Die Lage ist düster und die Aussichten sind aus Sicht der Unternehmen auch schlecht. Die IHK fordert endlich wirksame Reformen der Bundesregierung.
KonjunkturWirtschaft beurteilt Lage in Leverkusen und Rhein-Berg schlecht

Andreas Zieger und Hauptgeschäftsführer Uwe Vetterlein (v.l.) von der Industrie- und Handelskammer Köln
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Zu Beginn der Vorstellung der Herbst-Konjunkturumfrage kleidete Uwe Vetterlein, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer zu Köln (IHK), seine Ausführung noch in ein lyrisch anmutendes Herbstbild: So wie die Blätter fallen, fällt auch die Stimmung in den Unternehmen, sagte Vetterlein in der IHK-Geschäftsstelle auf der Schusterinsel. Es habe im Frühjahr ein bisschen Hoffnung auf einen konjunkturellen Aufschwung gegeben, fuhr er fort. „Doch die ist komplett verpufft.“
In Zahlen heißt das: Die Leverkusener Unternehmen in Industrie, Handel und Dienstleistungsgewerbe beurteilen ihre Lage zu knapp einem Drittel als schlechter als im Vorquartal. Gut zwei Fünftel der befragten Unternehmen (42 Prozent) schätzt seine Lage als gleichbleibend ein, gut ein Viertel (27 Prozent) als besser als zuvor. Ähnlich die Lage im Rheinisch-Bergischen Kreis. Das ist zwar, verglichen mit dem Gesamtbezirk der IHK, ein klein wenig besser. Aber deshalb nicht gut.
Verdüstert haben sich auch die Annahmen für die weitere Geschäftsentwicklung in den kommenden zwölf Monaten. Hier schätzen 26 Prozent der befragten Unternehmer, dass sich die Entwicklung verschlechtert. Zwar gehen 13 Prozent von besseren Geschäften aus und 61 Prozent erwarten ein gleichbleibendes Geschäftsniveau. Im Saldo ist die Erwartungshaltung aber damit um 13 Punkte zurückgegangen.
Entsprechend gering ausgeprägt ist die Investitionslust der befragten Unternehmen. In der Summe sind alle Entwicklungslinien, die die IHK regelmäßig abfragt, wieder unter die 100er-Linie im Index gerutscht, oberhalb derer die IHK überhaupt erst von einem wirtschaftlichen Wachstum ausgeht. „Vom Herbst der Reformen ist in den Unternehmen bislang verhältnismäßig wenig zu sehen. Die Stimmung hat sich abgekühlt“, so Vetterlein, der als Hauptursache für das Dilemma die sinkende Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen ausmacht. Die wiederum liegt aus Sicht der IHK unter anderem an den immer noch zu hohen Energiekosten, ein Faktor, der vor allem der energieintensiven Chemieindustrie in Leverkusen zu schaffen macht, und der „überbordenden Bürokratie“.
Zugleich gibt es weiterhin viele Unternehmen in Leverkusen und Rhein-Berg, die einfach nicht die nötigen Fachkräfte finden. Sowohl in der Stadt als auch im Kreis nennt gut die Hälfte der befragten Betriebe den Fachkräftemangel als größtes Geschäftsrisiko. Noch größere Risiken sehen die Unternehmen nur in der Inlandsnachfrage – Leverkusen: 67 Prozent, Rhein-Berg: 60 Prozent – und in den Arbeitskosten – Leverkusen: 54 Prozent, Rhein-Berg: 60 Prozent.
Vetterlein: „Die Zahl der Jugendlichen, die einen gewerblich-technischen Beruf ergreifen, geht zurück.“ Auch die fehlende Verlässlichkeit der Betreuung in Kindertagesstätten lasse viele Unternehmen verzweifeln. Eine zuverlässige Betreuung mit Zeiten, die an die Bedürfnisse der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und letztlich der Betriebe angepasst seien, würde mehr Menschen Vollzeitarbeit ermöglichen, die bislang in Teilzeit arbeiteten.

