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Um 12.30 Uhr startet der Korso , begleitet von der Polizei. Die Route führt durch fast alle Stadtteile Leverkusens. Gut zwei Stunden lang. Die Beteiligten halten sich an die Auflagen der Polizei. Indes: In der Opladener Fußgängerzone kommt es zu einem Streit. Dort steht Keneth Dietrich von den Leverkusener Linken mit Freunden und hält Plakate gegen die Querdenker hoch. Nachdem die Autos vorbeigefahren sind, sagt er, kommt  ein „kräftig gebauter“ Mann auf sie zu, beschimpft sie als „Zecken“ und wirft ihnen vor, von einem aus der Gruppe mit einem „Mittelfinger“ bedacht worden zu sein. Schließlich schlägt er einen seiner Bekannten, als dieser anfängt, die bedrohliche Szene mit dem Handy zu filmen.   

Polizei beendet Konfrontation

Ob der Schläger zu den Mitfahrern gehört habe, könne er nicht beurteilen, sagt Keneth Dietrich. Detlef Gilke, der diesen durch das Eingreifen von Polizeibeamten beendeten Vorfall später bestätigt, verneint dies.

Gegen 14.30 Uhr rollen die Fahrzeuge wieder unter die Stelze. Ende. Zumindest fürs erste, denn Detlef Gilke sagt: „Wir gehen davon aus, dass nach dieser ersten Aktion noch weitere folgen werden in Leverkusen.“ Das sei ihm jedenfalls von der organisierenden Person angekündigt worden.