Guido FischerFacharzt mit eigenen Rezepten

Dr. Guido Fischer will für die FDP in den Bundestag.
Copyright: Britta Berg Lizenz
Leverkusen – Flexibilität ist ein Wort, das bei Guido Fischer oft fällt. „Das lebe ich“, sagt der FDP-Bundestagskandidat. So bestellt sich der Teetrinker einen Cappuccino im italienischen Café, obwohl er doch lieber Tee trinkt. Aber beim Italiener passt Kaffee nun besser. Textsicher ist er bei rheinischen wie bei bayerischen Liedern und seine Zelt hat er schon in vielen Städten aufgeschlagen: Köln, Trier, Hamburg, Nürnberg, München, Ulm, Düsseldorf – und es sind noch nicht alle genannt. „Die Herumzieherei bin ich aber leid.“ So ist der gebürtige Leverkusener seit 1996 wieder in Hitdorf heimisch geworden. Die Großeltern hatten in der Bayer-Kolonie gelebt, auch der Vater ist in Leverkusen geboren.
Flexibel ist der 54-Jährige auch im Arbeitsleben: „Ich bin Hausmann.“ Der promovierte Arzt hatte viele Jahre eine Praxis für Strahlentherapie, bis er die Anteile an seiner Praxis verkaufte und die Betreuung seines mittlerweile sechsjährigen Sohnes übernahm. „Das ist bestimmt ungewöhnlich für Menschen in meiner Generation. Aber viele Mediziner beneiden mich. Da ist viel Frust in der Ärzteschaft“, sagte der Gesundheitspolitiker. Für seinen Sohn ist es auf jeden Fall das Normalste auf der Welt, dass der Papa soviel zu Hause ist. An seine Arbeit denkt er dennoch gerne, obwohl er häufig mit schweren Krankheiten zu tun hatte. Als Arzt für Strahlentherapie behandelte er viele Krebs- und Rheumapatienten. „Da wird einem die Endlichkeit des Lebens jeden Tag vor Augen geführt. Es gibt so viele wichtige Dinge wie Freunde, Freude oder sich um ein Kind kümmern.“
Wenig Verständnis für Nichtwähler
Die Kinderbetreuung hält ihn jedoch nicht von dem Wunsch ab, in den Bundestag gewählt zu werden. „Es ist aber unwahrscheinlich, dass es für einen FDP-Kandidaten reichen wird.“ Als passionierter Schachspieler versucht er bei seinen Schritten die Erfolgschancen richtig einzuschätzen. Für seine Partei ist er aber zuversichtlich. Er glaubt, dass die Liberalen zwar weniger Stimmen als vor vier Jahren bekommen werden, aber dennoch die Zehn-Prozent-Marke erreichen können. Auch was die politische Heimat angeht, ist Guido Fischer flexibel. Er ist seit 2010 bei den Liberalen, bis 2009 gehörte er den Christdemokraten an. „Ich bin aus der CDU ausgetreten, als die Sozialdemokratisierung der Partei begonnen hat.“ Besonders die Gesundheitspolitik in der Zeit der großen Koalition war ihm ein Dorn im Auge. „Ich möchte das heutige Gesundheitssystem weiterentwickeln. Es geht nicht, alle Leistungen pauschal anzubieten. Für manche Leistungen muss man dann in die Selbstbeteiligung gehen.“
Mit den Sozialdemokraten verbindet ihn wenig. „Mit Karl Lauterbach würde ich mich wahrscheinlich noch nicht einmal auf die Diagnose einigen, ganz zu schweigen von der Therapie für unser Gesundheitssystem“, sagt Fischer über den SPD-Bundestagskandidaten mit Schwerpunkt Gesundheit. „Wenn man in der Fußgängerzone als Politiker steht, muss man davon ausgehen, dass die Mehrheit gegen einen ist – es sei denn man steht als CSU-Politiker in einer niederbayerischen Stadt. Das muss man aushalten können.“ Nur die Häme manches politischen Gegners macht ihm zu Schaffen. Wenig Verständnis hat Fischer für Nichtwähler. „Der, der nicht wählt, stimmt dem System zu. Er verpasst nämlich die Chance, an dem System etwas zu verändern.“ Die politischen Fragen würden immer komplexer, einfache Antworten gebe es nicht mehr. „Und dann schauen die Leute nur auf ihre Situation, die sich nicht ändert und geben der Politik die Schuld. Dabei ändert sich sogar sehr viel.“