Heißer HochsommerSo extrem leiden Leverkusens Bäume unter der Dürre

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Auf den Viehweiden verdorrt das Futter, von Wiesen kann kaum noch die Rede sein.

Auf den Viehweiden verdorrt das Futter, von Wiesen kann kaum noch die Rede sein.

  • Der Wald hat sich noch nicht vom Dürresommer 2018 erholt, da setzt ihm die extreme Hitze erneut zu.
  • Förster Karl Zimmermann weiß, welche Bäume besonders unter Trockenheit und Hitze leiden.
  • „Ganz eindeutig: Der Klimawandel ist da, diese trockenen Hitzeperioden sind kein Wetterphänomen mehr“, sagt der Experte.

Leverkusen  – Für Förster Karl Zimmermann hinterlässt der Sommer 2019 schon jetzt kaum zu übersehende Schäden. Gerade weil sich der Wald vom langen Dürresommer 2018 noch nicht erholt hat, setzen Hitze und Trockenheit den Bäumen derart zu, dass flächenweise irreparable Schäden entstehen.

„Obwohl es über den Winter hinreichend Niederschläge gegeben hat, hat sich der Boden in den tieferen Schichten noch nicht hinreichend erholt und ist weiterhin zu trocken. Das macht sich jetzt fatal bemerkbar.“ Kräftige Gewitterschauer könnten eben nicht dem Grundwasser helfen, denn ihre Wassermengen flößen auch schnell ab. Nur ein andauernder milder Landregen könne da helfen.

Den Fichten geht es schlecht

Aktuell sei vor allem das Absterben der Fichten augenfällig. Große Flächen im Bürgerbusch und an der Diepentalsperre seien nicht mehr zu retten. „Der Borkenkäfer ist ganz gut über den Winter gekommen und vermehrt sich jetzt enorm“, erläutert Zimmermann. „Die Fichte wehrt sich gegen die Schädlinge, indem sie sie mit Harz einkleistert. Doch jetzt schafft sie die Harzproduktion nicht mehr, denn dafür hat sie zu wenig Wasser. Für die Fichte sehe ich auf die Dauer schwarz, sie wird sich in unserer Region nicht mehr halten.“

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Vor allem die Nadelbaumbestände in Leverkusens Wäldern sind schwer geschädigt.

Auch die Buche habe in Hinsicht Wasser ein Problem, da sie sehr empfindlich reagiere, wenn es deutlich zu viel oder zu wenig Wasser gebe. Das sei gerade an einem Südhang bei Ropenstall im Osten Leverkusens zu verfolgen, wo zusätzlich steiniger Boden den Standort schwierig gestalte.

Fichten werfen in Massen ihre Nadeln ab. Förster Zimmermann hält die Bäume für unrettbarv geschädigt.

Fichten werfen in Massen ihre Nadeln ab. Förster Zimmermann hält die Bäume für unrettbarv geschädigt.

Für den Förster steht fest: „Ganz eindeutig: Der Klimawandel ist da, diese trockenen Hitzeperioden sind kein Wetterphänomen mehr.“ Daher müsse die Forstwirtschaft Konsequenzen ziehen und gründlich umdenken. „Wir müssen uns breiter aufstellen, den Wald stabilisieren mit Sorten, die dieses Klima besser verkraften, vor allem aus Nordamerika und aus dem Mittelmeerraum.“

Zimmermann nennt Esskastanie, Robinie, Roteiche, Douglasie und amerikanische Küstentanne als Beispiele für robuste Bäume, die mit dem veränderten Klima in Deutschland fertig werden könnten. „Aber es bleibt schwierig. Der Wald ist ein langfristig wachsender Organismus. Wir müssen im Grunde hundert Jahre in die Zukunft denken.“

Dieses Rübenfeld ist schon vertrocknet.

Dieses Rübenfeld ist schon vertrocknet.

Aber nur skeptisch will Zimmermann die Entwicklung auch nicht sehen. Es gebe auch Positives zu vermelden: So seien im vorigen Jahr noch zahlreiche Eschen von einem Pilz befallen gewesen, der die Bäume von den Knospen her angriff und stark schädigte. Dieser Pilz sei inzwischen verdorrt, die Eschen hätten sich von dieser Schädigung gut erholt.

Und was kann der Einzelne tun, um Bäumen zu helfen? „Einfach mal einen Eimer Wasser dabei tun“, sagt Zimmermann, der aber auch darauf hinweist, dass dies bei großen Bäumen so gut wie keinen Effekt habe. „So eine ausgewachsene Buche verdunstet bei dem Wetter bis zu 200 Liter am Tag. Wer das ausgleichen will, bekommt eine nette Wasserrechnung.“

Die jungen Bäume an Rande der Neuen Bahnstadt Opladen brauchten dringend Wasser, um den sehr trockenen Hochsommer 2019 zu überleben.

Die jungen Bäume an Rande der Neuen Bahnstadt Opladen brauchten dringend Wasser, um den sehr trockenen Hochsommer 2019 zu überleben.

Aber die Wässerung von Sträuchern sei durchaus angebracht und könne für diese lebensrettend sein. „Und auch ein Straßenbaum vor der Haustür wird für einen Eimer Wasser dankbar sein. Das können die Kommunen nicht mehr leisten.“

Dabei leistet auch der städtische Fachbereich Stadtgrün was er kann. Seine Sorge gilt vor allem neu gepflanzten Bäumen in ihren ersten zwei Jahren. Die erhalten zwar als Starthilfe einen Anstrich des Stammes als Verdunstungsschutz und ein spezielles Substrat ins Erdreich, das zur Bildung eines ausreichend tiefen Wurzelwerks anregen soll, aber bei den jetzt herrschenden Temperaturen tut eben auch Wasser not. Das besorgen bei vielen Neuanpflanzungen die damit beauftragten Firmen, aber auch die Mitarbeiter von Stadtgrün selbst sind im Einsatz beim Kampf gegen den Trockenstress der Pflanzen.

Im Dauerstress

„Voriges Jahr war schon ziemlich extrem, aber dieser Sommer jetzt toppt alles“, sagt Ulrich Hammer von Stadtgrün. Jede Woche einmal 80 Liter Wasser pro Baum müssten wenigstens sein, also gute zehn Eimer.

Dennoch muss die Stadt dabei Schwerpunkte setzen: 50 000 Bäume sind zu betreuen, davon 12 000 an Straßenrändern. „Vor allem die Bäume an den Straßen stehen unter Dauerstress.“ Dann gibt es noch Wechselpflanzungen zu gießen, etwa an der Doktorsburg, auf dem Berliner Platz und auf den Friedhöfen.

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Bei den Baumsorten hat sich auch die Stadt Leverkusen schon lange umorientiert. Ahorn und Eichen seien zwar tolle Bäume, die auch in ganz unterschiedlichen Vegetationsräumen gedeihen könnten, räumt Hammer ein. Doch sicherheitshalber setze man jetzt bei der Stadtbegrünung lieber auf hitzebeständige Bäume – eben aus dem Mittelmeerraum.

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