Kein Geld oder VerwandteSo viele Menschen werden in Leverkusen anonym bestattet

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Das anonyme Gräberfeld auf dem Friedhof Reuschenberg

Leverkusen – Wer sich seine eigene Beerdigung vorstellt, wird vermutlich im Geiste den Kreis seiner Familie um das Grab herumstehen sehen. Doch wer keine Verwandten hat oder wenn das Geld für die Beerdigung fehlt, der wird anonym bestattet. 

Welche Fälle verbergen sich hinter anonymen Bestattungen?

Es gibt Menschen, die sterben und keine (nahen) Angehörigen mehr haben, die sich um das Begräbnis kümmern können. Die Stadt Leverkusen übernimmt hier die Kosten für die Beerdigung, wenn keine Verwandten mehr am Leben oder diese nicht aufzufinden sind. Gleiches gilt für den Fall, dass es Angehörige gibt, die aber kein Geld für die Beerdigung haben oder wenn der Verstorbene oder die Verstorbene nicht genügend hinterlassen hat. Auch dann kann die Stadt nach einem Nachweis die Kosten übernehmen.

Doch man kann sich auch noch zu Lebzeiten für eine anonyme Beerdigung entscheiden, zum Beispiel, wenn jemand Angehörige hat, ihnen aber nicht mit der Grabpflege zur Last fallen will oder wenn sie so weit weg wohnen, dass sie sich nicht kümmern können. Das Prozedere ist das gleiche wie bei Menschen, die komplett alleine sterben, doch es sind auch Trauerfeiern möglich. Vorteil ist hier, dass eine solche Form des Begräbnisses deutlich günstiger ist als eine klassische Bestattung.

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Der Friedhof Reuschenberg: Hier gibt es eine eigens ausgewiesene Fläche für anonyme Gräber.

Wie viele Personen werden in Leverkusen anonym bestattet?

137 anonyme Bestattungen gab es 2021 in der Stadt Leverkusen. Darunter sind 51 Verstorbene, für die die Stadt die Kosten übernommen hat. Die Summe beläuft sich hier auf insgesamt 57.000 Euro. 2020 hat die Stadt 168 anonyme Beerdigungen durchgeführt, für 61 von ihnen hat die Stadt die Kosten übernommen, 2019 waren es 156, darunter 56 Fälle, in denen die Stadt gezahlt hat.

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Wie sieht eine anonyme Bestattung aus?

Sie fällt schlicht aus: Friedhofsangestellte der Stadt heben ein Loch auf dem Friedhof Reuschenberg aus, es gibt keine Trauerfeier, keine Markierung zeigt an, wo genau die Toten liegen, hinterher wird Rasen drübergesät. Der Friedhof Reuschenberg sei der einzige, auf dem anonyme Beerdigungen stattfänden, erklärt Stadtsprecherin Julia Trick, es gebe hier einen eigens ausgewiesenen Bereich.

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Wie kann man dieser Verstorbenen gedenken?

Zum Beispiel bei einer ökumenischen Trauerfeier am Sonntag, 23. Oktober, um 14 Uhr in der Kapelle des Friedhofs Reuschenberg: Hier wird den Verstorbenen der letzten zwölf Monate gedacht, die ohne Angehörige bestattet wurden. Teilnehmen werden Stadtdechant Heinz-Peter Teller, Superintendent Bernd-Ekkehart Scholten und Oberbürgermeister Uwe Richrath. Alle Namen dieser Menschen werden vorgelesen, um ihnen die letzte Ehre zu erweisen. Anschließend können die anwesenden Trauergäste Lichter für die Toten anzünden. Am anonymen Gräberfeld wird Richrath für die Stadt Leverkusen einen Kranz niederlegen. Gäste sind herzlich eingeladen.

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