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Bilder vom ZugNe Draum wäd wohr: Endlich wieder Schull- und Veedelszoch in Schlebusch

Lesezeit 4 Minuten
Verkleidete in Feuerkostümen

Größte Fußgruppe: Die Waldschule unter dem Motto: „Wir brennen für unseren Traum.“

Schlebusch feiert bunt und ausgelassen Geburtstag und die Rückkehr des Karnevalszuges.

Zwei Jahre lang strahlte die Sonne am Karnevalssamstag vom blauen Himmel. Kein Regen. Aber auch: Kein Konfetti. Keine Kamelle.

An diesem Samstag ist der Himmel wieder grau, es nieselt, wie die Schlebuscher es von den Schul- und Veedelszügen der jüngeren Vergangenheit gewöhnt sind. Doch dafür strahlen die Gesichter. „Das Wetter is ejal, Hauptsache, wir haben unseren Zoch!“, sagt Lilo Schmitz, Vorsitzende der KG Grün-Weiß Schlebusch, lachend. Und die Kindertanzgruppe der „Schlebuscher Pänz“ folgen ihr mit Begeisterung in die Menge, die schon am Straßenrand wartet. 35.000 Zuschauer schätze die Polizei, und auch wenn das weniger wären als in den Vor-Corona-Jahren, tat das der Stimmung keinen Abbruch.Wie es sich gehört für eine ordentliche Geburtstagsfeier zum 88-jährigen Bestehen der KG Grün-Weiß Schlebusch, die in dieser Session feiert unter dem Motto: „Ne Draum wäd wohr – 8x11 Johr“

Es ist eine bunte Geburtstagsfeier: Gleich zwei Gruppen kommen als farbenfrohe Geschenke: die 74-köpfige Fußgruppe „Spaß an d'r Freud“ und die ähnlich große Gruppe der GGS Morsbroicher Straße. Letztere hatte in weiser Voraussicht ihre Geschenkverpackungen aus wasserabweisendem Material gebastelt. Und mit liebevoll gestaltetem Kopfschmuck garniert. Die KG Klinikum nimmt das „Traum“-Thema auf: Eine übergroße Meisterschale fährt auf ihrem Wagen mit. Bayer 04  Leverkusen selbst war mit dem englischen Bus im Zug unterwegs – zumindest zu Beginn, am Ende klaffte eine Lücke, wo eigentlich der Fußball-Bus rollen sollte. Mit 18 Fußgruppen, 16 Wagen, fünf Musikkapellen und insgesamt etwa 1350 Teilnehmenden erreichte der Zug nicht die Länge der Vor-Corona-Jahre. Allerdings gibt es für das nächste Jahr bereits weitere Voranmeldungen, berichtet Zugleiter Andreas Beljan, der damit optimistisch ins nächste Jahr schaut. „Bleibt für den Veranstalter das große Problem der Zugfinanzierung“, resümiert Hans-Peter Teitscheid, Pressesprecher der KG. 

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Finanzspritze von der Stadt

Das war bereits in diesem Jahr ein großes Thema für den Zug, der im Gegensatz zum Wiesdorfer und Opladener Zug alleine von der lokalen KG Grün-Weiß Schlebusch organisiert wird. Eine Finanzlücke von  30.000 bis 35.000 Euro bezifferte Pressesprecher Hans-Peter Teitscheid noch im September und startete einen Spendenaufruf: „Wenn jeder Zuschauer nur einen Euro spendet, ist die Finanzierung gesichert.“ Wenn das an diesem Samstag geschehen sein sollte, sind die Züge für die nächsten Jahre gesichert. Wegen der langen Corona-Pause waren dem Karnevalsverein Strukturen abhandengekommen, die Politik sponserte den Schlebuscher Zug (ebenso wie Hitdorf, Wiesdorf und Opladen) mit 10.000 Euro. Eine einmalige Finanzspritze, wie alle Seiten betonten.

Wir haben nur zwei Mal aufgerufen: Alle wollten mitmachen
Norbert Reinkober, Waldschule

Von Motivationsproblemen, wie man sie aus anderen Gruppen nach der langen Pause hörte, kann bei der GGS Waldschule nicht die Rede sein, die in Feuerkostümen den Zug erleuchtet. Motto: „Wir brennen für unsere Träume.“ Und das sehr zahlreich. „Wir haben zwei Aufrufe gemacht“, sagt Norbert Reinkober, der die Fußgruppe der Schule organisiert hat. „Und alle wollten mitmachen.“ Normalerweise sei die Waldschule mit 80 bis 90 Personen beim Zoch dabei gewesen, dieses Jahr waren es 205. Und damit die größte Gruppe im ganzen Zug.

„Es war ein unfassbares Erlebnis“, sagt Vater Reinkober im Ziel und Tochter Alexandra, sechs Jahre, hat keine Worte mehr für das Erlebte, kann nur noch grinsen. Für die Erstklässlerin war es der erste Karnevalszug überhaupt. Vergessen wird sie dieses Erlebnis bestimmt nicht. Und falls die Erinnerung doch verblasst, gibt es im nächsten Jahr eine Auffrischung: „Auch wenn es sauviel Arbeit ist, wir machen das im nächsten Jahr auf jeden Fall wieder“, verspricht Norbert Reinkober. Rund 100 Stunden hat er in der Zoch investiert, schätzt er. Und jede habe sich gelohnt.

Schlebusch hat zu meinen Gunsten verzichtet, da war es für mich klar, dass ich auch für die Schlebuscher da sein will
Prinz Marijo I.

Während tausende glückliche Kinder ihre randvoll gefüllten Kamellebüggel nach Hause schleppen, atmet Prinz Marijo I. erste einmal durch. Nun hat er sich einen weiteren Eintrag in die Geschichtsbücher des Leverkusener Karnevals verdient. Die längste Amtszeit hat er nach zwei Jahren im Wartestand ja ohnehin sicher. Jetzt ist er auch der erste Leverkusener Prinz, der im Schlebuscher Zug mitgefahren ist.

„Schlebusch hat zu meinen Gunsten verzichtet, da war es für mich klar, dass ich auch für die Schlebuscher da sein will“, sagt Marijo Klasic. Denn eigentlich wäre die KG Grün-Weiß in ihrem Jubiläumsjahr dran gewesen, den Prinzen zu stellen. Aber Marijo sollte eine ordentliche Session bekommen, mit allem drum und dran, entschieden die Vereinsverantwortlichen und zogen ihren Anspruch zurück. Und deswegen will Prinz Marijo I. jetzt alles mitnehmen, was geht: „Drei Amtszeiten, drei Züge – das passt doch!“, sagt er. „So oft wie heute habe ich noch nie Menschen meinen Namen rufen hören.“  

Und so zeigt sich am Ende für alle: Der schönste Regen, das ist doch der Kamelle- und Konfettiregen. Alles andere ist an diesem Tag egal.

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