Historische Firmengleise in LeverkusenIn welchen Firmen früher der Zug fuhr

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Hier war mal ein Firmenanschluss: Dynamit Nobel ist derzeit vom Eisenbahnnetz abgenabelt.

Leverkusen – Zu den Erinnerungen an frühere Eisenbahnepochen gehören Gleisanschlüsse bei Firmen. Man muss nicht einmal im Rentenalter sein, um sich noch an die Zeit erinnern zu können, als Güterwaggons von meist kleinen Lokomotiven an die Laderampen von Firmen geschoben wurden, wo sie be- oder entladen wurden. Es ist fast unmöglich, alle Gleisanschlüsse, die Leverkusen einst hatte, komplett aufzulisten, denn es waren viele. An manchen Stellen liegen die Gleise noch, anderswo sind nur noch die Trassen erkennbar.

Wie etwa im Wald in Bergisch Neukirchen hinunter zum Tillmann's Loch. Dort lag ein Anschluss, über den die Schraubenfabrik an die Nebenstrecke Opladen-Remscheid-Lennep angebunden war, die "Balkanstrecke". Dieser Gleisanschluss war für die Tillmanns wichtig: Als man eine Zeichnung des Werks anfertigen ließ, fehlten die dampfenden Güterzüge nicht. Noch vorhanden, aber stillgelegt ist das Ladegleis an der ehemaligen Bananenreiferei Pott an der Stauffenbergstraße. Jede Lieferung kommt und geht jetzt mit Lkw. Das Gewerbegebiet an der Adolf-Kaschny-Straße hatte einen Anschluss, der zur Firma Imbau führte, demontiert wurde der im Jahr 2000, stillgelegt war das Anschlussgleis da schon lange.

Abgesehen vom Bayerwerk und dem Ausbesserungswerk lagen die meisten privaten Gleise in Manfort. Durch Manfort verlaufen gleich zwei wichtige überregionale Bahnlinien. Die Schwerindustrie war damit gut angebunden. Noch gut sichtbar ist ein Teil des mehrgleisigen Anschlusses neben den denkmalgeschützten Eumuco-Hallen; zuletzt hat man aber wieder ein Stück des Gleises herausgenommen. Verschwunden sind dagegen die kilometerlangen Anschlussgleise der Wuppermann-Stahlwerke auf der anderen Seite der Eisenbahnstrecke im heutigen so genannten Innovationspark Leverkusen.

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An beiden Manforter Bahnlinien gab es zwei Güterbahnhöfe, von denen einer nach wie vor genutzt wird: Der Bahnhof Morsbroich ist kaum als Bahnhof erkennbar, wird eher als Wartegleis genutzt. Neben der Kalkstraße stehen jedenfalls oft Güterzüge geparkt.

Der zweite Güterbahnhof liegt heute versteckt neben dem Moosweg. Wer keine Angst vor Gestrüpp und Dornen hat, findet noch mindestens noch sechs überwachsene Gleise und ein paar Prellböcke. Die Anlagen gehörten zum "Güterbahnhof Schlebusch".

Ein großer Ladekran wurde erst vor einigen Jahren demontiert. Jüngel-Stahl an der Stixchesstraße wurde von dort zum Beispiel beliefert. Ein Grund für die Aufgabe des Standorts war später der fehlende direkte Gleisanschluss. Einen weiteren Manforter Anschluss hatten die Dellbrücker Emballagen an der Stixchesstraße. Dort wurden Trommeln und Fässer für die chemische Industrie hergestellt. (heute sind da Lidl und das Lappen-Land).

Genialer Standort

Besonders verkehrsgünstig hatten die Gründer des Manforter Werks von Dynamit Nobel geplant: Genau zwischen zwei Hauptstrecken wurde das Sprengstoffwerk an der Kalkstraße angelegt, auf jeder Seite hatte man einen Gleisanschluss. Eins der Gleise ins Werk ist noch an die Bahnstrecke zwischen Moosweg und Stixchesstraße angeschlossen.

Es sieht so aus, als würde die Weiche zum Werk Dynamit Nobel noch gewartet, genutzt wird der Anschluss aber seit Jahren nicht: Das Gleis ist zugewachsen und rostig, aber es scheint in Ordnung. Anfragen dazu ließ Dynamit Nobel unbeantwortet. Die Erbauer jedenfalls hatten zwischen den beiden Hauptstrecken einen genialen Platz gefunden: War eine Strecke gestört, konnte man ausweichen.

Mit der Denso-Chemie hatte auch das Rheindorfer Chemiewerk ein Firmengleis, es führte aus Langenfeld über den Hitdorfer Hafen nach Rheindorf.

Letzte Gleisstücke finden sich im Hitdorfer Hafen und im Hinterland an der Stadtgrenze. Ein Stück lässt sich auf der Unterstraße unter der Brücke der A 59 in Rheindorf besichtigen.

Bei der Konzeption des neuen Bayerwerks in Wiesdorf vor 1900 setzte man von Anfang an statt auf Karren und Pferdefuhrwerke konsequent auf die Eisenbahn.

Ab 1898 verkehrten Güterzüge zwischen Mülheim und dem Bayerwerk. Im Werk selbst gab es anfangs nur eine Schmalspurbahn. Die großen Waggons von außerhalb fuhren darauf huckepack.

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Eine Besonderheit war der Personenverkehr auf dem Werksgleis: Ab Juli 1898 betrieb Bayer zwischen Köln-Mülheim, Stammheim, Flittard und dem öffentlich zugänglichen Bahnhof Leverkusen im Bayerwerk die "Kleinbahn Mülheim/Rhein-Leverkusen". Der letzte Personenzug nach Fahrplan verkehrte auf dem Werksgleis vor 49 Jahren am 31. August 1972.

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