Hochwasser in Leverkusen„Sireneneinsatz wäre unsinnig oder sogar gefährlich gewesen“

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Da war kein Durchkommen: Um 21.20 am 14. Juli 2021 mischte sich der Wiembach an der Allee im Viertel mit der Wupper. 

Leverkusen – Menschen, die in Kellerräumen eingeschlossen ertrunken sind oder von der Flutwelle mitgerissen wurden – das war traurige Realität beim Juli-Hochwasser 2021. Zum Glück nicht in Leverkusen. Aber es hätte auch hier passieren können, vor allem in Opladen, als zusätzlich zum bereits bestehenden Hochwasser aus Wupper und Wiembach nach der Öffnung der Wuppertalsperre eine weitere Flutwelle durch den Stadtteil rollte.

Linke stellt Fragen

Warum wurde die Bevölkerung nicht mit Sirenen oder Lautsprecherdurchsagen gewarnt, warum wurden keine Erdgeschosswohnungen auf mögliche gefährdete Personen durchsucht und evakuiert? Die Ratsfraktion der Linken wird nicht müde, diese Fragen zu stellen. Nun hat die Feuerwehr sich im Veröffentlichungsblatt zda-Rat ausführlich dazu geäußert.

Zunächst einmal hätten der Feuerwehreinsatzleitung keine Informationen über eine derartige Flutwelle vorgelegen, steht in dem Bericht. Und selbst wenn, wäre der Einsatz von Sirenen in dieser Situation „unsinnig oder sogar gefährlich gewesen“. Sirenen würden in erster Linie dazu dienen, Menschen vor einer akuten und plötzlichen Gefahr für Leib und Leben zu warnen, wie bei der Explosion im Entsorgungszentrum des Chemparkes. „Damit die wird Bevölkerung bei einem Gefahrstoffaustritt aufgefordert, geschlossene Räume aufzusuchen und Fenster und Türen zu schließen“, schreibt die Feuerwehr.

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Der Wupperpegel stieg in der Nacht auf 4,55 Meter, er blieb am Donnerstag länger hoch, die Anwohner der Bielertstraße (hinten) mussten warten.

Der Wupperpegel stieg in der Nacht auf 4,55 Meter, er blieb am Donnerstag länger hoch, die Anwohner der Bielertstraße (hinten) mussten warten.

Ein Hochwasser nach oder während eines Starkregens sei eine andere Situation, über den Tag habe es bereits umfangreiche Warnungen und Handlungsempfehlungen durch die Warnapp Nina und die örtlichen Medien gegeben. Durch eine Alarmierung über Sirenen hätten Menschen in Panik geraten können – und sich im schlimmsten Fall bewusst in Kellerräume begeben. Zudem befindet sich das flächendeckende Sirenennetz noch im Aufbau.

Evakuierung zu gefährlich

Lautsprecherdurchsagen durch die Polizei habe es dagegen geben, vor allem auch, als die Einsatzleitung über die Situation an der Wuppertalsperre informiert wurde. „Daraufhin wurde die Bevölkerung in Rheindorf, Bürrig und Opladen um 3:51 Uhr über Nina und über Lautsprecherdurchsagen mit Fahrzeugen der Polizei informiert“. Eine Durchsuchung der Erdgeschosswohnungen sei „aus praktischen Gründen“ nicht möglich gewesen. Zumal eine Evakuierung des betroffenen Gebietes in der Nacht von der Einsatzleitung als zu gefährlich eingeschätzt wurde.

Unermüdlicher Einsatz

Dass man nur Glück gehabt habe, dass in Leverkusen in dieser Nacht niemand sein Leben im Hochwasser verloren hat, das will die Feuerwehr nicht auf sich sitzen lassen. „Wesentlich für den Einsatzerfolg war der unermüdliche und selbstlose Einsatz der ehrenamtlichen Frauen und Männer von Feuerwehr und Katastrophenschutz und deren Führung. Diese Tatsache als glücklichen Zufall darzustellen, würdigt diese Leistung herab.“

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