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Hoher PreisdruckCovestro rutscht tiefer in die roten Zahlen

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Covestro-Logo vor dem Firmensitz in Leverkusen.

Ein Brand in Dormagen belastet das schwache Ergebnis zum dritten Quartal 2025 zusätzlich.

Der Leverkusener Kunststoffkonzern Covestro kämpft mit schwacher Nachfrage und sinkenden Preisen. Ein Brand drückt das Quartalsergebnis ins Minus.

Der Kunststoffspezialist Covestro ist im dritten Quartal in die Verlustzone gerutscht. Schuld war ein Brand in einem Umspannwerk im Chempark Dormagen. Der daraus folgende Stromausfall und die Produktionsausfälle belasten das Quartalsergebnis mit einem mittleren zweistelligen Millionenbetrag. Fürs Gesamtjahr könnte der Schaden gar einen niedrigen dreistelligen Millionenbetrag ausmachen, so Covestro. Aber auch operativ läuft das Geschäft bei den Leverkusenern schleppend. Die schwache wirtschaftliche Gesamtlage und Überkapazitäten, vor allem in Asien, sorgen für Preisdruck. Somit ging der Umsatz im dritten Quartal 2025 um zwölf Prozent gegenüber dem Vorjahr zurück, das Ergebnis vor Steuern und Abschreibungen (Ebitda) gab sogar um 15,7 Prozent nach und lag bei nurmehr 242 Millionen Euro (2024: 287 Millionen). Wurden im dritten Quartal 2024 noch 33 Millionen Euro Gewinn erwirtschaftet, verbucht Covestro jetzt einen Verlust von 47 Millionen. In Summe hat das Unternehmen damit 2025 bereits Verluste in Höhe von 266 Millionen Euro eingefahren.

Covestro kappt die Jahresprognose

Das wirkt sich auch auf die Prognose für das Gesamtjahr aus. Covestro hatte bislang ein operatives Ergebnis von 700 Millionen bis 1,1 Milliarden Euro in Aussicht gestellt. Jetzt zeichnet sich ab, dass nur das untere Ende der Spanne erreichbar sein wird. Covestro rechnet mit einem Ebitda von 700 bis maximal 800 Millionen Euro.

Auch der Ausblick bleibt pessimistisch. Über alle wichtigen Abnehmerbranchen hinweg vom Bau über Automotive bis hin zu Elektronik- und Möbelindustrie geht Covestro von einer anhaltenden wirtschaftlichen Flaute aus. Der Markt in Europa präsentiere sich weiterhin „extrem schwach“, erläutert Covestro-CEO Markus Steilemann im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Auch die USA fielen eher zurück. Allein Asien stabilisiere sich leicht. Überall wirkt sich der Inflationsdruck aus. „Die gestiegenen Energiepreise der vergangenen Jahre sind für die Verbraucher weiter spürbar. Sie haben weniger Geld zur Verfügung und halten sich bei Investitionen zurück oder weichen auf preiswertere Produkte aus“, so Steilemann.

Effizienzprogramm „Strong“ bringt Einsparungen von 250 Millionen Euro

Covestro steuert mit Effizienzmaßnahmen gegen. Das laufende Programm „Strong“ habe 2025 bereits 200 Millionen Euro an Einsparungen gebracht und werde sich bis zum Jahresende mit Kostensenkungen von rund 250 Millionen auswirken, teilt Covestro mit. Zudem hat das Unternehmen kleinere Zukäufe getätigt und will diesen Kurs fortsetzen. „Wir haben einen klaren Zukunftsfokus und wo immer wir eine Möglichkeit sehen, beschäftigen wir uns damit“, bekräftigt Steilemann.

Adnoc-Übernahme: „konstruktive Gespräche“

Dieweil ist Covestro selbst Ziel einer Übernahme durch den arabischen Ölkonzern Adnoc. Das Unternehmen aus Abu Dhabi kontrolliert direkt oder indirekt mehr als 95 Prozent der Covestro-Anteilsscheine. Mehrere Prüfverfahren, unter anderem Subventionskontrollverfahren der EU, sind aber noch nicht abgeschlossen. „Wir befinden uns in sehr konstruktiven Gesprächen mit den Behörden und sehen dem Ausgang der Prüfverfahren positiv entgegen“, sagt CEO Steilemann zum Stand der laufenden Gespräche.

Mit Blick auf die in zwei Wochen beginnende Weltklimakonferenz COP30 in Brasilien gibt sich der Covestro-Chef, der zugleich auch Präsident des Verbands der Chemischen Industrie (VCI) ist, ebenfalls optimistisch. „Covestro strebt weiterhin die Klimaneutralität an und wir stehen auch zum Thema Kreislaufwirtschaft“, sagt er. Der alleinige Fokus auf die Klimaziele habe aber zu wirtschaftlichen Ineffizienzen geführt, die so schnell wie möglich überwunden werden müssten. „Wir müssen die Klimaziele sinnvoll mit dem ökonomisch Richtigen verbinden“, sagt er. „Nur so gelingt es uns, Menschen mitzureißen, die wir bislang nicht für das Thema Klimaschutz aktivieren konnten.“