Leverkusener JazztageQuerbeat begeisterte Publikum mit Konfetti und Bierkisten

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Immer in Bewegung sorgte Querbeat für beste Stimmung im Saal.

Immer in Bewegung sorgte Querbeat für beste Stimmung im Saal.

Leverkusen – Ist das Jazz, wenn man den Beat im ganzen Körper spürt? Wenn bereits das erste Lied mit Konfettiregen beginnt? Wenn Musiker und Zuschauer auf aufgeblasenen Riesenflamingos durch den Saal surfen? Und die wohl bekannteste Liedzeile „Ohohoh Tschingderassabum“ lautet? Nein, sicher nicht im klassischen Sinn. Aber am Freitagabend hat sich im Terrassensaal des Forums gezeigt, warum eine Band wie Querbeat hier dennoch genau richtig ist: bei den Leverkusener Jazztagen.

Ein Argument liefert der Frontmann der 13-köpfigen Combo direkt zu Beginn, als er seine Begeisterung über das zahlreiche Erscheinen zum Ausdruck bringt. „Wir haben gehört, dass das Konzert in Rekordzeit ausverkauft war“, jubelt Jojo Berger. Als Einziges übrigens. Und so erwähnt Berger im Laufe des Konzerts bestimmt ein dutzend Mal die Leverkusener Jazztage – so dass diese nun auch den zahlenmäßig überlegenen Kölnern im Publikum ein fester Begriff sein dürften.

Der Konfettiregen im Leverkusener Forum schien den Fans von Querbeat sichtlich Freude zu bereiten.

Der Konfettiregen im Leverkusener Forum schien den Fans von Querbeat sichtlich Freude zu bereiten.

Eingebrannt hat sich dieser Abend bei den Anwesenden in jedem Fall. Schon bevor die 13 Musiker auf die Bühne kommen, ist es heiß im vollen Terrassensaal – und die Combo hat es darauf angelegt, der Menge bis aufs Äußerste einzuheizen. Das geht einfach mit dem Karnevalshit „Nie mehr Fastelovend“ – spätestens ab hier folgt die Masse begeistert jeder Anweisung: Jetzt Springen! Hinsetzen! Wo sind Eure Hände? Alles wird mit vollem Einsatz mitgemacht.

Schnell wird klar, dass Querbeat viel mehr ist als Konfetti und Tschingderassabum. Brasspop nennt sich das, was die Bonner auf die Bühne bringen: Popmusik auf der Basis von Blechblasinstrumenten – eine Verbindung zum Jazz.

Instrumenten-Power

Vier Trompeten, zwei Saxophone, zwei Posaunen, eine Helikontuba, die den Musikern um die Schulter gelegt wird, ein Mellophon aus der Gruppe der Hörner, dazu Schlagzeug, E-Gitarre und E-Bass. Eine gewaltige Kombination, deren Klang mitreißt. Und besonders in den leiseren Passagen erahnen lässt, wie schwer das sein muss, was so selbstverständlich zusammengehörend klingt.

Etwa als alle 13 Musiker sich plötzlich auf Bierkisten mitten im Publikum im Innenraum aufbauen und die Umstehenden nicht nur dem wunderschönen Text und der Melodie von „bunte Pyramiden“ lauschen, sondern auch Schweißperlen und aufgeblasene Wangen aus nächster Nähe bewundern können. Viel Show wird auch geboten, bis auf die Bierkisten-Einlage stehen die Musiker niemals still, die Blasinstrumente sind nicht nur für die Musik zuständig, sondern dienen auch als Tanzpartner und choreographisches Element. Das Publikum – in weiten Teilen äußerst textsicher – immer dabei. Aber Querbeat ist nicht nur Party, sondern auch Politik. „Mehr Freaks braucht das Land“, fordern sie und meinen damit Menschen, die eine Meinung haben und bereit sind, für ihre Überzeugung auch auf die Straße zu gehen.

„Volle Unterstützung für Fridays for Future“, ruft Jojo Berger ins Mikrofon. Und hält bei „Heimatkaff“ am Ende die europäische Flagge hoch. Als Zugabe gibt es „Randale und Hurra“, den Titelsong des aktuellen Albums, das es bis auf Platz sieben der deutschen Albumcharts geschafft hat. Ermattet vom letzten Hurra scheinen einige Musiker nicht mehr in der Lage für eine weitere Zugabe. Doch es ist das letzte Großkonzert des Jahres für die Bonner Band, ab sofort sind sie im Kurzauftritt-Dauerstress der fünften Jahreszeit. Und so gibt es noch den Rausschmeißer „Letzter Song“. Danach zeigt sich das beste Argument für den Auftritt von Querbeat auf den Jazztagen: 2000 Menschen, die durchgeschwitzt und dampfend, aber glückselig, in die kalte Nacht gehen.

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