Digitalisierung Leverkusener SchulenFür Hybridunterricht fehlt es an allen Enden

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dpa Laptop Kind

Symbolbild

Leverkusen – Wäre flächendeckender, dauerhafter Hybridunterricht in Leverkusen möglich? Nein, gesteht Georg Eiteneuer, Verantwortlicher für die digitale Ausstattung der städtischen Schulen. Zwar wird seit Jahren an der Digitalisierung der Schulen gearbeitet und seit Beginn der Corona-Pandemie noch deutlich stärker als zuvor – aber es sind noch immer zu viele Baustellen offen, als dass die Stadt einen dauerhaften Wechsel von Präsenz- und Heimunterricht zur Verkleinerung der Lerngruppen gewährleisten könnte. „Und das Problem liegt nicht nur bei den Schulen, sondern auch die Kinder sind nicht dafür ausgestattet“, sagt Eiteneuer vor dem Schulausschuss, der am Montag in der Gesamtschule Schlebusch zum ersten Mal in neugewählter Zusammensetzung tagte. Ein Überblick über den Stand an den Schulen.

Internet an Schulen

Das Problem konnten die Ausschussmitglieder direkt live verfolgen: Die Sitzung begann mit Verspätung, weil etliche Teilnehmer sich mit ihren Tablets nicht in das schulische W-Lan einwählen konnten – und wenn, dann nur mit sehr schlechtem Empfang. „Die Gesamtschule hat für die Aula bislang kein W-Lan gewünscht“, sagt Eiteneuer entschuldigend. Möglicherweise fürchtet die Schule einen Aufmerksamkeitsschwund bei Veranstaltungen, wenn die Schüler parallel mit ihren Handys beschäftigt sind. An der Geschwindigkeit der Internetverbindung kann es jedenfalls nicht liegen: Alle weiterführenden Schulen seien mittlerweile an das Glasfasernetz angeschlossen, erklärt Eiteneuer. Bei den Grundschulen sieht das ganz anders aus, hier habe das Schulamt aber nur geringe Einflussmöglichkeiten, weil das am Breitbandprojekt des Bundes hängt und stadtweit geplant werden muss, also nicht nur für Schulen. Man hoffe aber, im Dezember die Genehmigung für die Mittel zu bekommen, sagt Schuldezernent Marc Adomat.

Technische Ausstattung

Die Stadt hat alle Schulen mit spezieller Software für die Kommunikation, den Austausch von Arbeitsmaterialien und den virtuellen Unterricht ausgestattet. Für die weiterführenden Schulen ist das MSN pro Cloud, das sei mittlerweile an allen Schulen installiert, aber noch nicht überall in Betrieb, da es viel Arbeit sei, teilweise mehr als 1000 Schülerinnen und Schüler einzupflegen. Auch in die Hardware wurde investiert: 2500 mobile Endgeräte für Schüler und 1800 für Lehrer sind bestellt, im Dezember sollen die ersten eintreffen.

Lehrerfortbildungen

Vielen Lehrern fehlen das technische Wissen und die Erfahrung, wie Fernunterricht am besten gestaltet werden kann. Sie müssten dringend fortgebildet werden, doch auch das ist ein Problem: Präsenzveranstaltungen verbieten sich wegen der Infektionslage, Online-Fortbildungen werden zwar angeboten, sind aber komplett ausgebucht. Zudem müsste dafür wohl Unterricht ausfallen, was auch nicht gewünscht ist. Eiteneuer ist aber im Gespräch mit der Telekom über eine E-Learning-Plattform für Lehrer, zunächst als Pilotprojekt.

Situation der Schüler

Fast alle Schülerinnen und Schüler haben Smartphones, die zwar zur Kommunikation geeignet sind, aber nicht für den Fernunterricht. 25 bis 30 Prozent haben keine geeigneten Endgeräte. Dem könnte die Stadt auf längere Sicht noch mit Leihgeräten entgegenwirken – allerdings haben acht bis zehn Prozent der Schüler zu Hause keinen Internetanschluss. „Das ist eine erschreckend hohe Zahl“, sagt Schulrätin Nicole Gatz.

Nicole Gatz

Nicole Gatz

Auch fehlt vielen ein ruhiger Raum zu lernen. Deswegen müsste der Präsenzunterricht so lange wie möglich aufrecht erhalten bleiben. Auch um die Qualität des Unterrichts sorgt sich Gatz. „Derzeit ist nur Frontalunterricht möglich, moderne Unterrichtsformen mit Bewegung und Teamarbeit können kaum gemacht werden.“ Das sei ein herber pädagogischer Rückschritt. Und auch im Distanzlernen sei es wichtig, gute Aufgaben zu stellen, darin wolle sie die Schulen unterstützen. „Letztendlich geht es darum, möglichst viel Sicherheit, aber auch Freunde an der Schule zu gewährleisten“, sagt Gatz.

Schulbusse

Aktuell fahren laut Dezernent Adomat 14 zusätzliche Schulbusse, um den Transport zu entzerren und damit das Infektionsrisiko bei der An- und Abreise zu verringern. „Wir dürfen aber nicht glauben, dass es möglich ist, im Bus immer 1,5 Meter Abstand zu halten, das geht nicht“, sagt Adomat.

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Pläne für einen versetzten Unterrichtsbeginn, der auch positive Auswirkungen auf die Busauslastung hätte, werden erarbeitet und sollen nach den Weihnachtsferien in Kraft treten – zumal die zusätzlichen Busse vom Land nur bis Ende des Jahres genehmigt sind. Die Wupsi sei für Hinweise, wo es besonders eng ist, dankbar, bittet aber auch um etwas eigene Flexibilität. „Oft ist ein Bus knallvoll und ein anderer, der zeitgleich oder 20 Minuten früher oder später fährt, ist komplett leer“, sagt Adomat.

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