Jazztage 2019Andreas Kümmert mit Stimmgewalt und Humor

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Sänger und Gitarrist Andreas Kümmert überzeugte in Begleitung von Schlagzeuger Michel Weippert im Opladener Scala.

Sänger und Gitarrist Andreas Kümmert überzeugte in Begleitung von Schlagzeuger Michel Weippert im Opladener Scala.

Leverkusen – Das Scala ist brechend voll, aufgeheizte Erwartung liegt in der Luft. Andreas Kümmert betritt die Bühne, gemeinsam mit seinem kurzfristig eingesprungenen Schlagzeuger Michel Weippert. Vom Stimmen der Gitarre geht Kümmert über in eine leise Melodie, dann kommt das Stück in Fahrt. Die Menge jubelt nach der ersten gesungenen Zeile, und diese Stimme hat wirklich allen Jubel verdient. Im ersten Song, „Simple Man“, steht schon der erste souveräne Gitarrenwechsel an – eine Saite ist gerissen.

Als Andreas Kümmert nach dem Stück das Publikum grüßt, tritt direkt eine weitere Qualität hervor: Die Anmoderationen sind humorvoll, es gibt einen Witz nach dem anderen. Kümmert lässt über sich selbst lachen, und vor allem immer wieder über die Musik, die er macht.

Und auch etwas Jazz

Der Gemündener spielt selbst Schlagzeug seit er neun ist, das Gitarrespielen begann er mit 13, mit 15 schrieb er seine eigenen Songs. Für sein Album „The Mad Hatters Neighbor“ spielte er als Multi-Instrumentalist alle Instrumente selbst ein. Sein Oeuvre ist abwechslungsreich; es gibt einen Blues in blau, amerikanische Rock-Klassiker und eigene so wie gecoverte Singer-Songwriter-Stücke. „Ich bin nicht so genrespezifisch“, erklärt Kümmert zwischen zwei Stücken, und nach einer Pause: „Ich mag auch Jazz.“ Ein paar freie Zupftöne auf der halbakustischen Gitarre gehören dann auch dazu, „Wir sind ja schließlich auf einem Jazz-Festival!“

Alles zum Thema Eurovision Song Contest

Im Laufe des Abends kann man sich immer abwechselnd freuen: Auf das nächste Stück, und auf die nächste Humor-Einlage. „Easy Like Sunday Morning“ findet großen Anklang, sowie Elton Johns „Rocket Man“, für dessen Interpretation Kümmert schon bei seiner Teilnahme in der Casting-Show „The Voice of Germany“ gerühmt wurde.

2015 trat er vom Vorentscheid für den Eurovision Song Contest aufgrund einer Angststörung zurück. Davon zeigt er nichts auf der Bühne; selbstbewusst unterhält er das ganze Scala.

Gekonnt improvisiert

Die Saitenenden tanzen an der Stimmmechanik, Kümmert überrascht mit einem schrebbeligen Effektgerät. Jemand niest, Kümmert ruft „Gesundheit!“ – „Danke“, tönt es zurück. Ständig gibt es etwas zu schmunzeln oder laut zu lachen, das Publikum fühlt sich wohl. In der Pause wünscht sich jemand „Purple Rain“ – von Kümmert und Weippert kurzerhand sogar mit gekonntem Duett umgesetzt. Auch die eigene aktuelle Single, „Something in my Heart“, ist eingängig und stilistisch perfekt gesungen.

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Derweil starrt ein großes Auge, eingelassen in ein menschliches Herz, durch die Nebelschwaden von der Bühne herunter – Kümmerts neues Markenzeichen. Hängen bleibt der Blick aber doch immer wieder am Mann des Abends, fasziniert von seiner Stimmgewalt. Zur Zugabe lassen sich die Musiker nicht lange bitten, die Menge johlt und klatscht. Schließlich verbeugen sich die beiden Arm in Arm in alle Richtungen – auch nach hinten zum Bühnenvorhang.

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