Krippenweg in SchlebuschLeverkusener Kirchen suchen kreative Ideen für Weihnachten

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Die Hirten auf dem Weg zur Krippe nach Bethlehem – in diesem Jahr als Video der evangelischen Gemeinde Steinbüchel.

Die Hirten auf dem Weg zur Krippe nach Bethlehem – in diesem Jahr als Video der evangelischen Gemeinde Steinbüchel.

Leverkusen – Update 21. Dezember: Die Mehrheit der evangelischen Gemeinden in Leverkusen, Leichlingen und Burscheid hat beschlossen, ihre Gottesdienste ab sofort für die Zeit des Lockdowns als Hör- oder Videoformate und mit anderen Aktionen zu feiern – und die Präsenzgottesdienste abzusagen. Bitte informieren Sie sich im Internet auf den jeweiligen Seiten der Gemeinden, ob noch ein Präsenzgottesdienst an Weihnachten stattfindet.www.kirchenkreis-leverkusen.de

Auch der Krippenweg an der Friedenskirche in Schlebusch wird nicht als Präsenzveranstaltung vor Ort stattfinden, sondern nur online.

„Weihnachten fällt dieses Jahr aus.“ Das hat der Schlebuscher Pfarrer Gunnar Plewe im Spätsommer auf die Frage von Jugendlichen nach dem diesjährigen Fest geantwortet. „An Weihnachten wollen die Menschen dicht gedrängt in der Kirche sitzen und gemeinsam singen, das geht dieses Jahr nicht.“ Die Evangelische Jugend Schlebusch war schockiert: „Dann müssen wir uns eben etwas einfallen lassen.“

Herausgekommen ist die Idee, dass die Leverkusener sich selbst auf den Weg nach Bethlehem begeben sollen, um sich schätzen zu lassen. Coronakonform nach Voranmeldung im Haushaltsverbund. Der Krippenweg an der Friedenskirche in der Waldsiedlung beginnt an einem großen Tor am Eingang, wo die Menschen sich registrieren. „Ist ja einen Volkszählung, und so haben wir auch direkt die Daten“, sagt Plewe. Von dort aus gehen die Besucher durch das Gelände und Gemeindezentrum. „So, als wären Maria und Joseph gerade vor Ihnen durchgekommen.“

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Man begegnet mürrischen Herbergsleuten, müden Hirten, folgt dem Stern zu den Engeln, die die Frohe Botschaft verkünden, bis zur Krippe und dem anschließenden Segen durch Pfarrer Plewe. Rund 30 Jugendliche der Evangelischen Jugend (ejs) und der aktuellen Konfirmanden sind daran beteiligt – als Schauspieler, Kostümdesigner und Bühnenbildner. In den Kulissen steckt wochenlange Arbeit, selbst ein pensionierter Szenenbildner des WDR konnte für die Arbeit gewonnen werden.

„Wir alle lieben die vollen Weihnachtsgottesdienste und so bleibt natürlich auch eine Traurigkeit, dass es das alles in diesem Jahr nicht geben wird“, sagt Plewes Kollege, Pfarrer Jürgen Dreyer. Aber er empfindet auch Freude. Darüber, wie viel Kreativität die Krise hervorgebracht hat, damit trotz allem der Geist der Weihnacht nicht verloren geht. „Die Geschichte in Bethlehem war ja auch eine zugige Angelegenheit“, sagt Dreyer. „Vielleicht kann sich bei einigen so auch der Blick auf Weihnachten neu öffnen.“

Wie viel Gottesdienst geht noch? Schon zu Ostern gab es Videoübertragungen aus der Kirche als Ersatz.

Wie viel Gottesdienst geht noch? Schon zu Ostern gab es Videoübertragungen aus der Kirche als Ersatz.

Nach dem Krippenweg, der von 14 bis 16.30 Uhr geöffnet sein soll, hält Pfarrer Gunnar Plewe ab 18 Uhr an der Friedenskirche einen Freiluftgottesdienst, der auch ins Internet übertragen wird. Pfarrer Dreyer ist derweil mobil unterwegs: Er hält auf dem Marktplatz in Schlebusch (15 Uhr) und dem Graf-Gaelen-Platz in Alkenrath (16.30 Uhr) kurze Freiluft-Gottesdienste. „Ich habe ein Quartett und eine Sängerin dabei, die schöne Musik machen und halte eine kurze Ansprache mit Segen“, erklärt der Pfarrer. Mehr als 20 Minuten soll das nicht dauern, schließlich müssen alle Besucher stehen.

Gegen Gottesdienste in den Kirchen haben sich die Schlebuscher Protestanten entschieden, weil sie dort nur wenige Leute hätten einlassen können. „Normalerweise erreichen wir an Heiligabend 2000 bis 2200 Leute, jetzt hätten wir in die Friedenskirche nur etwa 70 lassen dürfen“, sagt Dreyer. Und dafür, dass bei bekannten Weihnachtsliedern unter der Maske nicht doch mitgesungen wird, kann er auch nicht garantieren. Also lieber nach draußen: „Entscheidend bei der Planung war für uns die Aussage, dass die Ansteckungsgefahr drinnen um das 20-fache höher ist, als draußen.“

Alles im Freien

Auch die Steinbücheler Gemeinden setzen auf Frischluft – und das im großen Stil. Ein ökumenischer Familiengottesdienst soll auf dem Fußballplatz des SV Bergfried stattfinden. „Am evangelischen Gemeindezentrum haben wir keinen Platz für einen Freiluft-Gottesdienst, das hätte nur Chaos gegeben“, sagt Pfarrer Michael Lehmann-Pape. Und da seine Kinder bei Bergfried Fußball spielen, sei man da ins Gespräch gekommen – und auf offene Ohren gestoßen.

Der Kunstrasenplatz wird mit einer Bühne, Beleuchtung und Leinwand ausgestattet. Auf letzterer wird das Krippenspiel gezeigt, das vorab als Film aufgenommen wird. „Wir können ja nicht mit 20 Kindern und Jugendlichen auf die Bühne, da kann man die Abstände nicht einhalten“, erklärt Lehmann-Pape. Im Publikum sollte das kein Problem sein. Das Gelände ist 7000 Quadratmeter groß, darauf werden Rechtecke markiert, in die sich Familien bis zu sechs Personen gemeinsam stellen können, die Rechtecke haben mindestens zwei Meter Abstand voneinander. 350 Menschen haben so Platz.

Die Gemeinden haben dafür eine Eventagentur gebucht, das sei mit freiwilligen Helfern nicht zu stemmen . „Das ist sehr teuer und wird sich so nicht dauerhaft machen lassen“, sagt Lehmann-Pape. „Aber die Zeit ist schon belastend genug, da muss man sich für Weihnachten etwas einfallen lassen.“

Und in jeder Krise steckt ja auch eine Chance. „Ich denke, dass wir mit diesem Gottesdienst auch Leute erreichen, die sonst nicht in die Kirche kommen, vom Fußballverein oder den Schützen nebenan.“ Für die älteren Kirchgänger werden auch zwei Christvespern mit Voranmeldung (17.30 und 18.30 Uhr) im evangelischen Gemeindezentrum angeboten.

Wenn er sich Weihnachtswetter wünschen dürfte, wäre das 30 Zentimeter Neuschnee auf dem Kunstrasen und Sonne bei Null Grad, sagt Pfarrer Lehmann-Pape. Aber auch bei Regen wird das Programm durchgezogen. „Als zwischenzeitlicher Wahl-Kölner sage ich: Beim Rosenmontagszug hat auch noch niemand gesagt, da gehe ich bei Regen nicht hin. Dann zieht man eben Gummistiefel an.“

Hohe Schuhe sind auf dem Kunstrasenplatz ohnehin nicht erlaubt.

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