Ineos beklagt wegen hoher Energiekosten und CO2-Abgaben in Millionenhöhe einen „unfairen Wettbewerb“. Weitere Arbeitsplätze könnten verloren gehen.
EmissionshandelKölner Chemieriese warnt: „Unser Überleben ist massiv gefährdet“

Ineos leidet unter den im internationalen Vergleich hohen Strom- und Gaspreisen. Der Emissionshandel setzt der energieintensiven Industrie zusätzlich zu.
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Kölns größtes Chemieunternehmen Ineos sieht sich im internationalen Wettbewerb stark benachteiligt. „Schon jetzt betragen für den Standort Köln die Kosten für Erdgas 100 Millionen Euro pro Jahr mehr als in den USA“, rechnet das Unternehmen vor. Hinzu kämen Stromkosten, die um 40 Millionen Euro jährlich über denen in den USA lägen. Zuletzt seien zudem die „CO2-Abgaben auf schockierende 100 Millionen Euro pro Jahr gestiegen, Kosten, die in anderen Regionen nicht anfallen.“ Damit zahle Ineos in Summe 240 Millionen Euro pro Jahr, „um überhaupt erst mit Unternehmen aus den USA und China in den Wettbewerb treten zu können.“
Emissionshandel wirkungslos
Abgesehen von den hohen Belastungen für das Unternehmen, stellt Ineos auch die Wirksamkeit der Emissionsabgabe in Frage. Die soll eigentlich einen marktwirtschaftlichen Anreiz für Unternehmen bieten, ihren CO2-Ausstoß zu verringern. Das funktioniert allerdings nur, wenn alternative Produktionsverfahren zur Verfügung stehen. Das ist laut Ineos nicht der Fall: „Es fehlt an Infrastruktur, technischer Reife, Wirtschaftlichkeit und den rechtlichen Grundlagen.“ So stecke beispielsweise die Technologie für die Elektrifizierung von Heizvorgängen noch in den Kinderschuhen. Die geforderte Strommenge könne zudem von den Netzbetreibern derzeit nicht bereitgestellt werden. Mit einem Wasserstoffnetz sei erst in zehn Jahren zu rechnen, zudem sei Wasserstoff ein Energieträger, der in der Herstellung ein Vielfaches von Gas koste.
Auch die Abscheidung und der Transport von CO2 seien in Deutschland verboten. Demnach könne auch von Pipelines für den Transport noch gar keine Rede sein, vervollständigt Ineos seine Aufzählung. Das Unternehmen mit rund 2500 Beschäftigten in Köln spricht angesichts der Umstände von einem „unfairen Wettbewerb“ und davon, dass das „Überleben in Europa massiv gefährdet“ sei.
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CO2-Ausstoß wird nur ins Ausland verlagert
Zudem sei auch dem Klimaschutz mit dem derzeitigen Emissionshandel nicht geholfen. Wenn die Basisindustrie aus Deutschland verschwinde, müssten die Waren importiert werden. „Die Produkte aus anderen Regionen der Welt haben einen höheren CO2-Fußabdruck, werden unter weniger strengen Nachhaltigkeitsauflagen hergestellt und legen weite Strecken per Schiff und Flugzeug zurück“, so Ineos. Die Emissionen würde damit, wie die Produktion und die Arbeitsplätze, bloß ins Ausland verlagert. Deutschland mache sich zudem abhängig von Nationen außerhalb Europas und gefährde damit seine Souveränität.
Ineos verarbeitet Leichtbenzin zu Rohstoffen für die chemische Industrie und stellt damit die Grundbausteine für die Herstellung von Kunststoffen, Kautschuk und Fasern her. Ineos-Produkte stecken zudem in Lösungs- und Waschmitteln, Lacken, Dünge- und Pflanzenschutzmitteln sowie in Kosmetik und pharmazeutischen Erzeugnissen.
Erst Anfang Oktober musste Ineos die Schließung zweier Werke in Rheinberg bekannt machen. 175 Arbeitsplätze sind davon betroffen. Auch im Chempark Worringen und am Standort Gladbeck gingen 2025 bereits jeweils rund 300 Stellen verloren.