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Ozzy Osbourne goes Bluenotes bei den JazztagenEin Abend der pulverisierten Grenzen in Leverkusen

Lesezeit 2 Minuten
Jazz/Takes Supergroup um Saxofonist Bill Evans und Bassist Darryl Jones bei den Leverkusener Jazztagen

Die Jazz/Takes Supergroup um Saxofonist Bill Evans und Bassist Darryl Jones pulversisieren Genregrenzen.

Die Jazz/Takes Supergroup um Saxofonist Bill Evans sowie Jazz Sabbath gastieren im Erholungshaus und offenbaren nicht nur hochklassigen, sondern maximal humorvollen Jazz.

Es ist ja durchaus schon viel los gewesen bei diesen Jazztagen. Musikalische Grenzen wurden ausgelotet. Manchmal wurden sie sogar überschritten. Doch an diesem Abend im Erholungshaus werden sie zum ersten Mal im Laufe dieses 43. Festivals seiner Art: pulverisiert.

Und das auf eine für den Jazz – als mit Klischees behaftetem Genre des in sich gekehrten und in heiligem Todernst Tonleitern entlangpurzelnden Genius – denkbar ungewöhnliche Art: nicht nur mit Leidenschaft, sondern mit einer maximalen Menge an Humor und in Arrangements verpackter Augenzwinkerei.

Ozzy goes Bluenotes

Da wären zum Auftakt Jazz Sabbath aus dem englischen Birmingham, deren Existenz darauf beruht, Songs der Doom-Metal-Urgesteine Black Sabbath ins Jazz-Gewand zu kleiden. Ozzy Osbourne goes Bluenotes. „Paranoid“ und „Iron Man“ klimpern übers Piano. Und das alles verpackt in die Legende, die Metaller höchstselbst hätten dereinst die Jazz-Sabbath-Song geklaut, sie durch Verzerrer gejagt und im Rock eine Weltkarriere gestartet. Krude und kurios ist das. Irrwitzig sowieso.

Jazz Sabbath um Pianist Adam Wakeman gastierten im Rahmen der 43. Leverkusener Jazztage im Erholungshaus.

Jazz Sabbath um Pianist Adam Wakeman gastierten im Rahmen der 43. Leverkusener Jazztage im Erholungshaus.

Und passend dazu sieht Bandleader Adam Wakeman bewegungs- und frisurentechnisch dann auch noch so ein wenig wie Rolf, der klavierspielende Hund aus der „Muppets Show“, aus. Nur dass er selbstredend noch genialer spielt und diesen Abend der Grenzpulverisierer souverän einleitet.

Grunge, Rock, Soul

Für den Hauptact ist die Bühne im zur Hälfte gefüllten Erholungshaus damit bereitet. Die Jazz/Takes Supergroup führt den eingeschlagenen Weg nämlich fort. Neben eigenen Songs widmen sie sich Klassikern der popmusikalischen Historie, die den Grunge, alternativen Rock oder Soul abdecken. Nirvanas bahnbrechendes Epos des Aufbegehren, „Smells like teen spirit“, haben sie ebenso als Jazz-Wahnsinn drauf wie Soundgardens „Black Hole Sun“, Patti Smiths „Dancing barefoot“ oder Seals „Kiss from a rose“. „Jean Pierre“ von Miles Davis wiederum rumpelt und basst im gewaltigen Fusion-Sound durch den Saal.

Und Bandleader Bill Evans gemahnt mit seinem sportlichen Äußeren und dem Bandana um die Stirn an den Bruce Springsteen der „Born in the USA“-Zeit, der sich damals, in den 1980ern, anschickte, zur ganz großen Rock-Geste auszuholen. Ein hoch intensives Konzert, das dankbare, lauten Applaus spendende Gäste in die Nacht entlässt und den dezent beseelten Evans zum Loblied auf die Jazztage anheben lässt: „One of the great festivals! A real classic!“ Ein Klassiker. Wohl wahr. Was nicht zuletzt auch an genau  solchen Konzerten liegt.