Interview mit Meg ’n Jez„Die Schule vernachlässigen wir nicht“

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Jez ist der Sohn des Toten-Hosen-Schlagzeugers Vom Ritchie, Meg (Megan Hill) lernte er im Urlaub mit seinen Eltern kennen.

Jez ist der Sohn des Toten-Hosen-Schlagzeugers Vom Ritchie, Meg (Megan Hill) lernte er im Urlaub mit seinen Eltern kennen.

Leverkusen – Meg, Jez: Ihr seid 17 und 15 Jahre jung, macht erst seit zwei Jahren gemeinsam Musik, habt aber schon Stadionkonzerte mit den Toten Hosen sowie eine eigene Tour hinter Euch. Was habt Ihr in dieser kurzen Zeit gelernt?

Jez: Routine und Sicherheit. Anfangs habe ich mich immer nur auf meine Akkorde konzentriert. Jetzt stehe ich auf der Bühne, höre mir unsere Songs genau an, achte dabei auf die Reaktion des Publikums und überlege schon, was wir besser machen können.

Meg: Ich habe früher zu viel nachgedacht. Mittlerweile lege ich einfach los mit dem Singen. Genauso ist es mit den Ansagen: Vor denen hatte ich anfangs noch große Angst. Heutzutage rede ich sofort drauflos. Und dann ist da ja noch das Training der Stimme: Ich bekomme jetzt auch die hohen Tonlagen hin.

Jez ist der Sohn von Vom Ritchie, dem Schlagzeuger der Toten Hosen. Er ist 15 und lebt in Düsseldorf. Meg (17) heißt eigentlich Megan Hill und lebt in Mannheim. Die beiden Familien lernten sich während eines Urlaubes auf Gran Canaria kennen – zu einem Zeitpunkt als Meg zweieinhalb Jahre und Jez elf Monate jung war. Die Eltern hielten den Kontakt aufrecht. Bei einem Besuch der Hills in Düsseldorf vor einigen Jahren spielten Meg und Jez nach eigenen Angaben „einfach so“ ein paar Lieder der Beatles und der US-Indierocker REM – und gründeten das Duo Meg’n Jez.

Die Toten Hosen nahmen Meg’n Jez 2012 und 2013 bei zahlreichen Konzerten ihrer „Krach der Republik“-Tournee ins Vorprogramm. Die Tour war mit über einer Million Zuschauern die erfolgreichste seit Bestehen der Band.

Das Debütalbum von Meg’n Jez, „Follow It Down“, erschien kürzlich beim von Vom Ritchie und seiner Frau Mary betriebenen Label „Drumming Monkey“. Es enthält – gänzlich akustisch arrangiert – Eigenkompositionen wie auch einige Coverversionen von Bands wie Oasis oder Radiohead.

Das Konzert von Meg’n Jez am Freitag, 4. Juli, im Burscheider Megaphon beginnt um 20 Uhr. Der Eintritt kostet fünf Euro. (frw)

www.megnjez.de

www.megaphon.de

Schock oder Traum – wie war Euer erster Auftritt mit den Toten Hosen?

Meg: Vor allem krass! Von den wenigen Leuten, vor denen wir bis dahin gespielt hatten, gleich hoch auf 3000 beim ersten Konzert in Bremen und hinterher auf über 30000 bei der „Krach der Republik“-Stadiontournee – da haben uns die Knie geschlottert. Ich hatte sogar nach dem Auftritt in Bremen noch das Gefühl, nicht richtig stehen zu können. Das war fast ein Nervenzusammenbruch.

Jez, Dein Vater ist der Schlagzeuger der Toten Hosen. Die Verbindung zur größten Rockband des Landes ist also naturgegeben. Aber: Wie kam es eigentlich, dass Ihr bei den deren Konzerten plötzlich nicht mehr nur vor, sondern auch auf der Bühne standet?

Jez: Bei einem unserer ersten kleinen Auftritte in Düsseldorf war auch Campino da. Wir gefielen ihm so gut, dass er uns nach dem Konzert im Backstageraum fragte, ob wir nicht mal als Vorband für die Hosen spielen wollten. Weil er schon ein paar Bierchen intus hatte, rief er am nächsten Tag sogar nochmal an: Er wollte sichergehen, dass wir das nicht als Scherz aufgefasst hatten.

Was ist denn – von der Zahl der Fans abgesehen – der größte Unterschied zwischen einem Auftritt mit den Hosen und einem eigenen Konzert?

Meg: Immer wenn wir bei den Hosen gespielt haben, war das Publikum schon aufgeheizt und hat ohnehin alles toll gefunden. Da mussten wir nichts anderes tun, als einfach zu spielen. Bei eigenen Konzerten dagegen müssen wir selber für die Stimmung sorgen.

Ist Euch das bisher stets gelungen?

Meg: Naja... Einmal, in Wilhelmshaven, herrschte Totenstille, als wir auf der Bühne standen. Das war schon beklemmend.

Was habt ihr gemacht?

Jez: Augen zu und durch. Ich habe mir gesagt: Du bist drei Stunden hierher gefahren. Du musst drei Stunden wieder zurückfahren. Also mach gefälligst das Beste draus. Sechs Stunden Fahrt für schlechte Stimmung – das sehe ich nicht ein. Da will zumindest ich Spaß haben.

Apropos Spaß: Euch haben jüngst die Leningrad Cowboys zu einem Konzert eingeladen. Bei diesen Jungs aus Finnland wird es ja schnell mal wild…

Jez: Oh ja!

Wie war sie, die Aftershowparty?

Jez: Wir wollten nach dem Auftritt eigentlich keine Party machen, weil wir zu müde waren. Das Problem: Die Cowboys hatten im Hotel gleich nebenan ihr Zimmer…

War es sehr laut?

Jez: So laut, dass an Schlafen nicht zu denken war.

Meg: Irgendwann stand einer von ihnen im Hummer-Kostüm bei uns im Zimmer, die Wodkaflasche in der Hand – und wir mussten mitfeiern. Zwar ohne Alkohol. Aber trotzdem ging das bis morgens um sechs. Als wir zum Frühstück runterkamen, sahen wir jedenfalls so fertig aus, dass sich die Cowboys, die schon am Tisch saßen, kaputtlachten.

Am 4. Juni gastiert Ihr ohne die Leningrad Cowboys und die Toten Hosen in Burscheid. Schon einmal dort gewesen?

Jez: Ganz ehrlich: Nein.

Wenn Ihr an diesem Abend im Megaphon spielt, steigt auch das Achtelfinale der Fußball-WM. Man könnte sagen: schlecht geplant…

Meg: Ach was, wir haben schon gespielt, wenn zeitgleich Champions League war!

Jez: Und sind schon in Berlin aufgetreten, als da zeitgleich Die Ärzte ein Konzert gaben. Da war bei uns trotzdem die Bude voll. Und ein paar Wochen später kam dann Bela B., der Schlagzeuger der Ärzte, sogar bei einem unserer Konzerte vorbei.

Wie ist es mit Deinem Vater, Jez: Schaut er sich jedes Eurer Konzerte an?

Jez: Wenn er nichts anderes Wichtiges zu tun hat: Ja.

Und Hosen-Fans – kommen die auch zu Euren Auftritten?

Meg: Das passiert durchaus. Und es gibt zudem die Hosen-Ultras, also die ganz treuen Fans. Die machen auch abseits der Konzerte viel Werbung für uns.

Jez: Eigentlich haben wir bei jedem Konzert ein oder zwei Leute, die uns hinterher sagen: Ich habe Euch schon bei diesem und jenem Hosen-Konzert gesehen und bin deshalb hergekommen.

Nervt es Dich denn, wenn Leute sagen: Ich bin gekommen, weil Du der Sohn des Hosen-Schlagzeugers bist?

Jez: Ins Gesicht hat mir das noch keiner gesagt. Aber das würde mir auch nichts ausmachen. Schließlich hat das ja auch seine Vorteile...

Meg: Eben: Die Bude wird voll.

Jez: So ist es. Aber ernsthaft: Das ist völlig in Ordnung. Ich würde allerdings niemals auf eigene Faust auf jemanden zugehen und ihm sagen: Hör’ mal, ich bin der Sohn des Hosen-Schlagzeugers! Das wäre mir peinlich. Andere erzählen ja auch nicht, was ihr Vater so macht.

Zum Beispiel: Musik. Wie ist das: Wolltet Ihr beide immer schon Musiker werden?

Meg: Ich schon. Ich hatte schon früh den Wunsch, Sängerin zu werden. Nur haben mir die Leute meist gesagt, dass ich dafür viel zu viel Angst hätte.

Jez: Bei mir war das gar nicht klar. Bevor ich angefangen habe, Gitarre zu spielen, hatte ich eigentlich kein großes Interesse an Musik.

Nicht mal am Schlagzeugspielen, so wie Dein Vater?

Jez: Nein. Ich habe zwar das zwar mal ausprobiert, aber das war nur Draufhauen. Mein Interesse fing erst ab der vierten Klasse an. Ich hatte kein richtiges Hobby und war in keinem Sportverein – und dann hat mir Kuddel, der Gitarrist der Hosen, meine erste Gitarre geschenkt. Ein kleine für Kinder. Von da an ging es los.

Wo Du gerade von der „vierten Klasse“ sprichst: Wie sieht es bei Euch eigentlich mit der Schule aus?

Meg: Die ist sehr wichtig. Ich mache nächstes Jahr mein Abitur.

Jez: Die vernachlässigen wir nicht. Unsere Konzerte sind ja meist am Wochenende. Und getourt sind wir in den Ferien. Außerdem achten unsere Eltern schon darauf, dass wir auch noch andere Dinge neben der Musik machen.

Das Gespräch führte Frank Weiffen

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